Eine elektronische Patientenakte auf einem Bildschirm einer Arztpraxis (gestellte Szene)

Saarland Elektronische Patientenakte: Ärzte und Verbraucherschützer sehen große Chance

Stand: 25.10.2024 06:33 Uhr

Seit 2021 ist sie schon für alle gesetzlich Krankenversicherten verfügbar: die elektronische Patientenakte (ePA). Ab Mitte Februar kommenden Jahres soll sie als „ePA für alle“ in den Regelbetrieb gehen. Darüber informieren derzeit die Krankenkassen ihre Versicherten in Rundschreiben. Doch es gibt auch Kritik.

Mit Informationen von Barbara Spitzer

Blutdruckwerte, Röntgenbilder, Medikamente – immer alle Gesundheitsdaten im Blick zu haben, das verspricht die elektronische Patientenakte (ePA). Seit Juli 2021 ist sie bereits für alle gesetzlich Krankenversicherten als freiwillige Option verfügbar. Seither haben die privaten Versicherer nachgezogen, und es gab einige technische Änderungen.

Voller Zugriff auf die eigenen Daten

In der ePA können Ärzte und Krankenhäuser alle Daten, Werte und Befunde eines Patienten eingeben, sodass sie für alle behandelnden Ärzte abrufbar sind.  Ab 15. Februar 2025 nun soll die elektronische Patientenakte für alle Versicherten kommen, die nicht ausdrücklich widersprechen.

Mittels einer App haben auch die Versicherten selbst Zugriff auf ihre Daten. Sie können eigene Dokumente hochladen, etwa ältere Befunde oder Bilder. Außerdem können Versicherte entscheiden, welcher Arzt Zugriff auf welche Daten bekommt.

Kulas: Kann mit sehr selektierten Daten nicht viel anfangen

Aus Sicht der Krankenkassen ist das ein großes Plus. „Versicherte kommen ins Cockpit ihrer eigenen Daten, was sie bisher nicht waren“, erklärt Daniel Schilling, Vorstandsmitglied der IKK Südwest. Der Patient erhalte die Mündigkeit, mit seinen eigenen Daten zu haushalten.

Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass der Versicherte die Möglichkeit hat, Daten aus der elektronischen Patientenakte zu löschen. Der Vorsitzende des saarländischen Hausärzteverbandes, Dr. Michael Kulas, sieht darin eine große Klippe: „Wenn auf der elektronischen Patientenakte nur Daten sind, die sehr selektiert sind, kann ich damit nicht viel anfangen. Das heißt: Entscheidende Daten, die für meine Entscheidung wichtig sind, könnten nicht zugänglich sein.“

Kritik an Kommunikation

Verbraucherschützer kritisieren, dass bislang zu wenig verständlich über die ePA informiert worden sei, sehen das Projekt aber als Chance. „Eine gut gemachte elektronische Patientenakte hat große Vorteile, kann dazu führen, dass Auffälligkeiten entdeckt werden, die vorher nie entdeckt worden wären“, sagt Thomas Moormann, Leiter Gesundheit und Pflege beim Verbraucherzentrale Bundesverband.

Der Orthopäde David Stenger arbeitet schon seit Jahren mit der elektronischen Patientenakte. Er sieht dem Starttermin am 15. Februar optimistisch entgegen. Es werde auf Dauer eine Verbesserung der Leistungen und weniger Doppeluntersuchungen geben. „Die Lösung für alle Probleme wird sie im Endeffekt aber nicht sein.“

Das Bundesgesundheitsministerium hat auf seiner Internetseite Antworten auf viele Fragen rund um die elektronische Patientenakte zusammengestellt.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht vom 24.10.2024 berichtet.

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