Sachsen Mieterfrust in Leipzig: Kein Wasser, kein Strom und unbeheizte Außenklos
Im Plattenbau "Lange Lene" im Leipziger Stadtteil Probstheida herrscht wieder Notbetrieb. Zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen ist die Wasser- und Stromversorgung teilweise unterbrochen. Die Anwohnenden kritisieren die Wohnungsgesellschaft unter anderem wegen der unhaltbaren Zustände der Toilettenwagen. Zur Erhöhung der Sicherheit soll das Wohngelände nun nachts kontrolliert werden.
Bei null Grad nachts zur unbeheizten Außentoilette? In der "Langen Lene" in Leipzig ist das aktuell Alltag und das ruft bei den Anwohnern großen Unmut hervor. Herbert Koßmann wohnt in der "Langen Lene" im Leipziger Stadtteil Probstheida und kritisiert nicht nur die fehlende Heizung in den mobilen Toiletten. Sie seien auch nicht barrierefrei und das sei vor allem für die älteren Bewohner ein Problem.
Auch Duschcontainer sind am Mittwoch aufgestellt worden. Allerdings stünden die vor der Hausnummer 4 und er wohne in der Nummer 8, berichtet Herbert Koßmann: "Bis da vorn ist es ein weiter Weg." Er beurteilt die Wasserversorgung - vor allem für die älteren Anwohner - als katastrophal und würde sich Wassertanks an jedem Hauseingang der Zehngeschosser wünschen. Wie ein MDR-Reporter berichtet, gibt es nur einen Hydranten, der in der Mitte des etwa 330 Meter langen Häuserblocks steht.
LWB: kurzfristige Lieferung von Wassertanks nicht möglich
Dazu teilt die LBW mit, dass seit Dienstagmorgen "eine Vielzahl von Anfragen an mögliche Anbieter gerichtet" wurde, darunter auch an die Stadtwerke. "Leider konnte von keinem die kurzfristige Lieferung von Wassertanks zugesagt beziehungsweise bewerkstelligt werden. Wir sind weiter dran, die Versorgungssituation zu entspannen", so Pressesprecherin Samira Sachse.
Mobile Toiletten und Waschraumcontainer stehen vor der Lene-Voigt-Straße 4 in Leipzig.
Die Wasserwerke hatten nach Informationen von MDR SACHSEN auch erwogen, kleinere Tanks aufzustellen, aus denen sich die Bewohner Trinkwasser holen können. Weil bei den aktuell niedrigen Temperaturen die Gefahr besteht, dass das Wasser gefriert, haben sie jedoch davon abgesehen. Außerdem gebe es zu viele Bewohner in der "Langen Lene". Für diese Anzahl seien die Tanks zu klein und zu schnell leer, teilten die Wasserwerke mit.
Anwohner haben derzeit nur eine Wasserstelle
Wie lange der Zustand für die etwa 1.300 Menschen in der "Langen Lene" anhalten wird, ist derzeit noch unklar. Anwohner Marcel Frauenlob versucht, vor allem älteren Mieterinnen und Mietern mit dem Wassertransport zu helfen. "Ich habe mich bei der LWB gemeldet und nach Infos gefragt. Aber sie konnten mir nicht wirklich sagen, wie lange es dauert", erklärt er im Gespräch mit MDR SACHSEN.
Marcel Frauenlob trägt die Situation mit Fassung, würde sich aber auch wünschen, dass die LWB mehr Wasserentnahmestellen zur Verfügung stellt. "Es wird einem bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Wasser aus der Leitung kommt", sagt Frauenlob weiter.
LWB: Wasser muss abgekocht werden!
Die LWB weist in ihrem Aushang an die Mieter darauf hin, dass es sich bei dem Wasser aus dem Hydranten nicht um Trinkwasser handelt. Es müsse daher abgekocht werden, bevor es zur Speisezubereitung oder zum Waschen benutzt werden könne. Sobald die Ergebnisse der aktuellen Trinkwasseranalyse vorliegen, würde das Unternehmen die Anwohner entsprechend informieren, heißt es weiter.
Ursache Brand im Keller des Wohnblocks
Nach einem Brand im Keller des Wohnblocks ist seit Mittwoch die Wasser- und Stromversorgung vorübergehend unterbrochen. Das Feuer hatte in der Nacht zum Dienstag einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. Wegen der starken Rauchentwicklung mussten rund 50 Personen in Sicherheit gebracht werden. Die Leipziger Verkehrsbetriebe stellten für sie einen Bus bereit. Zwei Bewohner, ein 66 Jahre alter Mann und ein zwölfjähriges Mädchen, erlitten leichte Rauchgasvergiftungen und wurden ambulant in einer Klinik behandelt.
LWB: Schaden wahrscheinlich sechsstellig
Die LWB rechnet ersten Schätzungen zufolge mit einer Schadenssumme im mittleren sechsstelligen Bereich. Das teilte das Unternehmen auf Anfrage von MDR SACHSEN mit. Die Schäden könnten erst seit dem Abschluss der Spurensicherung durch die Kriminalpolizei am Mittwochmittag "detailliert geprüft werden". Die Polizei vermutet Brandstiftung.
Sicherheit auf dem Gelände soll erhöht werden
Bereits Anfang November waren nach einem Brand viele Mieter tagelang ohne Strom und Wasser. Die LWB hat auf Nachfrage mitgeteilt, dass es bereits einen Sicherheitsdienst beauftragt hatte. Wie auf einem Aushang zu lesen ist, soll dieser nun "zusätzlich zu den üblichen Begehungen" zwischen 18 und 6 Uhr das gesamte Objekt kontrollieren.
MDR (sme/koh/cnj)