Christkindlmarkt in Carmel, Indiana, USA

Sachsen Azubis zeigen auf US-amerikanischem "Christkindlmarkt" ihr Können

Stand: 09.12.2024 15:45 Uhr

Emely Gödicke und Luisa Anna Renner lernen in Seiffen den Beruf der Spielzeugmacherin. Emely kommt aus Leipzig und Luisa Anna aus Pirna. Doch jetzt reisen die beiden erst einmal ins US-amerikanische Carmel. Die Stadt nördlich von Indianapolis ist nicht nur Partnerstadt von Seiffen, sondern sie hat auch mit dem "Christkindlmarkt" einen echten deutschen Weihnachtsmarkt. Dort werden die beiden Azubis den Amerikanern zeigen, was ein Spanbaum oder ein Reifentier ist.

Von MDR SACHSEN

Noch lassen sie die Späne fliegen. In dieser Woche fliegen sie selbst - in die Vereinigten Staaten von Amerika. Luise Anna Renner und Emily Gödicke lernen den Beruf der Holzspielzeugmacherin in Seiffen.

Holzmännel in USA: Seiffener Tradition in den Vereinigten Staaten

In Carmel, der amerikanischen Partnerstadt des Spielzeugdorfs, werden sie auf dem "Christkindlmarkt" erzgebirgische Volkskunst präsentieren. Emily Gödicke freut sich auf Amerika. "Ich werde zeigen, was ich hier gelernt habe. Ich werde Ringelbäumchen drehen und Spanbäume stechen."

So könne sie den Besuchern dort zeigen, wie in Seiffen das Spielzeug hergestellt werde. "Vielleicht kann ich sie auch anregen, mal herzukommen. Das wäre natürlich super," freut sie sich.

Zwei junge Frauen stehen in einer Werkstatt in Seiffen an maschinellen Drechselbänken.

Von der Seiffener Werkstatt reisen die beiden Holzspielzeugmacherinnen-Azubis Luise Anna Renner und Emily Gödicke (v.l.n.r.) in die USA.

Wo liegt Carmel?
Carmel ist eine Stadt im US-Bundesstaat Indiana mit etwa 100.000 Einwohnern. Eine Städtepartnerschaft verbindet die Stadt mit dem erzgebirgischen Seiffen. Den "Carmel Christkindlmarkt" gibt es seit 2017. Rund eine halbe Million Besucher kommen jedes Jahr dorthin.
Emily Gödicke, Holzspielzeugmacher-Azubi im 2. Lehrjahr in Seiffen.

Emily Gödicke wird ihr Können auf dem amerikanischen "Christkindlmarkt" zeigen.

Deutsche Weihnachtsfreude in Indiana

Den Carmel Christkindlmarkt im Bundesstaat Indiana gibt es seit 2017. Hier kann nach eigener Aussage authentische deutsche Tradition erlebt werden. In den 60 Hütten verkaufen die US-Amerikaner all das, was sie mit Weihnachten in Deutschland verbinden.

Dazu gehört natürlich auch das Erzgebirge. Mittendrin werden die angehenden Holzspielzeugmacherinnen zeigen, wie aufwändig die Spielzeugproduktion im Erzgebirge ist.

Ein beleuchteter Torbogen mit der Aufschrift "Carmel Christkindlmarkt".

Der "Carmel Christkindlmarkt" setzt seit 2017 auf deutsche Weihnachtstradition.

Für die berühmten Spanbäume braucht man eine ruhige Hand, erklärt Azubi Luise Anna Renner. "Man muss das Werkzeug immer im gleichen Winkel halten, damit die Späne gleich dick werden. Sie müssen die richtige Länge bekommen, damit der Baum eine schöne Form hat." Abrutschen dürfe man sowieso nicht, damit die Locken nicht abbrächen.

Ideenreichtum für die Flugreise

Spanbäumchen werden auf einem sogenannten Stechbock hergestellt. Da er viel zu groß ist für die erlaubten 23 Kilogramm Fluggepäck, hat der Verband der erzgebigischen Kunsthandwerker und Spielzeughersteller extra einen kleinen entwickelt, der in einen Koffer passt.

Eine junge Frau sitzt an einem sogenanntem Stechbock, an dem Spanbäumchen hergestellt werden.

Luise Anna Renner braucht viel Fingerspitzengefühl für die Herstellung von Spanbäumchen am sogenannten Stechbock.

Die beiden Auszubildenden freuen sich auf den Ausflug über den großen Teich und haben extra zusätzliche Englischvokabeln gelernt für die Fachbegriffe und das Material.

"Wir haben Spanbaumstechen oder schnitzen übersetzt mit 'chip tree carving'. Und Linde heißt: lime tree. Ich bin sehr aufgeregt. Das ist mein erster Flug und dann gleich so weit. Das wird spannend", sagt Luise Anna Renner.

In einem Koffer verschwinden numerierte Holzteile, die zu einem sogenannten Stechbock gehören.

Man muss sich nur zu helfen wissen: Mit dem "Reise-Stechbock" kann die Spanbäumchenherstellung in aller Welt gezeigt werden.

Tradition reist per Post in die neue Welt

Viele Dekoartikel, die in den Lehrwerkstätten der Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule Seiffen entstanden sind, sind bereits per Post nach Amerika geschickt worden. Die für Seiffen typischen Reifentiere reisen als Rohmaterial ganz frisch mit nach Amerika, sagt Frederic Günther vom Verband der erzgebirgischen Kunsthandwerker und Spielzeughersteller.

"Das sind Fichtenreifen. Wir wollen sie von den Gästen per Hand abschlagen lassen." Sie könnten dann erfahren, wie einzigartig das Reifendrehen ist. "Es ist immer ein Erlebnis, wenn man sich selbst sein Tier abstechen kann."

Luisa Anna Renner, Holzspielzeugmacher-Azubi im 2. Lehrjahr in Seiffen.

Luise Anna Renner hat erzgebirgische Fachbegriffe wie das "Spanbaumstechen" extra ins Englische übersetzt.

Echt Erzgebirge als eingetragenes Markenzeichen wird übrigens nicht in Fremdsprachen übersetzt. Nördlich von Indianapolis auf dem Carmel Christkindlmarkt heißt es also in der kommenden Woche: Erzgebirge first!

Frederic Günther (Verband der erzgebigischen Kunsthandwerker und Spielzeughersteller).

Verbandschef Frederic Günther will die amerikanischen Weihnachtsmarktbesucher mit den Reifentieren verblüffen.

MDR (tfr/mur)