Eine Frau in blauer Kleidung steht in einem Kreißsaal und lächelt in die Kamera.

Sachsen So warten die Hebammen in Dresden aufs Christkind

Stand: 24.12.2024 09:00 Uhr

Reichlich 2.000 Kinder werden jedes Jahr im Dresdner Uniklinikum geboren. Doch nur die wenigsten sind Christkinder und kommen genau am 24. Dezember zur Welt. Damit alles gut klappt, sind die Hebammen des Uniklinikums auch am Heiligen Abend unermüdlich im Einsatz. Dabei beobachten sie ein interessantes Muster, zu welcher Tageszeit die Kinder an diesem besonderen Tag häufig auf die Welt wollen.

Von Stephan Hönigschmid, MDR SACHSEN

Den Heiligen Abend verbringen die meisten ganz gemütlich zu Hause im Kreise ihrer Lieben. Doch es gibt auch Menschen, die an diesem Tag bis spät abends arbeiten müssen. Einer dieser Menschen ist die Hebamme Nathalia Falcao Cury aus dem Dresdner Uniklinikum. Am Tag der Geburt von Jesus Christus bringt sie die Christkinder von heute auf die Welt.

"Ich arbeite seit 2017 immer zu Weihnachten, weil ich gern zu Neujahr frei habe", erklärt die 38-Jährige ihre Motivation. Ziel sei es, den Dienstplan so zu gestalten, dass vor allem die Hebammen mit kleinen Kindern am 24. Dezember zu Hause bleiben könnten. "Deshalb tausche ich mit den Kollegen und arbeite an Weihnachten."

Gemeinschaftsgefühl statt Tristesse beim Dienst

Drei bis vier Hebammen sowie ein Rufdienst sind laut Falcao Cury am Heiligen Abend im Uniklinikum im Einsatz. "Der Rufdienst ist zur Absicherung da, falls es zu hektisch wird." Obwohl die Hebammen ihren Abend im Uniklinikum verbringen müssen, ist es für sie kein trister Dienst. "Wenn wir die Zeit haben, organisieren wir zusammen mit den Ärzten ein kleines Weihnachtsessen. Wir sitzen dann zusammen und essen gemeinsam." Das sei eine schöne Atmosphäre. "Wir verstehen uns gut. Von daher kann man sich am Ende auch freuen, wenn man am Heiligen Abend Dienst hat", sagt Falcao Cury.

Eine Frau im blauen Kittel schüttelt ein Bett in einem Kreißsaal auf.

Nathalia Falcao Cury bereitet im Kreißsaal der Klinik alles für die nächste Geburt vor.

Tag lässt sich in Geburtshilfe nicht planen

Wie der Dienst abläuft, ist jedoch vollkommen offen. Denn auch wenn es an dem Tag keine geplanten Eingriffe, wie zum Beispiel Kaiserschnitte und Geburtseinleitungen, gibt, drängen spontan Kinder auf die Welt. "Das ist in der Geburtshilfe so. Wir können nie planen." Innerhalb von drei, vier Stunden könnten schon mal fünf Kinder zur Welt kommen. "Am Nikolaustag waren es in diesem Jahr sogar neun. Das waren schon sehr viele", berichtet die Hebamme.

Wenn Ruhe einzieht, kommen die Kinder

Allerdings gebe es speziell am Heiligen Abend Erfahrungswerte. "Der 24. fängt meistens relativ ruhig an. In denke, die Frauen sind noch so in dieser Stimmung von Weihnachten und Familie. Aber abends oft zwischen 18 und 19 Uhr, wenn zu Hause schon gegessen wurde und langsam Ruhe einzieht, dann setzen die Wehen ein und die Frauen kommen zu uns."

Eine Frau in blauer Kleidung sitzt an einem Computer.

Ohne Bürokratie geht es auch in den Kreißsälen des Dresdner Uniklinikms nicht.

Drillingsgeburt in halber Stunde

Manchmal geht es danach auch schneller als gedacht. "Vor einigen Jahren war eine Frau bei uns, die Drillinge erwartet hat. Weil das eine Risikoschwangerschaft ist, lag sie bereits auf Station. Ihr Mann richtete sich auf einen lange Abend ein und hatte schon ausreichend Essen bestellt", erinnert sich die 38-Jährige. Es hätten dann plötzlich die Wehen eingesetzt und weil es sich um Drillinge handelte, habe ein Kaiserschnitt gemacht werden müssen. "Am Ende hat alles gut geklappt. Mutter und Kinder waren wohlauf. Und der Papa, der schon den ganzen Abend geplant hatte, saß bereits nach einer halben Stunde mit seiner Frau zusammen."

Werdender Vater nascht vom Festagsbuffet

Ein anderer Papa wollte nach der Geburt seines Kindes eigentlich nur mal kurz aus einer Teeküche was für seine Frau holen, verlor dabei jedoch leicht die Orientierung. "Als er wiederkam, sagte er: 'Ihr seid hier aber gut ausgestattet. Das hat wirklich gut geschmeckt.' Da war er aus Versehen in die falsche Küche gegangen und hatte vom Weihnachtsbuffet für die Hebammen und Ärzte gegessen." Es hätten aber alle mit Humor genommen, sagt Nathalie Falcao Cury.   

Schnell nach Hause nach der Geburt

Trotz der angenehmen und freundlichen Atmosphäre wollen die frischgebackenen Mütter und Väter die Klinik während der Weihnachtsfeiertage so schnell wie möglich verlassen. "Normalerweise bleiben die Mütter nach der Geburt drei Tage, aber zwischen dem 23. und 25. Dezember wollen sie nach Hause, um die Zeit mit ihrer Familie zu genießen."

Heiliger Abend kein Wunschtermin

Beseelt kehren sie Heim und freuen sich über ihr ganz persönliches Christkind. "Bei manchen Eltern merkt man schon, dass sie besonders glücklich darüber sind, dass ihr Kind am Heiligen Abend geboren wurde", sagt die Hebamme. Ein Wunschtermin sei es aber nicht. "Das habe ich noch nicht gehört, dass sich das jemand wünscht. Viele finden es eher praktisch, wenn der Tag auf einen Sonntag fällt, weil die Leute einfach Sonntagskinder mögen", sagt Nathalia Falcao Cury.

Andere sind wiederum erleichtert, wenn sie zwar den 24. als Termin hatten, aber das Kind dann doch eher kommt. "Eine Mutter meinte kürzlich, dass das gut so sei, weil sie dadurch eine getrennte Geburtstags- und Weihnachtsparty organisieren könne", berichtet die Hebamme. Nach einem langen Arbeitstag endet der Tagesdienst für die Hebammen des Uniklinikums gegen 22:15 Uhr. Doch genau wissen sie das nie. "Manchmal ist es am Abend auch chaotisch, dann wird es später", sagt Nathalie Falcao Cury.