Niedersachsen Erdnüsse aus Niedersachsen? Ein Landwirt geht neue Wege
Ein Bauer aus dem Heidekreis hat es geschafft, Erdnüsse in Niedersachsen anzubauen. Eine Studie der Hochschule Osnabrück hat für diese Premiere in der Landwirtschaft Niedersachsens die Weichen gestellt.
Auf den heimischen Äckern Erdnüsse anbauen? Warum nicht, dachte sich Landwirt Steffen Meyer aus Kirchwahlingen (Landkreis Heidekreis). Normalerweise wachsen die wärmeliebenden Pflanzen in Mittelamerika oder Afrika. Doch auch hier ist der Anbau grundsätzlich möglich, das hat eine Machbarkeitsstudie der Hochschule Osnabrück bestätigt.
Umfunktionierter Kartoffelroder
Landwirt Steffen Meyer hat in Niedersachsen regionale Erdnüsse gepflanzt und geerntet.
Landwirt Steffen Meyer steht auf einem Acker in Kirchwahlingen und gibt seinem Mitarbeiter auf dem Traktor letzte Anweisungen: "Langsam reinfahren und dann gucken wir mal, ob das überhaupt funktioniert." Erstmalig soll bei der Ernte in diesem Jahr ein umfunktionierter Kartoffelroder zum Einsatz kommen, um die Erdnüsse aus dem Boden zu holen. Im vergangenen Jahr, bei der Erdnuss-Anbau-Premiere hier in Wahlingen, haben Steffen Meyer und sein Team die gesamte Ernte per Hand durchgeführt. "Wahnsinnig aufwendig", so das Urteil und der Grund zum Weiterdenken. In Sachen "Erdnuss" stehen sie noch ganz am Anfang und in Niedersachsen noch ziemlich alleine da.
Die Erdnuss ist gar keine Nuss
Aus botanischer Sicht ist die Erdnuss übrigens gar keine Nuss, sondern eine Hülsenfrucht. Nach der Blüte wächst der Fruchtstiel der Pflanze in den Boden und bildet unterirdisch die Hülsen mit den kleinen Nüssen drin. Mitte Mai, nach den Eisheiligen, hat Steffen Meyer mehr als 2.000 im Gewächshaus vorgezogene Erdnuss-Pflanzen in den Boden gebracht - übrigens etwas erhöht, in sogenannten Spargeldämmen. "Das erleichtert uns jetzt natürlich die Ernte, wenn die Erdnüsse nicht tief im Boden, sondern im Damm vergraben sind", sagt der 34-Jährige.
Machbarkeitsstudie der Hochschule Osnabrück
Lena Meyer hat an der Hochschule Osnabrück die Machbarkeitsstudie für den Anbau von Erdnüssen in Niedersachsen durchgeführt.
Dass sich Steffen Meyer überhaupt an die Erdnuss herangewagt hat, lag an seiner Mitarbeiterin Lena Meyer, die zwar denselben Nachnamen trägt, allerdings nicht mit ihrem Chef verwandt ist. Als Landwirtschafts-Studentin der Hochschule Osnabrück hat sie, gemeinsam mit dem Betrieb in Kirchwahlingen, eine Machbarkeitsstudie durchgeführt: Jeder einzelne Schritt dabei wurde wissenschaftlich begleitet und dokumentiert.
Erdnussanbau in Norddeutschland: Experten zunächst skeptisch
Erdnussanbau in Norddeutschland: Ist das überhaupt möglich? Professoren und Pflanzenbau-Experten seien skeptisch gewesen, berichtet Lena Meyer von der Anbaupremiere im vergangenen Jahr. "Am Ende waren wir total glücklich, als wir bei der Ernte die ersten richtigen Erdnüsse in den Händen halten konnten." Das Erdnuss-Saatgut hatte sie aus ihrem Auslandssemster in Uganda mitgebracht, wo es riesige Plantagen gibt.
Die Erdnusspflanzen werden erhöht in Spargel-Dämme gepflanzt. Es erleichtert die Ernte, wenn die Erdnüsse nicht tief im Boden sondern im Damm vergraben sind.
Sonderkulturen im Anbau: Sesam, Lavendel, Erdnuss
Landwirt Steffen Meyer wollte einfach mal wieder Neues ausprobieren, so sagt er. Darum habe er sich ohne lange nachzudenken auf die Zusammenarbeit mit der Hochschule eingelassen. Durch die spürbare Klimaveränderung sei es sinnvoll, sich Gedanken zu machen und zu experimentieren. "Um dann ganz vorne mitzumischen, wenn es funktioniert", so der 34-Jährige. Er habe Lust auf solche "Sonderkulturen", die auch seinen persönlichen Horizont erweitern würden. Sein Hauptgeschäft aktuell: der Spargelanbau. Neben den Erdnüssen wachsen auf den Feldern und Äckern rund um seinen Hof in Kirchwahlingen aber auch Sonnenblumen und Süßkartoffeln. Im kommenden Jahr möchte er außerdem Sesam und Lavendel anbauen. "Erdnüsse machen wir nächstes Jahr aber auch wieder", sagt Meyer, auch wenn der Anbau noch alles andere als gewinnbringend sei.
Großes Interesse an regionalen Erdnüssen
Für die Erdnussernte kommt ein umfunktionierter Kartoffelroder zum Einsatz.
Die geernteten Erdnüsse kommen für drei Wochen in den Heizungsraum, um richtig durchzutrocknen. Danach soll daraus Öl entstehen, das der Landwirt selbst vermarktet. Beim Auspressen der Nüsse bliebe ein etwas festeres Erdnuss-Mark über, für das er bereits einen Abnehmer gefunden hat: eine regionale Eismanufaktur, die daraus Erdnuss-Eis produzieren will. Insgesamt sei das Thema "Erdnüsse aus der Region" auf großes Interesse gestoßen. Sogar die gehobene Gastronomie habe schon angefragt, sagt Meyer. Regionale Erdnüsse habe in Norddeutschland nun mal nicht jeder auf der Speisekarte stehen.
Anbau in Zukunft weiter professionalisieren
Steffen Meyer glaubt an die heimische Erdnuss und will den Anbau in den kommenden Jahren weiter professionalisieren. Der Kartoffelroder hat sich bei der diesjährigen Ernte zumindest teilweise bewährt. "Sobald der Boden zu feucht ist, klappt es leider nicht mehr so gut", so das Urteil des Erdnuss-Anbauers. Für die nächste Saison habe er aber bereits neue Ideen, um die Ernte zu optimieren, sagt der Landwirt.
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NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 01.11.2024 | 19:30 Uhr