Trump während Kabinettssitzung im Weißen Haus am 10.04.2025

Nordrhein-Westfalen Zoll-Wirrwarr: Erleben wir gerade den gefährlichsten US-Präsidenten?

Stand: 10.04.2025 19:37 Uhr

Erst die Zölle rauf, dann wieder runter - zumindest einige. US-Präsident Donald Trump schüttelt die Weltwirtschaft durch. WDR-Wirtschaftsexperte Ulrich Ueckerseifer erklärt, warum Trump gefährlich ist.

In der vergangenen Woche verstörte US-Präsident Donald Trump die Welt mit einem Zollkatalog, der neben bewohnten Wirtschaftsräumen wie EU und China auch vor unbewohnten Inseln nicht halt machte. Am Mittwoch legte er diese schon wieder für 90 Tage teilweise auf Eis - unter anderem für die EU. Für die gilt in dieser Zeit ein pauschaler und deutlich niedriger Zollsatz von zehn Prozent, während Trump den Satz für China sogar erhöhte.

Kehrtwende in der Zollpolitik Trumps | Aktuelle Stunde

Nach Trumps Zollpause setzte die EU-Kommission die ab kommender Woche geplanten Gegenzölle für US-Importe vorerst nicht in Kraft. Die von Trump auf Talfahrt geschickten Börsenkurse erholten sich nach dem entschärften Zollstreit zwar - der Donnerstag bescherte dem Dax ein Plus.

Ulrich Ueckerseifer

WDR-Redakteur Ulrich Ueckerseifer im Studio in Washington

Ob seines disruptiven Wirtschaftskurses hält WDR-Redakteur Ulrich Ueckerseifer Trump trotzdem für "gefährlich". Ueckerseifer ist langjähriger Mitarbeiter in der WDR-Wirtschaftsredaktion und Experte für Finanzpolitik. Aktuell ist er Korrespondent in der US-Hauptstadt Washington.

WDR: Warum hat Trump einen Rückzieher bei den Zöllen gemacht?

Ueckerseifer: Ich glaube, es war der Druck von Seiten der Finanzmärkte. Was wir gesehen haben seit der Verkündigung der Zölle heute vor einer Woche war, dass die Zinsen auf amerikanische Staatsanleihen wirklich steil nach oben gegangen sind - um einen halben Prozentpunkt, bis es zu dieser Zollpause kam. Und das ist eine Menge für ein Land, das wirklich bis unter die Decke verschuldet ist. Da fehlt dann in der Konsequenz eben auch das Geld im Staatshaushalt, zum Beispiel für Steuersenkungen.

WDR: Erleben wir gerade den gefährlichsten US-Präsidenten?

Ueckerseifer: Donald Trump ist definitiv für die Weltwirtschaft der gefährlichste denkbare amerikanische Präsident - aus zwei Gründen: Er ist jederzeit bereit, das Weltwirtschaftssystem auf den Kopf zu stellen und es dabei möglicherweise zu crashen. Und - Stichwort Staatsanleihen: Die amerikanische Staatsanleihe, das ist das Rückgrat der Finanzmärkte auf der ganzen Welt. Wenn da das Vertrauen weggeht, dann ist Finanzkrise nicht mehr weit.

Donald Trump ist definitiv für die Weltwirtschaft der gefährlichste denkbare amerikanische Präsident.

WDR-Wirtschaftsexperte Ulrich Ueckerseifer

WDR: Es gibt Vorwürfe des Insiderhandels gegen Trump - wie berechtigt sind die?

Ueckerseifer: Der Trump-Post war natürlich bemerkenswert: "Kauft jetzt. Es ist eine gute Zeit." (Anm.d.Red.: Trump hatte dies auf seiner Plattform Truth Social gepostet, kurz bevor er die verhängten Zölle vorerst zurücknahm.) Ich glaube nicht, dass das jemals nachgewiesen wird. Denn selbst wenn die Börsenaufsicht die Untersuchung führt, es muss ja noch jemand Anklage erheben - man braucht also zum Beispiel FBI oder das Justizministerium, und die sind fest in republikanischer Hand.

WDR: Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung angesichts dieses Hin und Her?

Ueckerseifer: Jetzt ist gerade mal wieder Ruhe, nachdem diese Beruhigungspause sozusagen eingetreten ist. Man merkte schon, dass die Menschen in den letzten Tagen unruhig geworden sind - insbesondere die, die kurz vor der Rente standen. Der normale amerikanische Rentner zieht einen Großteil seiner Altersvorsorge aus Aktienfonds, und wenn es da kurz vor der Rente richtig kracht, dann kann man schon unruhig werden.

Das Interview führte Jens Eberl.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 10.04.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.