Rheinland-Pfalz Bildung, Klima, Kriege und Zuwanderung - das bewegt die Jugend in RLP
Bildung, Krieg, Zuwanderung und Klima sind Themen, die Jugendliche und junge Menschen in Rheinland-Pfalz umtreiben. Das zeigt eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des SWR.
Die zahlreichen Krisen, Konflikte und Herausforderungen dieser Zeit gehen auch an Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht spurlos vorbei. Wir wollten wissen: Was bewegt die Jugend in Rheinland-Pfalz? Welche Themen sind für sie am wichtigsten und wie schauen sie in ihre eigene Zukunft? Im Auftrag des SWR hat Infratest dimap junge Leute im Land dazu befragt.
- Was sind die wichtigsten Themen für junge Menschen?
- Welche Partei hat die größte Kompetenz?
- Wie gut fühlen sie sich von der Politik wahrgenommen/vertreten?
- Welche Werte sind den jungen Leuten wichtig?
- Welche Sorgen machen sie sich?
- Wie zufrieden sind junge Menschen in Rheinland-Pfalz?
- Wie sehen sie ihre eigene Zukunftsperspektive?
Bildung, Verkehr, Zuwanderung und Umwelt am wichtigsten
Für die jungen Menschen steht das Thema Bildung und Ausbildung an der Spitze der wichtigsten Aufgaben, die in Rheinland-Pfalz angepackt werden sollten. Knapp 30 Prozent der Befragten im Alter von 16 bis 24 Jahren sind dieser Meinung. Dahinter liegen mit je 16 Prozent die Bereiche Mobilität und Verkehr sowie die Zuwanderung. Danach folgen Umweltschutz und Klimawandel. Themen wie Kriminalität/Terror oder Gesundheitswesen halten nur jeweils sechs Prozent für wichtig. Bei dieser Frage hatte Infratest keine Antworten vorgegeben, die Befragten nannten ihre Präferenzen. Die meist genannten Themen flossen dann in die Umfrageergebnisse ein.
Die Studie zeigt auch Unterschiede zwischen jungen Leuten, die mutmaßlich noch in Schule oder Ausbildung stecken und solchen, die bereits damit fertig sind. Im Alter von 25 bis 29 Jahren verändert sich die Sichtweise. Hier sind noch 22 Prozent der Ansicht, Bildung sei die Hauptaufgabe. Bei dieser Altersgruppe werden die Themen Zuwanderung (21 Prozent) sowie Soziales und Wohnen (13 und 12 Prozent) wichtiger.
Jugendliche bezweifeln Kompetenz der Parteien
Jugendliche und junge Erwachsene haben erhebliche Zweifel, dass die bestehenden Parteien in der Lage sind, die drängendsten Probleme auch zu lösen. Ein knappes Drittel der Befragten hält keine der Parteien für kompetent genug. Jeweils 18 Prozent trauen SPD und CDU das zu, dahinter folgen Grüne und AfD. In Großstädten liegt die SPD vorn, in kleineren Gemeinden die CDU. Aber auch hier sind diejenigen in der Mehrheit, die keiner politischen Partei die nötige Kompetenz zutrauen.
Schaut man auf den Rheinland-Pfalz-Trend vom Februar dieses Jahres, ergibt sich ein ähnliches Bild bei der Jugend jetzt und der Gesamtheit der damals Befragten. Auch hier waren 30 Prozent der Ansicht, dass keine der Parteien die Kompetenz hat, die Probleme zu lösen.
Politik tut nicht genug für junge Menschen
Eine Mehrheit der jungen Leute fühlt sich von Politikerinnen und Politikern in Rheinland-Pfalz nicht gehört. 59 Prozent sind gar nicht oder weniger zufrieden damit, wie sich die Politik um die Interessen junger Menschen kümmert. Lediglich ein Drittel ist der Ansicht, die Politik tue genug für Jüngere. Dabei fällt auf, dass die Unzufriedenheit in kleineren Kommunen sowie im Alter ab 25 Jahren nochmal größer ist. Unabhängig von Alter und Wohnort überwiegt bei den jungen Menschen aber mehrheitlich die Ansicht, dass die Politik mehr für ihre Anliegen tun sollte.
Familie, Umweltbewusstsein und soziales Verhalten wichtige Werte
Bei der Frage nach Werteorientierung und persönlichem Verhalten steht bei nahezu allen jungen Menschen ein gutes, vertrauensvolles Familienverhältnis ganz oben. 95 Prozent nennen das wichtig oder sehr wichtig. 90 Prozent der jungen Leute finden es wichtig, sich umweltbewusst zu verhalten. Fleiß, Ehrgeiz, aber auch soziales Verhalten und Hilfe für Benachteiligte sieht eine sehr große Mehrheit als wichtigen Wertmaßstab für ihr Leben. Und für knapp drei Viertel ist auch Toleranz gegenüber Menschen wichtig, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen. Diese Haltung ist bei jungen Frauen (81 Prozent) dabei deutlich ausgeprägter als bei jungen Männern (62 Prozent) und in städtischen Regionen bedeutsamer als auf dem Land.
Sorge vor Krieg, um die Demokratie und ums Klima
Kriegerische Konflikte auf der Welt, die Demokratie in Deutschland und der Klimawandel - das sind für den Jüngeren die Top 3 bei der Frage, worüber sie sich Sorgen oder große Sorgen machen. Das Thema Zuwanderung sieht mit 45 Prozent weniger als die Hälfte der Befragten mit Sorge. Etwa ebenso viele machen sich Gedanken darüber, dass ländliche Regionen abgehängt werden. Um den eigenen Lebensstandard sorgt sich etwa jeder/jede dritte Jugendliche und junge Erwachsene im Bundesland. Bei Mädchen und jungen Frauen ist die Sorge um Kriege, Zustand der Demokratie und das Klima größer ausgeprägt als bei männlichen Befragten. Hier sorgen sich etwas mehr um das Thema Zuwanderung.
Mehrheit der jungen Menschen mit Lebenssituation zufrieden
Nach ihrer aktuellen Lebenssituation insgesamt befragt sagen 88 Prozent der Teilnehmenden, dass sie zufrieden sind. Etwa ebenso viele bewerten ihr Verhältnis zu Eltern, Familie und Freunden überwiegend wohlwollend. Auch mit Wohnsituation und Berufsperspektiven sowie der eigenen "Work-Life-Balance", also dem Verhältnis von Schule/Arbeit zur Freizeit sind die meisten zufrieden.
Jugendliche sehen eine gute Zukunftsperspektive
Trotz Krisen, Krieg und Umweltproblemen sieht die große Mehrheit der jungen Befragten in Rheinland-Pfalz ihre persönliche Lebensaussichten positiv. 27 Prozent halten ihre Chancen für sehr gut, 61 Prozent für gut. Nur zehn Prozent gaben an, dass sie ihre eigenen Zukunftschancen für schlecht bis sehr schlecht halten
Sendung am Do., 5.12.2024 20:15 Uhr, Doku & Reportage, SWR RP