Sachsen Roßwein baut weltweit ersten Skatepark mit Carbonbeton
Kleinstädte wie Roßwein in Mittelsachsen leiden unter Verstädterung und Wegzug junger Menschen in die großen Städte. Ein Mittel dagegen: Freizeitangebote für eben diese Menschen schaffen. In Roßwein wird deshalb gerade ein neuer Skatepark gebaut - mit einer Besonderheit: Als erster Skatepark wird dieser mit Carbonbeton gebaut.
Es brummt und rattert am Muldeufer in Roßwein. Auf einem Grünstreifen neben dem Fluss entsteht der neue Skatepark. Bauarbeiter fahren mit Beton-Glätt-Maschinen herum, ziehen mit ihren Kellen Kanten und Übergänge glatt. Was diesen Skatepark besonders macht: Er ist teilweise aus Carbonbeton gebaut. Ein neuartiger Baustoff, an dem noch viel geforscht wird.
Normalerweise wird er im Haus- und Brückenbau eingesetzt - in einem Skatepark hat ihn noch niemand verbaut. Dabei hat Carbonbeton durchaus Eigenschaften, die genau dafür vorteilhaft sind: er ist wesentlich stabiler als zum Beispiel Stahlbeton und kann dadurch besser in schlanken, geschwungenen Formen verbaut werden. Außerdem muss weniger Material verbaut werden, wie die verantwortliche Ingenieurin vom Fraunhofer Institut, Josefine Schöffel, sagt.
Josefine Schöffel begleitet den Skateparkbau als Ingenieurin.
Die Idee dahinter ist immer, Ressourcen zu sparen, und geschwungene, schlanke Bauteile zu bauen. Das zahlt direkt auf die Anwendung für Skatepark ein, weil der Sport lebt davon, Schwung zu holen, und diese Formen zu befahren. Josefine Schöffel, Ingenieurin |
Bürgermeister: Idee "aus der Jugend gekommen"
Schöffel selbst kommt auch aus der Gegend, kennt die Skaterszene und hat das Projekt mit initiiert. Impulse von denen, die den Park später auch nutzen sollen, damit der Park tatsächlichen Mehrwert bietet für die Jugend hier auf dem Land, das war von Anfang an wichtig.
Auch für Roßweins Bürgermeister Hubert Paßehr: "Die Jugendlichen waren sehr frühzeitig mit eingebunden, damit sie ihre Ideen mit einbringen können. Also das ist keine Erfindung von den Alten, die sich selbst beweihräuchern wollten - das ist schon auch aus der Jugend gekommen", betont er.
Hubert Paßehr ist der Bürgermeister in Roßwein.
Die Jugendlichen waren sehr frühzeitig mit eingebunden, damit sie ihre Ideen mit einbringen können. Also das ist keine Erfindung von den Alten, die sich selbst beweihräuchern wollten - das ist schon auch aus der Jugend gekommen. Hubert Paßehr, Bürgermeister von Roßwein |
Bauexperten für Skateparks am Werk
Dass in Roßwein Menschen am Werk sind, die wissen, was es für einen Skaterpark braucht, der den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht wird - das merkt man. Ein Beispiel: Goodcrete aus Regensburg, die Firma, die die Betonarbeiten durchführt. Sie ist spezialisiert auf Skateparks, die Mitarbeiter sind oder waren selber Skater.
Deswegen wissen sie aus eigener Erfahrung, dass die Oberflächen so glatt, die Übergänge zwischen den verschiedenen Bauteilen so nahtlos wie nur möglich sein müssen - und ziehen mit ihren speziellen Kellen unermüdlich den Beton glatt, immer und imer wieder - shapen, also formen, nennt sich das.
Hier sieht man eine der geschwungenen Rampen im Skatepark. Herkömmlicher Beton hätte nicht so schlank und filigran verbaut werden können.
Sieben lange Jahre hieß es Warten
So glatt, wie die fachkundigen Bauarbeiter den Beton ziehen, lief der Bau aber nicht immer, sieben Jahre lang brauchte das Projekt seit den ersten Vorbereitungen: Der neuartige Baustoff Carbonbeton macht mehr Aufwand in Sachen Genehmigung, zudem steht der Skatepark im Wasserschutzgebiet, muss hochwasserfest sein - all das verkomplizierte den Bau.
Wenn dann auch noch Behörden wochenlang mit Antworten und Genehmigungen warten lassen, spricht Roßweins Bürgermeister Hubert Paßehr auch schon mal von "Zeiten der Schmerzen" - wenn auch mit einem Lächeln im Gesicht: Denn der Park ist fast fertig. Dieses Jahr noch sollen die Arbeiten zu Ende gehen, nächstes Jahr dann der Skatepark offiziell eröffnet werden.
Bis in die späten Abendstunden wird in Roßwein gearbeitet - bis Ende des Jahres muss hier alles fertig sein.
Eröffnung Anfang 2025 geplant
Dass die Stadt Roßwein so lange durchgehalten hat und bei dem Projekt dran geblieben ist, freut Josefine Schöffel - sie hofft auch auf eine Signalwirkung in der Region: "Es wäre natürlich schön , wenn das auch andere Kommunen, kleine Kommunen, motiviert, zu sagen: Okay, wir machen was für die Jugend. Dass es eben wichtig ist, gerade auch Verstädterung entgegen zu wirken, dass auch gezeigt wird: Hier ist es auch lebenswert - wenn man eben dafür Freiräume schafft und die Jugend fördert." Anfang 2025 soll der Skatepark in Roßwein eröffnet werden.
Hier ist es auch lebenswert - wenn man eben dafür Freiräume schafft und die Jugend fördert. Josefine Schöffel, Ingenieurin |
MDR (lms)