
Rheinland-Pfalz Nach der Flutkatastrophe: Lebenshilfe baut neues Wohnheim in Sinzig
Bei der Ahr-Flut sind zwölf Menschen mit Behinderung im Lebenshilfehaus in Sinzig ums Leben gekommen. Jetzt gibt es einen Platz für einen Neubau mitten in der Stadt.
Der notarielle Kaufvertrag für das Grundstück ist vor Kurzem beim Notar unterzeichnet worden. Das hat Ulrich van Bebber, der Vorsitzende der Lebenshilfe Kreisvereinigung Ahrweiler e.V., am Freitagmittag mitgeteilt. Das sei ein Moment großer Erleichterung und Freude für alle Beteiligten gewesen. Damit ist fast vier Jahre nach der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 ein Neubeginn möglich.

Diese Luftbildaufnahme zeigt, wo das das neue Gebäude der Lebenshilfe in Sinzig gebaut werden soll.
Das Grundstück liegt nach van Bebbers Angaben im Stadtkern von Sinzig, in der Nachbarschaft des Johanniter-Hauses. Die bestehenden Gebäude werden abgerissen, um für den Neubau Platz zu schaffen.
Widerstand gegen Lebenshilfe-Neubau
Die Suche nach dem Standort für das neue Lebenshilfehaus in Sinzig sei unerwartet schwierig gewesen, heißt es von dem Betreuungsverein: Man habe viele Hürden überwinden müssen - rechtliche, finanzielle, politische und auch emotionale. Und dass, obwohl es Unterstützung aus der Verwaltung und der Kommunalpolitik gab.
Man habe seit der Flut etwa 30 mögliche Grundstücke geprüft, ob sie alle Anforderungen erfüllen. Zuletzt eines, bei dem die unmittelbaren Anwohner gegen den Bau waren und ihre Zustimmung verweigerten. Einige von ihnen hatten in einem offenen Brief unter anderem kritisiert, dass behinderte Menschen aus ihrer Sicht eine Lärmbelästigung darstellen würden und dass der neue Standort der Lebenshilfe deswegen für sie unzumutbar wäre.
Konkrete Planung für Lebenshilfe-Neubau geht los
Nach der Unterzeichnung des notariellen Kaufvertrages kann jetzt aber zügig die konkrete Planung in Auftrag gegeben werden. "Wir wollen eine gute Architektur umsetzen, die eine Bereicherung des dortigen Quartiers darstellen wird", heißt es vom Lebenshilfe-Kreisverband. Das Gelände liege im Sanierungsbereich der Stadt Sinzig.
Geplant sei eine moderne Wohneinrichtung mit 24 Plätzen für Menschen mit Behinderung. Sobald die Baugenehmigung vorliege, rechne man mit einer Bauzeit von zwei Jahren. Wenn alles nach Plan laufe, könnte das neue Lebenshilfe-Haus Anfang 2028 fertig sein.
Ahr-Flut kostete zwölf Menschen das Leben
In der Flutnacht hatte sich im Haus der Lebenshilfe in Sinzig eine Tragödie abgespielt. Das Erdgeschoss des Gebäudes in Sinzig sei so schnell und mit solcher Wucht vollgelaufen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner kaum eine Chance gehabt hätten, hieß es damals von der Lebenshilfe. Die Flutwelle habe sie mehr oder weniger im Schlaf überrascht und sie hätten sich wegen ihrer Behinderung auch nicht mehr selbst retten können.

Das Haus der Lebenshilfe in Sinzig am Tag nach der Katastrophe
Zwölf Menschen aus dem Lebenshilfehaus kamen bei der Hochwasserkatastrophe in Sinzig ums Leben. Die Nachtwache habe es noch geschafft, einige Bewohner in den ersten Stock des Wohnheims zu bringen. "Als er die nächsten holen wollte, kam er schon zu spät", sagte der Geschäftsführer des Landesverbands der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz, Matthias Mandos nach der Flut.
Die Bewohnerinnen und Bewohner, die überlebt haben, leben inzwischen in einem Ausweichquartier etwa 30 Kilometer außerhalb von Sinzig, sie wollen aber zurück ins Zentrum. Das bis vor der Flut genutzte Gelände ist jetzt als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen und darf nicht mehr wie vorher bebaut werden.
Sendung am Fr., 30.5.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4