Polizeiauto auf Bundesstraße

Nordrhein-Westfalen Prozess um Silvester-Unfall in Wuppertal: Angeklagter saß angeblich nicht am Steuer

Stand: 02.06.2025 15:19 Uhr

Mit mindestens 50 km/h soll ein 20 Jahre alter Autofahrer einen Wuppertaler mit seinem Fahrzeug erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert haben. Dafür muss er sich jetzt vor dem dortigen Amtsgericht verantworten. Laut Verteidigung soll der Angeklagte aber nicht am Steuer gesessen haben.

Von Wolfram Lumpe

Kurz nach 00:00 Uhr in der Silvesternacht 2023 ging Robert Heidt mit einer Wunderkerze in der Hand auf die laut Anklage "gut beleuchtete" Hauptstraße B7 in Wuppertal. Er wollte auf dem Mittelstreifen eine Rakete entzünden. Dann sei der Angeklagte mit seinem Auto herangefahren gekommen. Heidt sei auf der Motorhaube auf der Windschutzscheibe aufgeschlagen und dann auf dem Asphalt gelandet. 

Prozess um Silvester-Unfall in Wuppertal

Überleben mit großem Glück

Das Leben des heute 45-jährigen Opfers hängt lange am seidenen Faden, an den Folgen des Geschehens wird er sein Leben lang leiden. Die Liste der erlittenen Verletzungen beginnt mit einem Schädelbasisbruch und ist sehr lang. Dass er heute noch lebt, dürfte als kleines Wunder bezeichnet werden.

Der Angeklagte wiederum besaß laut Staatsanwaltschaft keinen Führerschein und lenkte ein Fahrzeug mit gestohlenen Kennzeichen, das weder angemeldet noch versichert war. Letzteres dürfte im Prozess noch eine große Rolle spielen.

Denn Ansprüche an eine Kfz-Versicherung des Angeklagten kann Robert Heidt nach eigenen Angaben so nicht stellen. Und an eine Rückkehr in seinen Beruf als Garten- und Landschaftsbauer ist nicht zu denken. Da Kranken- und Pflegegeld jetzt ausliefen, sehe es finanziell übel für ihn und seine Familie aus. 

Materiell unsichere Zukunft

Prozess vor Amtsgericht Wuppertal

Vor dem Amtsgericht Wuppertal tritt Robert Heidt als Nebenkläger auf.

Über einen Anwalt ist Robert Heidt auch deswegen als Nebenkläger im Prozess vertreten. Und er ist nicht alleine: Der Angeklagte sei, nachdem er ihn überfahren habe, weitergefahren und habe zwei Frauen (15 und 34 Jahre alt) ebenfalls mit dem Auto erfasst. Eine von ihnen habe drei Tage auf der Intensivstation verbracht, bei Heidt waren es zwei Monate.

Das Auto war später in einer Seitenstraße gefunden worden. Der Fahrer - und mehrere Mitfahrer - seien geflüchtet. Erst nach längerer Fahndung habe man ihn fassen können, so die Staatsanwaltschaft. 

Angeklagter saß angeblich nicht am Steuer

Bei dem schweren Unfall in der Neujahrsnacht 2024 soll der Angeklagte nicht am Steuer gesessen haben. Das zumindest sagte der Verteidiger des 20-Jährigen zum Prozessauftakt. In dem Auto seien schließlich mehrere Personen anwesend gewesen. Wer das Auto gefahren hat, soll jetzt in den nächsten Verhandlungstagen aufgeklärt werden.

Kein unbeschriebenes Blatt

Der 20-jährige Angeklagte muss sich auch wegen zwei Einbrüchen verantworten, die er mit einer 14 Jahre alten Mitangeklagten verübt haben soll. Nach WDR-Informationen ist er polizeibekannt, vielfach vorbestraft und sitzt derzeit wegen anderer Vorwürfe in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung dürfte ihm so eine lange Haftstrafe bevorstehen. 

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort im Amtsgericht
  • Staatsanwaltschaft Wuppertal
  • Amtsgericht Wuppertal