Störche in einem Nest auf einem Strommast

Sachsen Sachsenenergie entfernt Storchennest auf Strommast in Großröhrsdorf

Stand: 05.06.2025 17:24 Uhr

Gerade ist bei den Störchen Brutzeit. Die großen Vögel stehen nach Bundesnaturschutzgesetz unter strengem Schutz. Doch Sachsens größter Stromversorger Sachsenenergie, die frühere Enso, hat in Großröhrsdorf bei Dresden einen frischgebauten Horst auf einem Strommast abgeräumt - aus Sicherheitsgründen. Das stößt bei einigen Bürgern auf Unverständnis.

Von MDR SACHSEN

Es war Mitte Mai in der Masseneistraße in Großröhrsdorf. Ein Storchenpaar baute sich sein Nest auf einem Strommast der Sachsenenergie. Doch wenige Tage später war das Nest verschwunden. Monteure der Sachsennetze, der früheren Enso, hatten es entfernt, wie Anwohner Thomas Adler sagt: "Ein Großteil der Nachbarn ist pikiert, dass das so passiert ist. Es gibt sicher auch Nachbarn, die nicht so pikiert waren, aber der größere Teil war nicht so angetan, wie das passiert ist."

Großröhrsdorf: Storchennest-Entfernung in der Brutzeit sorgt für Empörung

Sachsenenergie: Gefahr von Kurzschlüssen und für Störche

Als das Nest abgeräumt wurde, gab es noch keinen Nachwuchs. Den Anstoß für die Entfernung hatte eine Anwohnerin gegeben. Sie wendete sich an die Sachsenenergie, weil sie sich um das Storchennest sorgte, wie Unternehmenssprecherin Johanna Lemke sagt. "Denn es hätte zu Kurzschlüssen kommen und der Storch hätte Schaden nehmen können. Er hätte auch einen Stromschlag bekommen können, weil er auf einer blanken Freileitung genistet hat." Auch weil die Versorgungssicherheit nicht mehr gegeben gewesen sei, sei das Nest entfernt worden.

Sachsenenergie, Johanna Lemke

Sachsenenergie-Sprecherin Johanna Lemke sagt, wegen der Gefahr für die Störche und der Sicherheit der Versorgung sei das Nest ohne Absprache entfernt worden.

"In diesem Fall war es eine sehr schnelle Entscheidung, weil Gefahr in Verzug war und da gab es keine Absprache mit der Behörde vorab", erklärt Lemke weiter. In der Regel versuche das Unternehmen, den Nestbau schon vorab zu unterbinden. Wenn dies nicht gelinge, würden die Nester in Absprache mit Behörden entfernt, was vier bis fünf Mal im Jahr passiere.

In diesem Fall war es eine sehr schnelle Entscheidung, weil Gefahr in Verzug war und da gab es keine Absprache mit der Behörde vorab. Johanna Lemke | Sprecherin Sachsenenergie

Naturschutzbehörde prüft

Nachdem Anwohner Thomas Adler die Entfernung bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Bautzen angezeigt hat, prüft diese jetzt, ob die Nest-Zerstörung rechtens war. Grundsätzlich ist der Abbau eines Storchennestes eine Ordnungswidrigkeit. Die Behörde teilte auf MDR-Anfrage mit, im Allgemeinen drohe nach dem Bundesnaturschutzgesetz in Fällen eines zerstörten Nestes ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro.

Thomas Adler hätte sich Alternativen zur Entfernung des Nestes gewünscht, wie etwa einen stabilen Nestunterbau und eine Isolierung der blanken Stromleitungen. So hätte man es an einem ähnlichen Nistplatz in dieser Straße schon einmal gemacht.

Dorfstraße mit Häusern und Strommasten (Drohnenaufnahme)

Auf dem Strommast in Großröhrsdorf gab es bis vor kurzem ein Storchennest. Die Sachsenenergie, die es entfernen ließ, bietet nun einen Horst-Neubau an.

Sachsenenergie bietet Horst-Ersatz an

Unabhängig von der Prüfung der Naturschutzbehörde würde sich die Sachsenenergie an einem Ersatznest für die Storchenfamilie beteiligen, wie Sprecherin Johanna Lemke sagte: "Wenn sich die Storchenfreunde oder andere Anwohnerinnen und Anwohner bei uns melden und sagen, hier auf meinem Grundstück ist Platz, dann würden wir einen Mast errichten."

MDR (kbe/she/lum)