Mehrere Mitglieder des Kmapfmittelräumdienstes stehen zum Gruppenbild rund um einen entschärften Blindgänger vor einem Transporter.
Player: videoErneute Bombenräumung in Osnabrück - 15.400 Anwohner betroffen

Verdacht auf Weltkriegsbomben Weiträumige Evakuierungen in Osnabrück

Stand: 07.04.2025 09:52 Uhr

In Osnabrück sind am Sonntag drei Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht worden. Die Arbeiten hatten sich immer wieder verzögert, weil Menschen in der Evakuierungszone waren.

Eine Stadt im Ausnahmezustand: Um 7 Uhr hatte die Evakuierung für die Entschärfung mehrerer Blindgänger in dem Gebiet rund um den Hauptbahnhof von Osnabrück begonnen. Etwa 15.400 Anwohnerinnen und Anwohner mussten ihre Wohnungen verlassen. Doch nicht alle hielten sich daran. So meldete die Polizei immer wieder Menschen in der Sperrzone. Zudem gab es aus technischen Gründen eine Verzögerung. Kurz vor Mitternacht meldete die Stadt dann: "Die letzte Bombe ist entschärft. Alle können zurück in das Gebiet. Wir danken für die Geduld und wünschen eine gute Nacht!"

Zwei Entschärfungen, eine Sprengung

Seit dem frühen Sonntagmorgen hatten Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes vier Verdachtspunkte auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs untersucht. Einer erwies sich frühzeitig als harmlos: Es handelte sich lediglich um Splitter einer Bombe. Allerdings wurden zwei 500-Kilogramm-Bomben amerikanischen Ursprungs sowie eine 250-Kilogramm-Bomben britischen Ursprungs mit chemischem Langzeitzünder bestätigt. Eine der beiden 500-Kilogramm-Bomben konnte am späten Nachmittag entschärft werden. Die 250-Kilogramm-Bombe wurde gegen 20 Uhr kontrolliert gesprengt, wie die Polizei in Osnabrück mitteilte. Nachdem das Gebiet nach möglichen Schäden untersucht worden war, arbeitete der Kampfmittelräumdienst an der Entschärfung des dritten und letzten verbliebenen Blindgängers.

Anruferin meldet sich aus Sperrzone

Immer wieder mussten Menschen aus dem Evakuierungsgebiet geholt werden. Die Polizei habe einen Anruf aus dem Sperrgebiet erhalten, hieß es gegen 21.30 Uhr von der Stadt Osnabrück, die die Bevölkerung über ein Blog fortlaufend über die Arbeiten informiert hatte. "Die Anruferin befindet sich dort in ihrer Wohnung, ihr Nachbar sei auch noch da. Die Arbeiten müssen wieder ruhen, bis sie herausgeholt wurden." Nicht einmal eine halbe Stunde später erneut eine Meldung. "Es nervt! Die Person, die aus dem Gebiet heraus angerufen wurde, wurde soeben herausgebracht, nun sind aber wieder andere Personen in das Gebiet gelangt", so die Polizei. Wieder mussten die Arbeiten ruhen. Im Evakuierungszentrum wurden unterdessen Feldbetten für die wartenden Anwohner aufgestellt - am Abend hielten sich nach Angaben eines Stadtsprechers dort fast 900 Menschen auf. Entschärft wurde die dritte Bombe laut Polizei schließlich gegen 23:40 Uhr.

Mensch läuft in Sperrzone zurück - Festnahme

Schon während der Evakuierung war es zu Verzögerungen gekommen, da die Suchtrupps immer wieder auf Menschen trafen, die sich weiterhin im Sperrgebiet aufhielten. Gegen zwei von ihnen wurden Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet, sagte eine Sprecherin der Stadt Osnabrück dem NDR Niedersachsen. Ein Mensch sei zudem in Gewahrsam genommen worden, nachdem er immer wieder ins Sperrgebiet zurückgelaufen war. Grob überschlagen hätten Personen, die sich unerlaubt im Evakuierungsgebiet befanden, die Maßnahme um mindestens drei Stunden verlängert, sagte ein Stadtsprecher. "Die allermeisten Menschen haben wieder gut mitgemacht, aber einige haben immer wieder für Probleme gesorgt."

Krankenhäuser, Pflegeheime und Hauptbahnhof gesperrt

Eine Karte des Evakuierungsgebiets bei der Kampfmittelbeseitigung in Osnabrück am 6. April 2025

Rund 15.400 Menschen wohnen der Stadt zufolge im auf der Karte eingezeichneten Evakuierungsgebiet - betroffen waren die Stadtteile Innenstadt, Fledder, Gartlage, Schölerberg und Schinkel.

Das Sperrgebiet umfasste fast drei Quadratkilometer rund um den ehemaligen Güterbahnhof. Betroffen waren Teile der Innenstadt sowie von Fledder, Gartlage, Schölerberg und Schinkel. Als Notunterkunft diente die Gesamtschule Schinkel. Auch vier Pflegeheime, das Christliche Kinderhospital (CKO) und das Marienhospital (MHO) mussten gesperrt werden. Notdienste waren eingerichtet. Zudem war der Osnabrücker Hauptbahnhof ab 7 Uhr gesperrt. Es kam zu Ausfällen, Umleitungen und Ausfällen und Verspätungen im Fern- und Nahverkehr der Bahn zu Zugausfällen und Verspätungen.

Verdachtsfälle bei Bauarbeiten entdeckt

Die vier Bomben-Verdachtsfälle waren bei Bauarbeiten auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs in Osnabrück entdeckt - dort soll ein neues Stadtviertel entstehen. Weil das Gelände während des Zweiten Weltkriegs massiv bombardiert wurde, rechnet die Stadt mit weiteren Verdachtsfällen während der Bauarbeiten. Den Angaben zufolge wurde inzwischen rund die Hälfte der Fläche im Lokviertel sondiert. Erst am 6. März war im Osnabrücker Stadtteil Voxtrup ein Blindgänger entschärft worden. Im Lokviertel war es im Februar zu der Entschärfung einer Weltkriegsbombe gekommen. Die Stadt will einem Sprecher zufolge vermutlich im Laufe dieser Woche mitteilen, wann die nächste Bombenentschärfung stattfinden soll.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 06.04.2025 | 19:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das NDR Fernsehen am 05. April 2025 um 19:30 Uhr in "Hallo Niedersachsen".