Ein Mann füllt einen Organspendeausweis aus.

Saarland Erweiterung der Todesdefinition könnte Bürger bei Organspende verunsichern

Stand: 16.10.2024 16:50 Uhr

Nur rund 40 Prozent der Deutschen haben einen Organspendeausweis. Dabei werden Spenderorgane dringend benötigt. Der jüngste Vorschlag der FDP, dass bereits der Herztod ausreiche, regte die Debatte erneut an. Wolfram Henn, ehemaliges Mitglied des deutschen Ethikrates, befürchtet dadurch eine weitere Verunsicherung möglicher Spender.

Moderation: Simin Sadeghi / Onlinefassung: Corinna Kern

Die Zahl der Organspenden in Deutschland ist gering und die Warteliste für Spenderorgane lang. Um die Zahl der Organspenden in Deutschland zu erhöhen, hat die FDP neue Regeln gefordert.

Vorstoß der FDP zur Organspende

Demnach soll künftig auch ein Herz-Kreislauf-Stillstand ausreichen, damit Organe gespendet werden könne. Bisher muss dafür der Hirntod festgestellt werden. Die Erweiterung der Todesdefinition, als Voraussetzung für die Organspende, soll zu mehr Organspenden führen, so die FDP.

Der Herz-Kreislauf-Stillstand sei in vielen Ländern bereits als Todeskriterium anerkannt, so der Medizinethiker Wolfram Henn. "Allerdings mit der Voraussetzung, dass nach dem Herz-Kreislauf-Stillstand eine bestimmte Zeit abgelaufen sein muss. Biologisch betrachtet mindestens fünf Minuten."

Wartezeit nach Herz-Kreislauf-Stillstand

Nach dieser Zeit könne das Gehirn definitiv nicht mehr funktionsfähig sein. Die Frage sei, wie glaubwürdig und transparent diese Überprüfung in den Krankenhäusern ermittelt und durchgeführt werde.

Der Vorschlag der FDP sehe vor, dass es zusätzlich zur allgemeinen Einwilligung, einer eigene Zusatzeinwilligung für den Herz-Kreislauf-Stillstand bedarf. Dann könnten Organe, nach der Wartezeit von mindestens fünf Minuten, entnommen werden, ohne dass die Überprüfung des Hirntods durchgeführt worden sei, so Henn.

Vorstoß schürt Unsicherheiten

Das Problem bei dieser Durchführung bestehe darin, dass in der Skepsis der Bürgerinnen und Bürger, Verschwörungstheorien bedient werden könnten, so Henn. Beispielsweise die Angst, dass eine Reanimation nicht mehr stattfinden könnte.

Henn befürchtet daher, dass ein solcher Vorstoß, wie er von der FDP angebracht wurde, kontraproduktiv ist, um die Zahl der Organspenden zu erhöhen. "Weil er die bestehenden Unsicherheiten nicht ausräumt, sondern weiter schürt."

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Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 16.10.2024 auf SR 3 Saarlandwelle