Göltzschtalbrücke

Sachsen Das Vogtland sucht das Wort des Jahres

Stand: 30.05.2025 12:00 Uhr

"Nießlmoß", "Hiedroochbrettel" oder "Sterz"? Welcher Begriff wird das Rennen machen? Die Region zwischen Staatsbädern, Aschberg und Göltzschtalbrücke sucht ihr Vogtland-Mundart-Wort des Jahres. Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr steht bis August nun die zweite Auflage des Wettbewerbs an. Unter dem Motto "Zeisch aus dor Küch" – also Dinge aus der Küche - stehen fünf Begriffe zur Auswahl.

Von Bernd Schädlich, MDR SACHSEN

Mundart – das ist Heimat, Identität und kulturelles Erbe. Für den Vogtlandkreis gute Gründe, um nach einem Vogtland-Wort des Jahres zu suchen, erklärt Silke Fischer, Leiterin des Bereichs Kultur im Landratsamt: "In vielen anderen Regionen wird es schon seit vielen Jahren so gehandhabt. Wenn man jetzt das Erzgebirge anguckt oder so. Wir haben ganz tolle Leute, die sich in Vereinen für Mundart engagieren. Da möchten wir natürlich auch einen kleinen Beitrag leisten, dass man an dem Thema einfach dranbleibt."

Zwei Männer an einer Theke schauen in die Kamera. Zwischen ihnen stehen drei Bier auf einem Tablett.

Ein "Hiedroochbrettel" mit Serviervorschlag.

Selbst für Vogtländer schwer

Nachdem letztes Jahr der Begriff "Aaziehzeich" - also Anziehsachen  - das Rennen machte, geht es diesmal um typische Worte aus der Küche. So stehen "Sterz" für Topfdeckel, "Hiedroochbrettel" für Tablett oder "Nießlmoß“ für Messbecher zur Auswahl. Für manchen Vogtländer ist all das schon eine echte Herausforderung. "Sagt uns nichts. Nießlmooß, da sind wir raus", rätselt dieser Mann. "Ich weiß, was ein Hiedroochbrettel ist", sagt ein anderer. "Sterz ist der Deckel, genau", weiß eine Frau. Und ihr Begleiter fügt hinzu: "Ja, Nießlmoß, genau - ein halber Liter - das ist ein schönes Wort."

Eine Wasserflasche mit geöffneten Verschluss

"Schnärpfel" oder doch nur ein simpler Verschluss?

Was ist ein "Schneidteifl"?

Während das Wort "Schnärpfel" für Verschluss teilweise noch bekannt ist, geraten beim Begriff "Schneidteifl" die meisten mächtig ins Schleudern. Das könnte doch ein Messerschärfer sein. Oder nicht doch ein Schneidberett, oder ein sehr scharfes Messer?

Pilze im Ganzen und in Scheiben geschnitten auf einem Holzbrett und einem Küchenmesser.

Richtig scharfe Messer werden im Vogtland von Dialektexperten Schneidteifl genannt.

Das ist zwar soweit richtig – allerdings runzelt bei diesem Begriff selbst Mundartexpertin Doris Wildgrube die Stirn: "Vom Schneidteifl hab ich in meinem ganzen Leben noch nichts gehört. Und hab ich auch noch nie in der Literatur gesehen." Zudem bezweifelt die Chefin des Vogtländischen Mundartkreises, dass durch einen Wettbewerb ein Dialekt erhalten und gepflegt werden könne: "Die Leute lesen die Begriffe, lachen drüber, stimmen sicherlich auch ab. Aber ich glaube, dass sich aufgrund von so einem Wettbewerb niemand langfristig der Mundart zuwenden wird."

Doris Wildgrube, Organisatorin der Vogtländischen Mundarttage, sitzt vor einer Natursteinmauer

Doris Wildgrube setzt sich für den Dialekt im Vogtland ein.

Früh übt sich, was ein Vogtländer werden will

Wichtig sei stattdessen, dass Kinder im Kita- und Grundschulbereich wieder verstärkt Mundart hören und sprechen. Nur so könne das langsame Aussterben gestoppt werden. Der Erhalt ihres Dialekts ist auch vielen Vogtländern wichtig. "Das finde ich grundsätzlich gut. Ich meine, Dialekt wird ja überall gesprochen", sagt eine Frau auf der Straße.

"Es ist auf jeden Fall notwendig, dass man sowas erhält, wie die Mundart. Das fördert auch die Regionalität", pflichtet ihr ein anderer bei. Dialekt sei auch Heimat, sagt dieser Mann: "Ich bin stolz, ein Plauener zu sein. Ich bin wieder hergekommen, um wieder zu vogtländern." Für das Vogtland-Wort des Jahres 2025  kann noch bis Mitte August unter anderem auf der Internetseite des Landkreises abgestimmt werden.

MDR (bs)