Sachsen Mutmachprojekt für Gewaltopfer nun auch m Kreiskrankenhaus Freiberg
Hunderte Menschen werden Tag für Tag bundesweit Opfer von Gewalt- und Sexualstraftaten. Oft erfährt niemand etwas davon, weil sich die Opfer schämen und erst nicht zur Polizei gehen. Entscheiden sich sich später doch für eine Anzeige, sind Spuren als Beweise nicht mehr feststellbar, weil Betroffene beispielsweise geduscht haben oder Verletzungen verheilt sind. Das Kreiskrankenhaus Freiberg bietet ab jetzt auch die vertrauliche Spurensicherung an. Die soll Betroffenen Mut und Zeit geben.
Das Kreiskrankenhaus Freiberg will etwas dagegen tun, dass Sexual- und Gewaltstraftäter ungestraft davonkommen, weil sich die Opfer schämen und nicht zur Polizei gehen. Und zwar mit einem Projekt, bei dem Spuren vertraulich gesichert werden.
Hat eine Betroffene oder ein Betroffener Mut gefasst, sich nach einer Gewalttat behandeln zu lassen, ist die Notaufnahme wie in Freiberg die erste Anlaufstelle. Dort können sie sich untersuchen lassen - ohne dass die Polizei eingeschaltet oder Angehörige informiert werden. Vereinfacht gesagt entspricht das einer polizeilichen Spurensicherung, nur vertraulich im Krankenhaus.
Den Opfern Zeit geben - Spuren für später gesichert
"Oft ist es so, dass für die Betroffenen, wenn sie das Geschehen verarbeiten, auch bisschen mehr Klarsicht kommt. Für eine Spurensicherung durch die Polizei ist es dann oft zu spät", sagt der Arzt Dr. Ralf Walper. Er ist Chefarzt der Zentralen Notaufnahme und weiß aus dem Alltag, dass sowohl Frauen als auch Männer von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffen sind. Die Zahl der Fälle sei in den letzten Jahren steigend. Damit umzugehen, habe auch das Personal an Grenzen gebracht. Deswegen seien extra Schulungen angeboten worden, um die Betroffenen ordnungsgemäß 24 Stunden rund um die Uhr behandeln zu können.
Die Spuren werden von den Ärzten nach genauen Vorgaben aufgenommen, dokumentiert und vier Jahre lang aufbewahrt. Denn sollte sich ein Gewaltopfer doch für eine Anzeige entscheiden und ein juristisches Verfahren anstehen, sind die Spuren, die in der Notaufnahme gesichert wurden, abrufbar. "Dann haben die Betroffenen die Möglichkeit, den Ermittlungsbehörden der Polizei und Staatsanwaltschaft zu sagen: Es erfolgte eine vertrauliche Spurensicherung. Wir können den Behörden diese Spuren zur Verfügung stellen", erklärt Ralf Walper dazu.
Ähnliche Anlaufstellen wie in Freiberg gibt es schon länger auch in Torgau, Leipzig und Dresden.
MDR (kk)