Sachsen Neue Bildungswege: Eltern finanzieren freie Schule in Markkleeberg mit Genossenschaft
In Sachsen steigt die Zahl der Schüler an freien Schulen stetig. Derzeit besucht laut Kultusministerium mehr als ein Zehntel aller Schülerinnen und Schüler eine solche nicht-staatliche Bildungseinrichtung. Doch die Gründung freier Schulen ist mit hohen Kosten verbunden, oft in Millionenhöhe. Um die neue August Hermann Francke-Schule in Markkleeberg zu finanzieren, haben die Eltern nun eine ungewöhnliche Lösung gefunden: eine Bildungs-Bau-Genossenschaft.
Die August Hermann Francke-Schule, eine christliche Grund- und Oberschule in Markkleeberg bei Leipzig, hat im August ihren Schulbetrieb aufgenommen. "Ich fühle mich ziemlich wohl", sagt der zwölf Jahre alte Silas, und fügt hinzu, dass es an seiner vorherigen Schule viele Probleme mit rechten Tendenzen gegeben habe. "Das ist hier nicht so", sagt er. Seine Mitschülerin Isalie erzählt: "Die Lehrer sind lockerer und nicht so streng."
Schulgründung kostet Millionen
Die Gründung dieser freien Schule war jedoch ein finanzieller Kraftakt, sagt Steffen Schörner, Gründer und Geschäftsführer der August Hermann Francke-Schule. Die Hürden für die Gründung solcher Einrichtungen seien hoch. Der Freistaat Sachsen sieht vor, dass die Schulen in den ersten drei Jahren keine staatliche Unterstützung erhalten. "Für den Schulkomplex habe ich einen Finanzierungsbedarf von ungefähr 3,5 Millionen Euro" so Schörner. Hinzu kämen Kosten für die weiteren Umbauten des alten Hochschulgebäudes, in dem der Schulbetrieb bereits gestartet sei.
Für Gründung und Bau der Schule werden Millionenbeträge fällig.
Genossenschaft soll helfen
Um diese finanzielle Belastung zu stemmen, haben Eltern die Bildungs-Bau-Genossenschaft ins Leben gerufen. "Eine Genossenschaft ist ein sehr christlicher Gedanke, weil es eine Gemeinschaft ist, die alle miteinander ein Ziel haben", meint Daniela Schörner, Mutter und Vorstand der Genossenschaft. Die Genossenschaft saniere und vermiete die Schulgebäude. Mit einem Betrag von mindestens 1.000 Euro könne sich ein Jeder daran beteiligen - mit einer Rendite von mindestens 1,5 Prozent pro Jahr, sagt Schörner.
Projekt strahlt nach ganz Deutschland
Dabei soll der Gemeinschaftsgedanke im Vordergrund stehen. "Die Genossenschaft soll über ganz Deutschland verbreitet werden. Wir haben schon mehrere Schulen im Raum Hannover unterstützt und waren in Rheinland-Pfalz in Kontakt", sagt Stefan Wunderlich, ebenfalls Vorstandsmitglied. Ziel sei es, deutschlandweit christliche Schulen zu fördern und weitere Gemeinschaften aufzubauen. Mittlerweile beteiligen sich rund 100 Mitglieder an der Genossenschaft. Rund 1,5 Millionen Euro Kapital habe das Projekt bereits eingesammelt, erzählt Wunderlich.
Für Eltern und Schüler entsteht mit der Gennossenschaft ein Gemeinschaftsgefühl.
Zukunft für die Kinder
Für Eltern wie Lydia Rusnac ist die Genossenschaft eine Möglichkeit, in die Zukunft ihrer Kinder zu investieren. "Es war für uns ganz klar, dass wir nach dem Schulstart unserer Tochter auch Mitglied in der Genossenschaft werden", sagt sie. Die Genossenschaftsidee verbinde die Eltern und Schüler so auch auf sozialer Ebene. Und der 13-jährige Schüler Fabian ergänzt: "Das Miteinander ist sehr schön hier. Es verbindet sehr viel."
MDR (ben)