Sachsen Alles kommt vom Bergwerk her: Die Weihnachtsberge in Chemnitz und Aue
Es weihnachtet. Das ist unübersehbar auch in zwei Museen in Westsachsen. Im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz und im Stadtmuseum Aue gibt es besondere Dinge zu bestaunen: Weihnachtsberge, die mit ihrer filigranen Technik kleine Meisterwerke sind. Mal sind sie riesengroß, mal nur so klein wie ein Schuhkarton. Dahinter verbergen sich aber immer ganz persönliche Geschichten über Generationen.
- Im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz werden Weihnachtsberge gezeigt.
- Das Museum will durch die Besucher einen eigenen Weihnachtsberg bauen lassen.
- In Aue kehrt ein Weihnachtsberg nach mehr als 100 Jahren in seine Heimat zurück.
Im Foyer des Staatlichen Museums für Archäologie in Chemnitz (smac) ist es weihnachtlich, denn dort ist eine Ausstellung mit dem Titel "Weihnachtsberge - eine Welt daheeme" (für Nicht-Erzgebirger: Das Wort "daheeme" steht für "zu Hause") zu sehen.
Bergparade und Weihnachtmarkt finden auf manchen Weihnachtsbergen Platz.
Denn von dort kommen die Weihnachtsberge her - von Leuten, die ihren Berg meist geerbt haben und ihn zur Adventszeit im heimischen Wohnzimmer aufbauen. Das Museum hatte bereits im vergangenen Jahr einen Aufruf dafür gestartet. Elf Weihnachtsberg-Besitzer meldeten sich, fünf der weihnachtlichen Schmuckstücke werden nun gezeigt.
Die "da Vincis" des Erzgebirges - Erfindergeist trifft geschickte Hände
Der Weihnachtsberg von Thomas Achtelstädter ist ein lebendiges Erbstück. Sein Großvater hatte den Weihnachtsberg Ende der 1940er-Jahre gebaut und - als gelernter Dreher - mit einer ausgeklügelten Mechanik versehen. Da gibt es keine elektronische Steuerung - alles ist rein mechanisch und die Figuren bewegen sich durch Seilzüge und allerlei Hebel.
Ein Weihnachtsberg muss nicht immer das halbe Zimmer füllen. Dieser hier ist nicht viel größer als ein Schuhkarton.
Die Figürchen sägen Holz oder spielen Karten, verspätete Hirsche kämpfen um ihre Revier. Für Thomas Achtelstädter war in seiner Kindheit der Aufbau des Weihnachtsberges immer ein Höhepunkt der Adventszeit, erzählt er. "Als ich etwa zwölf Jahre alt war, durfte ich dann mitmachen. So ist das langsam aber sicher auch zu meiner Tradition geworden."
Ohne Moos nix los
Dazu gehören weit vor Weihnachten auch Ausflüge in den Wald. Die Achtelstädters sammeln dabei Moos für die Gestaltung ihres Berges. "Das gehört zur Tradition einfach dazu", sagt Achtelstädter.
Seit den 1940er-Jahren versuchen diese beiden Zwerge, den Stamm durchzusägen.
Das er in diesem Jahr mit der Tradition brechen muss, weil er seinen Weihnachtsberg an das Museum verliehen hat, stört Thomas Achtelstädter nicht weiter. "Als guter Erzgebirger hat man immer noch eine kleine Reserve", lacht er. "Wir haben noch genügend andere Figuren und meine Oma hat auch noch einen kleinen Weihnachtsberg." Man müsse also nicht auf dieses besondere Flair verzichten.
Museum baut einen eigenen Weihnachtsberg
Kuratorin Hannah Böhlke ist beim Vorbereiten der Ausstellung vom Weihnachtsberg-Fieber gepackt worden. "Das ganze Beschäftigen mit den kreativen Arbeiten anderer hat mich dazu veranlasst, dass es mir selbst in den Fingern kribbelt und ich gern mir und auch anderen die Möglichkeit geben wollte, selbst etwas zu schaffen."
Von der Kuratorin zum Fan: Hannah Böhlke hatte die Idee, während der Ausstellung durch die jüngsten Besucher einen Museums-Weihnachtsberg entstehen zu lassen.
Sie habe einen "smac-Weihnachtsberg" angeregt. "Kinder können in der Steigerstube des Museums am Wochenende basteln und so unseren Weihnachtsberg wachsen lassen." Man könne auch kleine Figuren mitbringen, die dann ihren Platz auf dem Berg finden sollen.
Aue: Die Weihnachtsberge kehren nach Hause zurück
Auch die beiden Weihnachtsberge, die im Stadtmuseum Aue zu sehen sind, haben eine besondere Geschichte: Sie standen in Aue schon vor 100 Jahren, als das Museum noch das Wohnhaus der Familie Flechsig war. "Wir haben sie dem Museum geschenkt und sind glücklich, dass sie an ihren Ursprungsort zurückgekehrt sind", sagen die Enkel des Erbauers.
Auch sie erinnern sich an ihre Kindheit mit dem Weihnachtsberg. "Das Moos wurde jedes Jahr in Blauenthal gesammelt. Da sind wir am Bußtag rausgefahren mit dem Zug. Bußtag ist Moostag." Der Vater habe das Moos immer so abgeschnitten, dass ein Rest übrig blieb für das nächste Jahr.
Bußtag ist Moostag. Horst Flechsig | Nachfahre des Erbauers der Weihnachtsberge im Auer Stadtmuseum
Anders als bei den Chemnitzer Weihnachtsbergen ist in Aue aus Teilen von Werbeaufstellern und geschnitzen Figuren die biblische Geschichte in Szene gesetzt worden - bis ins Detail. "Als ich auf einer Israelreise vom See Genezareth ins galiläische Land geschaut habe, dachte ich, sich stehe auf meinem eigenen Weihnachtsberg."
Dieser Weihnachtsberg zeigt biblische Motive.
Zu sehen sind die Chemnitzer Weihnachtsberge im Staatlichen Museum für Archäologie bis zum 2. Februar 2025. In Aue haben die Weihnachtsberge einen festen Platz im Museum gefunden und können das gesamte Jahr über besichtigt werden.
MDR (tfr/mur)