Der evangelische Pastor Olaf Latzel sitzt vor Prozessbeginn in einem Gerichtssaal im Landgericht Bremen

Niedersachsen Homosexuelle abgewertet: Kirche ermittelt weiter gegen Pastor

Stand: 20.09.2024 07:01 Uhr

Das Gerichtsverfahren gegen Pastor Olaf Latzel wegen Volksverhetzung ist jüngst vorläufig eingestellt worden. Wegen dessen Äußerungen über Homosexuelle will aber die Bremische Evangelische Kirche weiter ermitteln.

Das Disziplinarverfahren werde wieder aufgenommen, sagte ein Sprecher der Kirche am Donnerstag. Einstimmig habe der Kirchenausschuss für die kircheninterne Untersuchung gestimmt. Darüber hatte zuerst der "Weser-Kurier" berichtet. Die Kirche rechnet mit einem längeren Verfahren. Latzel darf derzeit unter Auflagen predigen, wie der Sprecher sagte. Der Pastor der Bremer Sankt-Martini-Gemeinde hatte in einem Eheseminar im Oktober 2019 Homosexualität unter anderem als "Degenerationsformen von Gesellschaft" bezeichnet und von teuflischem und satanischen "Gender-Dreck" gesprochen. Die Aussagen waren als Audiodatei ins Internet gelangt. Die Kirche hatte sich mehrfach davon distanziert.

Juristischer Streit über mehrere Instanzen

Der juristische Streit über die Vorwürfe hatte mehrere Instanzen beschäftigt. Das Amtsgericht Bremen hatte Latzel im November 2020 wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Im Berufungsprozess im Mai 2022 wurde das Urteil aufgehoben. Nach einer Revision der Staatsanwaltschaft hob das Oberlandesgericht (OLG) das Urteil des Landgerichts Bremen im Februar 2023 wegen lückenhafter Begründung auf. Ende August dieses Jahres stellte das Landgericht das Verfahren schließlich vorläufig ein - unter der Bedingung, dass der Pastor innerhalb von sechs Monaten 5.000 Euro an einen gemeinnützigen Verein für queeres Leben in Bremen zahlt.