Ein kleiner weißer Roboter, der aussieht wie ein Junge: Er ist etwa einen Meter groß, hat einen sehr menschlichen Kopf, den er bewegen kann und ein Gesicht mit digitalen Augen und Mund.

Rheinland-Pfalz Mainzer Forschung: Wie menschlich dürfen Roboter sein?

Stand: 23.10.2024 11:26 Uhr

In der Industrie und selbst zuhause sind Roboter mittlerweile sehr präsent. Aber wie menschlich sollen sie sein? Das erforschen Fachleute am psychologischen Institut der Uni Mainz.

Ein ganzes Team aus Psychologinnen und Psychologen geht aktuell an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz der Frage nach, wie menschlich Roboter sein müssen, damit sie von Menschen als Alltagshelfer akzeptiert werden.

Aspekte dabei sind: Was wünschen sich Menschen, wie ein Roboter mit ihnen interagiert? Wie schnell oder langsam soll er reden? Soll er bei einer Unterhaltung Blickkontakt halten oder besser nicht?

Die Fachleute möchten aber gleichzeitig auch herausfinden, ab wann es gut wäre, die Technik nicht noch weiter zu vermenschlichen, sagt Studienleiter Professor Johannes Kraus: "Wir fragen uns, ob Science-Fiction Recht hat: Wollen Menschen, dass Roboter menschenähnlich sind oder nicht?"

Wissenschaftler in Mainz arbeiten an "sympathischen" Robotern

Roboter "Navel" könnte in der Pflege helfen oder beim Lesen lernen

Um dieser Frage näher zu kommen, hat das Forschungsteam unter anderem den kleinen "Navel" entwickelt. Navel ist ein Roboter, der aussieht wie ein kleines Kind in einem langen grauen Kleid und Wollmütze.

Er ist etwa einen Meter groß, hat einen menschenähnlichen Kopf, den er bewegen kann, und ein Gesicht mit digitalen Augen und einem Mund. Dazu ist er mit Mikrofonen, Kameras und Lautsprechern ausgestattet.

Navel kann direkt mit Menschen kommunizieren und Gespräche führen. Das funktioniert, weil er über das Internet mit einem Chat-Bot verbunden ist. Außerdem kann er so programmiert werden, dass er zwischen vielen Sprachen wechseln kann.

Ein kleiner weißer Roboter, der aussieht wie ein Junge: Er ist etwa einen Meter groß, hat einen sehr menschlichen Kopf, den er bewegen kann und ein Gesicht mit digitalen Augen und Mund.

Navel könnte in Zukunft beispielsweise Kindern das Lesen beibringen oder dabei helfen, andere Sprachen zu lernen. Denn: Der Roboter kann problemlos zwischen Sprachen switchen.

Der kleine Roboter könnte in Zukunft zum Beispiel in der Pflege oder in Bildungseinrichtungen zum Einsatz kommen. Ein Roboter wie Navel könnte dann Arbeiten übernehmen, die immer wiederkehren, für die unendlich viel Geduld gebraucht wird oder für die das Fachpersonal fehlt.

Für Mainzer Forscher sollte Menschlichkeit bei Robotern Grenzen haben

Bis zu einem gewissen Grad könnte es hilfreich sein, wenn ein Roboter - mit dem man im Alltag zum Beispiel sehr interaktiv zusammenarbeitet - über menschliche Züge verfügt, so Kraus. Allerdings dürfe diese Grenze nicht verschwimmen.

Es sei wichtig, dass Menschen immer genau wissen, wann sie mit Technik interagieren und wann mit einem Wesen oder gar einem Menschen. Es sei daher gesund, eine klare Trennung zu finden.

Ein kleiner Roboter steht vor dem Boden. Vor ihm kniet ein Mann und eine Frau. Sie sprechen mit ihm.

Auch mit mehreren Personen kann Navel eine Unterhaltung führen. Dabei sind seine Antworten auf ein ChatGPT-Programm gestützt. So kann der Roboter immer andere Antworten finden und lernen, sich zu unterhalten.

Es ist nicht immer sinnvoll, technische Systeme menschlich zu gestalten. Prof. Dr. Johannes Kraus erforscht die psychologischen Aspekte in der Roboter-Entwicklung

Weniger menschliche Roboter helfen beim Putzen oder Pakete austragen

Neben Navel forscht das Mainzer Team aus Psychologen und Psychologinnen auch an Robotern, die weniger menschlich sind. Hier geht es vor allem um Reinigungs-Roboter oder Roboter, die Pakete ausliefern können.

Mit einer VR-Brille simulieren die Fachleute beispielsweise Situationen, in denen diese Roboter zum Einsatz kommen. Dabei schauen sie, wie die Menschen auf Roboter reagieren: Ist der Roboter vielleicht zu laut? Kommt er den Menschen zu nahe oder gibt er zu wenige Informationen?

Links im Bild steht ein junger Mann, der eine VR-Brille trägt. Rechts im Bild sitzt eine junge Frau auf dem Computer und steuert das Programm, dass den Roboter in der VR-Simulation fahren lässt.

Mithilfe von einer VR-Brille sollen Probanten Situationen nachempfinden, in denen neben ihnen ein Roboter den Boden wischt.

"Gerade im Kontext von Robotik im öffentlichen Raum ist es sehr wichtig, ein inklusives Design mitzudenken," sagt Studienleiter Johannes Kraus. Der Roboter müsse so gestaltet werden, dass er auch Menschen mit Einschränkungen berücksichtigt und keine neuen Barrieren schafft.

Bis diese Roboter wie selbstverständlich durch den öffentlichen Raum fahren oder - wie Navel - Menschen in Pflegeheimen unterhalten oder Kindern das Lesen beibringen, werden aber noch einige Jahre an intensiver Forschung benötigt.

Sendung am Di., 22.10.2024 19:30 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP

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