Eine Mutter steht wegen Misshandlung ihrer Töchter vor dem Amtsgericht Trier

Rheinland-Pfalz Mutter wegen physischer Gewalt gegen ihre Kinder angeklagt

Stand: 03.06.2025 17:48 Uhr

Prügel mit einem Ledergürtel, den Kopf auf die Tischplatte schlagen oder sie boxen - das soll eine Mutter aus dem Kreis Trier-Saarburg laut Anklage ihren Töchtern angetan haben.

Von SWR

Sichtlich gefasst verfolgte die gepflegt wirkende 43 Jahre alte Angeklagte dem Verlesen der Anklageschrift. Von Sommer 2013 bis Juni 2020 soll sie ihre beiden Töchter körperlich misshandelt haben. Die Kinder waren damals im Kindergarten- und Grundschulalter.

Schläge mit einem Gürtel oder mit der Hand

Regelmäßig sollen die Kinder mit einem Gürtel oder der Hand geschlagen worden sein. Laut Anklageschrift immer dann, wenn sie die Hausaufgaben nicht verstanden hatten, die Zimmer nicht aufgeräumt, das Bad nicht geputzt oder Probleme hatten, Fahrradfahren zu lernen.

Angeklagte im Züchtigungsprozess

Die Angeklagte mit ihrer Verteidigerin im Züchtigungsprozess.

Mutter bestreitet die Vorwürfe

Die Mutter bestritt am ersten Prozesstag, ihre Töchter geschlagen zu haben. Das habe so nie stattgefunden. Sie habe nie körperliche Gewalt gegen die Mädchen angewandt. Allerdings habe sie mit der älteren der beiden große Probleme gehabt. Es habe viel Streit gegeben. Die ältere Tochter sei eine Außenseiterin gewesen, sei in der Schule gemobbt worden. Sie habe viel versucht, habe aber "gegen eine Wand gesprochen", so ihre Aussage.

Töchter mussten nicht vor Gericht aussagen

Die Töchter sind mittlerweile 16 und 18 Jahre alt. Sie mussten nicht vor Gericht aussagen. Stattdessen wurden richterliche Vernehmungen aus dem Jahr 2022 als Video gezeigt. Fast zwei Stunden sagte die Ältere aus. Sie schilderte, wie es immer wieder zum Streit mit ihrer Mutter kam. Als sie sich beim Fahrradfahren lernen ungeschickt angestellt habe, habe ihre Mutter mit ihren Händen ihren Hals umfasst, sodass die Abdrücke noch abends erkennbar gewesen seien.

Schläge bei schlechten Leistungen auf dem Gymnasium

Auf dem Gymnasium sei sie von ihrer Mutter noch öfter geschlagen worden, wenn sie nicht sofort kapierte, was sie lernen sollte. Einmal habe die Mutter sie vier Mal mit dem Kopf auf die Tischplatte geschlagen. Ansonsten sei sie auch öfter mit einem Gürtel geschlagen worden.

Ich habe mir gewünscht, dass es ein Ende hat. Aussage der jüngeren Tochter

Die jüngere Tochter bestätigte die Aussagen der Schwester. Immer wieder brach sie in dem Video in Tränen aus. Sie habe dann auch mit der Klassenlehrerin gesprochen, die dann das Jugendamt eingeschaltet habe. "Ich habe mir gewünscht, dass es ein Ende hat", sagt sie schluchzend im Video.

Ältere Tochter geht zur Polizei

Bei den täglichen Joggingrunden, zu denen sie ihre Mutter gezwungen habe, sei der Plan gereift, die Polizei einzuschalten, erzählt die Jüngere. Das hatte die Ältere 2020 auch getan. Mit 13 Jahren, ihre Schwester war gerade 11 Jahre alt, hatte sie sich der Polizei offenbart. Heute leben beide Schwestern beim Vater in Baden-Württemberg.

Viele Zeugen werden noch gehört

Für das Gericht wird es schwer, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Was stimmt? Was ist vielleicht erfunden? Wer wusste was? Die Kinder hatten sich einer Nachhilfelehrerin, einer Klassenlehrerin, dem Jugendamt und einer Sozialarbeiterin anvertraut. Sie werden vor Gericht gehört, genau wie die Großmutter oder auch der heutige Ehemann der Angeklagten, der teilweise mit im Haushalt lebte. Am Mittwoch wird der Prozess mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt. Dann soll es vermutlich auch ein Urteil geben.

Sendung am Mo., 2.6.2025 16:00 Uhr, Der Tag in RLP, SWR1 Rheinland-Pfalz