Sachsen Ob Eishockey oder Ballsport: Sachsen zieht junge Profisportler an
Der Teamsport in Sachsen feiert immer wieder große Erfolge. Ob der Fußballbundesligist RB Leipzig, die Basketballer der Niners Chemnitz oder die Volleyballerinen des DSC 1898 in Dresden. Doch wie gelingt es den Vereinen, Sportlerinnen und Sportler davon zu überzeugen, bei ihnen zu unterschreiben? Und auf welche Faktoren kommt es dabei am meisten an?
- Eva Zatkovič spielt seit dieser Saison beim DSC 1898 Volleyball und fühlt sich in Verein und Stadt sehr wohl.
- Sportler und Sportlerinnen entscheiden sich aus sportlichen Gründen für einen Verein, ist sich der Geschäftsführer der Lausitzer Füchse sicher.
- Der Vorstandsvorsitzende des Vereins Teamsport Sachsen sieht Sportvereine als Riesenchance für Sachsen.
Eva Zatkovič sitzt entspannt in der Geschäftsstelle der DSC 1898 Volleyball GmbH in Dresden. Seit dieser Saison ist die Slowenin bei dem Bundesligisten unter Vertrag. Zuvor hatte sie bereits zwei Jahre in Frankreich und ein Jahr in Italien Auslandserfahrung gesammelt. Schon vor einem konkreten Angebot aus Dresden hatte sie mit der deutschen Liga geliebäugelt. "Die deutsche Liga ist einer der stärksten neben der französischen und italienischen Liga", erzählt sie. "Außerdem ist Dresden ein großer Name in der Volleyball-Welt." Als dann das Angebot kam, sah Zatkovič darin ihre Chance, die deutsche Liga auszuprobieren.
"Ich mag es, neue Länder und Kulturen kennenzulernen", erzählt sie. Obwohl sie einige andere Angebote auf dem Tisch hatte, habe sie sich sehr schnell für Dresden entschieden. Ein wichtiger Punkt dabei sei, dass der Verein eine lange Erfolgsgeschichte vorweisen könne. "Und ich habe eine Mannschaftskameradin aus der slowenischen Nationalmannschaft, die bereits hier gespielt hat", sagt Zatkovič. "Da habe ich einige Dinge von ihr über den Club gehört."
Auch wenn es ein stereotypes Bild wäre, habe sie auch die Strukturiertheit der Deutschen angezogen. "Ich habe erwartet, dass der Verein viel Organisatorisches für mich übernimmt und genau das ist auch passiert." Außerdem gebe es auch im Trainingsbereich eine sehr feste Struktur, die ihr gut gefiele.
"Dresden fühlt sich etwas nach Zuhause an"
Seit Anfang September lebt die 23-Jährige nun in Dresden und fühlt sich sehr wohl in Stadt und Verein. Die Kommunikation sei leicht, da die Deutschen sehr gut Englisch sprächen. "Das war in Italien ein bisschen anders", lacht Zatkovič. Außerdem sei Deutschland Slowenien sehr ähnlich. "Gerade was das Wetter angeht", sagt sie. "Es fühlt sich also etwas nach Zuhause an."
Spieler entscheiden aus sportlichen Gründen
Zatkovič ist eine von vielen ausländischen Spielerinnen und Spielern, die die sächsischen Sportteams verstärken. Auch das Eishockeyteam der Lausitzer Füchse holt sich regelmäßig Spieler aus anderen Ländern nach Weißwasser. Unter zu geringer Bekanntheit leidet der Standort in der Lausitz nicht. "Wer sich im Eishockey-Deutschland bewegt, wird an den Füchsen nicht vorbeikommen", sagt Dirk Rohrbach, Geschäftsführer der Lausitzer Füchse. "Die Eishockey-Welt ist sehr klein, sodass meistens ein Spieler, der schon mal bei uns gespielt hat oder noch bei uns spielt, den potenziellen neuen Spieler kennt und ihm Informationen gibt."
Wer sich im Eishockey-Deutschland bewegt, wird an den Füchsen nicht vorbeikommen. Dirk Rohrbach | Geschäftsführer der Lausitzer Füchse
Dirk Rohrbach
Lausitz hat viel zu bieten
Dabei gehe es nicht darum, wo die Stadt liegt, wie groß sie ist oder wie politisch gewählt wird. "Das spielt überhaupt keine Rolle", so Rohrbach. Es gehe vor allem darum, wie sich junge Spieler in sportlicher Hinsicht bei den Füchsen weiterentwickeln können und wie viel Eiszeit sie bekommen können, um sich für andere Aufgaben zu empfehlen. Wenn die Spieler bereits Familie im Gepäck haben, gehe es auch um andere Faktoren wie gute Kindergärten und Schulen.
"Und man darf auch nicht vergessen, dass wir viel zu bieten haben", schwärmt Rohrbach. "Wir haben eine Natur, die sondersgleichen sucht, wir haben viele Radwege und wenn man das Flair einer Großstadt mag, kann man auch mit relativ kurzen Wegen dahin kommen." Der Fokus liege aber immer auf dem Sport. Kapitän Clarke Breitkreuz aus Kanada fühlt sich laut Rohrbach so heimisch in der Lausitz, dass er nach seiner Profikarriere da bleiben will. "Das ist ein positives Beispiel wie lebenswert die Lausitz ist", so Rohrbach. Er freut sich immer, anderen Vereinen seine Stadt und Gegend zu zeigen und so als Multiplikator für die Region zu wirken.
Keine negativen Erfahrungen bei Sportleranwerbung
Karsten Günther, Vorstandsvorsitzender des Vereins Teamsport Sachsen, schätzt die Personalgewinnung für die Profivereine im Freistaat ebenfalls als positiv ein. "Wenn ein Sportler oder eine Sportlerin sich für einen Verein entscheidet, dann ist es eigentlich egal, in welchem Bundesland der Verein sitzt", erklärt er. Es gehe eher darum, wie der Verein und sein Umfeld aufgestellt sei und wie die sportlichen und ökonomischen Möglichkeiten aussehen. "Wir haben bisher null negative Erfahrungen gemacht", sagt Günther über den SC DHfK Handball aus Leipzig, bei dem er Geschäftsführer ist. "Es ist eher so, dass viele sagen, es ist viel schöner, als wir es uns hätten vorstellen können."
Sportvereine als Riesenchance für Sachsen
Dieses Gefühl nehme er auch bei den rund 25 Profivereinen wahr, die bei Teamsport Sachsen Mitglied sind. "Wir haben viele Vereine, in denen ganz viele Sportlerinnen und Sportler aus unterschiedlichsten Nationen aktiv sind und sehr gern in Sachsen arbeiten und wohnen", sagt er. Über die sportliche Möglichkeiten und die Vereine seien die Sportler immer sehr gut informiert. Über das Umfeld und die jeweilige Stadt gebe es oft etwas Aufklärungsbedarf.
Karsten Günther, Vorstandsvorsitzender vom Verein Teamsport Sachsen und Geschäftsführer des SC DHfK Handball, ist sich sicher, dass für Sportlerinnen und Sportler der Verein selbst eine größere Rolle spielt als der Standort.
Oft gebe es in den Köpfen, nicht nur international sondern auch in Westdeutschland, noch ein Bild von Ostdeutschland von vor der Jahrtausendwende. "Vieles, was hier neu entstanden ist, kennen die Leute noch gar nicht", ist sich Günther sicher. Dabei gehe es weniger um politische Hintergründe, sondern darum, was touristisch, sportlich und in der Freizeit möglich sei, wie gut man wohnen könne und wie schön die Städte saniert seien. "Aber das ist eine Riesenchance, die der Sport mit sich bringt, dass wir hochqualifizierte Arbeitskräfte über unsere Vereine ins Bundesland Sachsen ziehen, die dann auch wieder als Multiplikatoren in ihrer Heimat auftreten."
Eva Zatkovič ist seit dieser Saison beim DSC 1898 Volleyball in Dresden unter Vertrag und fühlt sich rundum wohl im Verein und der Stadt.
Vorfreude auf den Dresdner Weihnachtsmarkt
So eine Multiplikatorin könnte auch Eva Zatkovič werden. Sie freut sich darauf, mehr von Dresden und Deutschland zu entdecken. Beim Erkunden neuer Städte, gefallen ihr historische Stätten und Architektur. "Aber am liebsten entdecke ich neues Essen", sagt die 23-Jährige und lacht. Sie mache sich immer eine Liste mit Restaurants, die sie an ihren freien Tagen durchprobiere. "Das macht mich sehr glücklich und zum Glück habe ich hier Teamkolleginnen, die das auch so gern machen, wie ich." Ganz besonders freut sie sich auf die Adventszeit und den Dresdner Weihnachtsmarkt.
MDR (ali)