
Rheinland-Pfalz US-Zölle: Sind Automobil-Arbeitsplätze in Rheinland-Pfalz gefährdet?
Ab dem 3. April wollen die USA zusätzliche Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Autoimporte erheben. Was das für die Autoindustrie in Rheinland-Pfalz bedeuten könnte, lesen Sie hier.
Wie wichtig sind die USA für die rheinland-pfälzische Wirtschaft?
Kurz gesagt: sehr wichtig. Laut IHK Pfalz verschiffen rheinland-pfälzische Firmen pro Jahr Waren im Wert von rund 5 Milliarden Euro über den Atlantik. Das sind knapp ein Zehntel aller Ausfuhren. Damit sind die USA zweitwichtigstes Zielland für Exporte aus Rheinland-Pfalz. "So einen Handelspartner kann man natürlich nicht einfach so ersetzen", sagt Kai von Linden, Amerika-Experte der IHK.
Wie groß ist die Autoindustrie in RLP?
In Rheinland-Pfalz gibt es 53 Betriebe in der Automobilindustrie, wie aus Daten des Branchenverbandes VDA hervorgeht. Diese Firmen beschäftigen 22.500 Menschen - das sind 8 Prozent aller Industrie-Arbeitsplätze im Land. So gesehen ist das Bundesland kein klassisches Autoland. In Niedersachsen etwa ist jeder vierte Job direkt oder indirekt von der Automobilproduktion abhängig. Bundesweit betrachtet liegen nur 3 Prozent der deutschen Automobil-Jobs in Rheinland-Pfalz.
Trotzdem ist die Branche nicht unwichtig fürs Land: Laut VDA werden rund 13 Prozent des Umsatzes der rheinland-pfälzischen Industrie in der Autobranche erwirtschaftet. Große Autoindustrie-Standorte sind Daimler in Wörth (etwa 10.000 Beschäftigte), ZF in Koblenz (2.294), Michelin in Bad Kreuznach (1.530) sowie Adient und Opel in Kaiserslautern (1.325 bzw. rund 1.000).
Welche Bedeutung hat der US-Markt für die Autoindustrie in RLP?
Eine überschaubare. Denn: "Kraftwagen und Kraftwagenteile machen nur 3 Prozent der rheinland-pfälzischen Exporte in die USA aus", erläutert IHK-Amerika-Experte von Linden. Sie stünden bei den Exportgütern nur an Platz sechs. Wichtiger seien Maschinen, Chemie, Pharmaprodukte, Metalle und Ledererzeugnisse. Die rheinland-pfälzische Wirtschaft werde von den US-Zöllen auf Autos deshalb nicht unmittelbar so stark betroffen sein wie die Wirtschaft anderer Bundesländer.
Sind Arbeitsplätze in Rheinland-Pfalz in Gefahr?
Aus Sicht der IHK Pfalz ist es für konkrete Vorhersagen noch zu früh. Die angekündigten Auto-Zölle seien aber "zweifellos keine gute Nachricht für die rheinland-pfälzische Wirtschaft und damit natürlich auch nicht für den Arbeitsmarkt", so IHK-Amerika-Experte von Linden.
Mehr Sorgen bereitet dem Fachmann aber die Möglichkeit weiterer Zölle: Sollten die USA diese auf Maschinen, Anlagen oder pharmazeutische Produkte ausweiten, hätte das laut von Linden deutlich massivere Folgen - auch für die Beschäftigten in diesen Branchen.
Was könnte die Autoindustrie in RLP retten?
Sollten die USA als Markt wegbrechen, könnte die Autoindustrie aus Sicht von Experten auf zwei Alternativ-Märkte ausweichen:
- Lateinamerika: Im vergangenen Dezember hat die EU ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay geschlossen. Zwar muss der Vertrag noch ratifiziert werden, wie IHK-Amerika-Experte von Linden anmerkt. Geschehe dies, könne das den Automobil-Export in diese Länder aber ankurbeln.
- Europa: Rückläufige Exporte in die USA könnten durch mehr Ausfuhren in europäische Länder wettgemacht werden, wie Oliver Bendig von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte sagt. Der EU-Binnenmarkt sei "ein schlafender Riese für die deutsche Industrie". Voll ausschöpfen lasse sich dieses Potenzial aber nur, wenn die EU bestehende Handelshemmnisse abbaue. Als Beispiele nannte Bendig Produktregeln und Zertifizierungen, die von einander abweichen. Auch gebe es in den EU-Ländern unterschiedliche Bestimmungen zu Verpackungen und deren Entsorgung.
Sendung am Fr., 28.3.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4