Der Zoll in Mainz überprüft in der Weihnachtszeit viele Pakete. Aus dem Nicht-EU-Ausland dürfen nur Sendungen eingeführt werden, deren Warenwert nicht über 45 Euro liegt.

Rheinland-Pfalz Tote Frösche und gefälschte Taschen: Zollamt Mainz kontrolliert Pakete

Stand: 06.12.2024 09:50 Uhr

Vorweihnachtszeit ist Hochsaison im Onlinehandel. Was die Beamten im Zollamt Mainz in den Paketen so alles finden und worauf man beim Geschenke-Kauf im Internet achten sollte.

Im Zollamt in Mainz-Hechtsheim sind die Regale gut gefüllt. Dort liegen mehrere Hundert Pakete und Päckchen in allen Größen und Formen. Sie alle sollen geöffnet und kontrolliert werden - zum Beispiel vom Mainzer Zollbeamten René Sautter. Jetzt, in der Vorweihnachtszeit, hat er vermehrt Geschenk-Pakete aus dem Nicht-EU-Ausland auf dem Tisch liegen. Dafür ist der Zoll nämlich zuständig.

Wenn Weihnachtsgeschenke beim Mainzer Zoll landen

Abgaben für Pakete aus dem Nicht-EU-Ausland

"Solche Geschenk-Sendungen bieten immer das Potenzial, problematisch zu werden", erklärt Sautter und lacht. Er habe schon so einiges gesehen. Oft sei der Inhalt der Pakete deutlich wertvoller als die erlaubte Obergrenze, die bei 45 Euro liegt.

Zollrechtlich darf ein Geschenk-Paket aus dem Nicht-EU-Ausland nur 45 Euro wert sein. Darüber fallen Einfuhr-Abgaben an. Das ist vielen nicht bewusst. René Sautter, Zollbeamter Mainz

Wenn der Inhalt eines Geschenk-Paketes an sich in Ordnung ist, aber in der Summe mehr als 45 Euro wert, schreibt das Zollamt die Empfänger an und bittet sie, vorbeizukommen. Dann schaut man sich das Paket gemeinsam an und die noch fälligen Einfuhr-Abgaben werden eingefordert. Eine Strafzahlung sei das nicht - "auch wenn der eine oder andere es vielleicht als Strafe betrachtet", ergänzt René Sautter schmunzelnd.

Mainzer Zoll zieht gefälschte Waren aus dem Verkehr

Deutlich problematischer werde es, wenn auch die Waren zu beanstanden seien. Immer wieder landen im Mainzer Zollamt zum Beispiel Pakete, in denen sich gefälschte Produkte aus dem Nicht-EU-Ausland befinden.

René Sautter stellt einen großen Karton auf den Metalltisch in der Raummitte. Er ist gefüllt mit Beispielen: Sportschuhe, Handtaschen, Klamotten, Kopfhörer - alles Fälschungen von bekannten Marken, die der Zoll in der letzten Zeit aus dem Verkehr gezogen hat. "Da sind teilweise die Logos der Original-Hersteller leicht abgewandelt nachgeahmt", zeigt Sautter am Beispiel eines Kapuzenpullis, der einem bekannten Modehersteller nachempfunden ist. Aber: "Sowas ist dann auch noch aus minderwertigem Material."

Vorsicht beim Onlineshopping im Nicht-EU-Ausland

Solche Fälschungen könnten sie natürlich nicht an die Empfänger weitergeben, erklärt der Zollbeamte. Die Waren müssten teilweise vernichtet werden. "In der Regel bleiben die Empfänger dann leider auch auf ihrem Geld sitzen, das sie für die Ware bezahlt haben."

Und im Einzelfall könne es sogar noch schlimmer kommen: "Es gibt manche Rechteinhaber, die sie dann auch noch zivilrechtlich belangen, weil sie eine Fälschung einführen wollten." Er könne die Menschen nur dazu aufrufen, vorsichtig zu sein, wenn sie online bei Anbietern aus dem Nicht-EU-Ausland einkaufen, sagt Sautter.

Seien Sie wachsam und fragen Sie sich: Kann diese Tasche, die ich im Modehaus für mehrere Tausend Euro kaufen kann, im Internet wirklich nur 40 Euro kosten? René Sautter, Zollbeamter Mainz

Empfehlen könne er auch immer einen Blick ins Impressum der Onlinehändler, um herauszufinden, von wo die Ware verschickt wird und welche Firma dahinter steckt.

Tierische Produkte können gegen Artenschutz verstoßen

Neben Fälschungen schaut das Team im Mainzer Zollamt nach weiteren illegalen Waren. Dazu können zum Beispiel Lederwaren und tierische Produkte gehören, die gegen den Artenschutz verstoßen. Da habe er schon die wildesten Sachen in Paketen gefunden, erzählt Sautter: "Das Kurioseste waren tote Frösche, die zu Geldbeuteln verarbeitet worden waren."

Mainzer Zollamt bearbeitet viele Pakete aus der Ukraine

Neben den Kuriositäten und manchmal auch abstoßenden Waren, haben Sautter und sein Team derzeit außerdem mit zahlreichen Paketen zu tun, die aus anderem Grund besonders sind: Sie stammen aus der Ukraine. Das mache tatsächlich derzeit den größten Teil ihrer Arbeit aus, berichtet der Zollbeamte.

Das liege daran, dass der Spediteur, über den die meisten Pakete aus der Ukraine nach Deutschland eingeführt würden, im Raum Mainz seinen Sitz habe.

Sendungen belegen Schicksale von Flüchtlingen

Diese Pakete durchzuschauen, sei auch manchmal bedrückend, sagt der Zollbeamte: "Denn hinter jeder Sendung steckt ja auch ein Einzelschicksal." Sautter zeigt beispielhaft zwei Pakete: In dem einen befinden sich dutzende Kleidungsstücke, das andere ist gefüllt mit Plastikboxen voller alter Dias. "Das sind klassische Beispiele dafür, dass sich jemand persönliche Gegenstände und Erinnerungen aus der Ukraine nachschicken lässt", sagt der Zollbeamte.

Hier allerdings hat das Zollamt nur kontrolliert, ob in dem Paket auch ein Diaprojektor enthalten ist. Der hätte nämlich den zollfreien Warenwert von 45 Euro überschritten. Aber kein Problem: Dieses Mal können die Pakete einfach zugestellt werden.

Sendung am Fr., 6.12.2024 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4

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