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Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg So machen wir Nachrichten bei SWR Aktuell Online

Stand: 20.09.2024 00:00 Uhr

Am Donnerstag war ARD Nachrichtentag. In allen ARD-Anstalten gab es Angebote, um hinter die Kulissen zu schauen. Hier erklären wir alles über unsere Arbeit bei SWR Aktuell Online.

Bei SWR Aktuell Online Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg nahmen wir den Tag zum Anlass, einige häufig gestellte Fragen zu beantworten. Wie machen wir eigentlich Nachrichten, wie wählen wir unsere Themen aus und lassen wir uns tatsächlich - so immer wieder ein Vorwurf - von "oben" sagen, was wir zu berichten haben?    

Woher kommen unsere Informationen?

Was am Ende des Tages auf der SWR Aktuell-Online-Seite gelandet ist, hat seinen Ursprung in sehr vielen unterschiedlichen Quellen. Die Redaktion greift auf Meldungen von Nachrichtenagenturen wie der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zurück, bei so genannten Blaulicht-Themen auf offizielle Presseberichte von Polizei und Feuerwehr, und ja, auch auf Pressemitteilungen von Ministerien, Politikern, Parteien, Behörden und den verschiedensten Verbänden. Aber: Das ist nie die einzige Quelle. Viel wichtiger in der täglichen Arbeit sind die Berichte unserer Reporterinnen und Reporter vor Ort. Sei es an einer Unfallstelle, bei einer Stadtratssitzung, die über den kommunalen Haushalt entscheidet, an einem Bach, der bei Starkregen über die Ufer getreten ist. Wir fragen nach und hängen uns ans Telefon. Und natürlich haben wir auch die Social-Media-Kanäle im Blick. Nicht selten bekommen wir dort gute Anregungen für interessante Themen, die unsere Userinnen und User gerade umtreiben.

Wie wählen wir unsere Inhalte aus?

Vorweg: DIE eine richtige Auswahl gibt es nicht. Aus der Flut von Themen, Ereignissen und Informationen, die uns erreichen, wollen wir das auswählen und verbreiten, was für die Lebensrealität unsere Nutzerinnen und Nutzer wichtig ist, was man "einfach wissen muss". Das sind natürlich politische Ereignisse, Wahlen, Gesetzesverfahren. Darüber hinaus geht es aber auch um Hintergründe, weiterführende Informationen, Erklärungen und Perspektiven. Wichtig ist uns dabei auch immer der regionale Aspekt. Also nicht nur: Was haben die da in Berlin beschlossen? Sondern: Welche Auswirkungen hat das konkret auf die Menschen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz? Neben den "klassischen" Nachrichten kommen aber auch Service-Themen und Geschichten zum Augenzwinkern nicht zu kurz. Auch das Reh im Pool kann durchaus seinen Platz auf der Seite finden.

Wie entsteht eine Nachricht?

Wenn die Entscheidung gefallen ist, dass wir eine Nachricht, eine Info als Artikel auf unserer Seite platzieren wollen, steht eins im Vordergrund: Wir verbreiten nach bestem Wissen die Fakten. Das heißt, wir gehen transparent mit Quellen-Nennung um. Wir prüfen die Infos, auch wenn sie aus offiziellen Quellen kommen. Wir verfahren nach dem Vier-Augen-Prinzip. Kein Artikel geht online, der nicht zuvor gegengelesen wurde. Sowohl inhaltlich als auch was Rechtschreibung betrifft. Was nicht ausschließt, dass mal Vertipper vorkommen, wir sind auch nur Menschen.

Wie trennen wir Nachricht und Meinung?

Vorweg: "Objektiv" - wie oft verlangt - sind Nachrichten nie. Können sie auch nicht sein. Denn niemand, auch kein Journalist, kann sich völlig frei machen von seinen Erfahrungen und der eigenen Einschätzung. Aber der Anspruch muss immer sein, die eigene Meinung nicht einfließen zu lassen. Der langjährige Moderator der Tagesthemen, Hanns Joachim Friedrichs, hat dazu den Leitsatz geprägt: "Kein Journalist sollte sich mit einer Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten."

Pressekodex - Richtlinien für die journalistische Arbeit

Natürlich hat auch eine Journalistin oder ein Journalist eine Meinung. Und das Recht, sie zu äußern. Dann allerdings klar gekennzeichnet als Kommentar. Eine Darstellungsform, die sich bei streitwertigen Themen durchaus anbietet, etwa als Pro und Contra.

Wie beeinflussbar ist die Redaktion?

Es gab in der Vergangenheit - und wird es vermutlich immer wieder geben- durchaus Versuche der Einflussnahme. Da kommt schon mal eine Mail oder in der Redaktion klingelt das Telefon und jemand beschwert sich inhaltlich über die Berichterstattung. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit war die "Briefaffäre" um die damalige rheinland-pfälzische Medienstaatssekretärin Heike Raab (SPD). Das Entscheidende dabei: Die Redaktion hat transparent darüber berichtet - und die kritisierte Passage weder geändert, noch zurückgenommen.

Natürlich kann es vorkommen, dass uns ein Fehler unterläuft. Sei es, dass ein Name falsch geschrieben ist, eine Bezeichnung nicht stimmt oder ein Sachverhalt nicht korrekt dargestellt wurde. In solchen Fällen reagieren wir durchaus, entfernen den Fehler und setzen einen Hinweis auf die Korrektur.

Wann und warum nennen wir die Nationalität?

Bei der Berichterstattung über Straftaten werden Medien sehr häufig dafür kritisiert, dass die Nationalität der Verdächtigen nicht genannt wird. Auch der SWR sieht sich immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, dies zu verschweigen oder zu "zensieren". Zunächst: Es gibt weder ein Verbot noch ein Gebot zu berichten, dass ein mutmaßlicher Straftäter aus xy stammt. Es ist immer eine Einzelfallentscheidung.

Der SWR sieht sich in diesem Zusammenhang den Empfehlungen des Deutschen Presserats verpflichtet. Im Pressekodex ist festgelegt, dass die Nationalität nicht grundsätzlich genannt werden soll, sondern nur, wenn sie im Zusammenhang mit der Tat steht oder ein begründetes Interesse der Öffentlichkeit besteht. Neugier etwa fällt nicht unter "begründetes Interesse".

Bei extremen Taten, etwa Terroranschläge wie in Solingen, dem Messerangriff in Mannheim - oder bei einer Öffentlichkeitsfahndung - wird sich die Redaktion im Zweifel eher dafür entscheiden.

Pressekodex Nennung der Nationalität

"In der Berichterstattung über Straftaten ist darauf zu achten, dass die Erwähnung der Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten nicht zu einer diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens führt. Die Zugehörigkeit soll in der Regel nicht erwähnt werden, es sei denn, es besteht ein begründetes öffentliches Interesse. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte." Gründe gegen die Herkunftsnennung von Straftätern

  • Reine Neugier ist kein geeigneter Maßstab für presseethisch verantwortliche Abwägungen.
  • Die Nennung der Zugehörigkeit durch andere Quellen, z.B. durch Behörden oder Polizei entbindet nicht von der redaktionellen presseethischen Verantwortung
  • Reine Vermutungen über den Zusammenhang zwischen der Zugehörigkeit eines Täters und der Tat

Wie gehen wir mit Nutzerkommentaren um?

Grundsätzlich wollen wir als Redaktion mit unseren Leserinnen und Leserinnen in Kontakt kommen, freuen uns über Rückmeldungen, nehmen gern Anregungen auf und auch Kritik an.

Bei der Möglichkeit zur Kommentierung gibt es zwischen den Artikeln wie hier im Web und in unseren Social-Media-Kanälen einen entscheidenden Unterschied: Wenn wir die Kommentarfunktion zu einem Artikel öffnen, haben wir die Gelegenheit, die Kommentare vor der Veröffentlichung zu lesen und dann zu veröffentlichen. Auf Instagram und Facebook laufen sie in "Echtzeit" ein und werden im Anschluss moderiert.

In beiden Fällen gilt aber das gleiche: Jeder kann seine Meinung zum Thema äußern, sollte sich aber bitte an gewisse Spielregeln halten. Banal gesagt: sich so benehmen, wie er oder sie selbst gern behandelt werden möchte. Wenn wir den 27. Kommentar "Ihr besch.. Systemmedien verbreitet Fake News" nicht freischalten, hat das eben nichts mit Zensur zu tun. Es fördert keine sachliche Auseinandersetzung und bringt niemanden weiter, auch die anderen Userinnen und User nicht. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, das wir alle achten sollten. Sie endet aber genau dort, wo Äußerungen strafbar oder beleidigend sind. Und wir sind nicht nur für die Inhalte verantwortlich, die wir selbst produzieren, sondern auch dafür, dass die Diskussionen darüber in einem vernünftigen Rahmen bleiben.

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