Ein eingerüsteter Teil des Schweriner Schlosses

Mecklenburg-Vorpommern Schöne Kulisse für die Einheitsfeier: Gerüst am Schloss wird abgebaut

Stand: 19.09.2024 12:24 Uhr

Vor den Feiern zum Tag der Deutschen Einheit gerät die Bauplanung am Landtagssitz, dem Schweriner Schloss, in die Kritik. Das Land lässt ein Spezial-Gerüst an der goldenen Prunk-Kuppel aufwendig abbauen, um es später wieder aufzubauen.

Von Stefan Ludmann

Es soll schön sein zur großen Feier am Tag der Deutschen Einheit, überall in Schwerin wird geputzt, gewischt und gemalert. Zum Einheitsfest halten trotz der großen Bahnbaustelle auf der Strecke Hamburg-Berlin sogar wieder ICE in Schwerin - allerdings nur ausnahmsweise. Die Staatskanzlei von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) will die Landeshauptstadt und den eigenen Wahlkreis in frischem Glanz erstrahlen lassen. Und das gilt besonders für den Mittelpunkt der Welterbe-Stadt, das Schloss. Es soll die prächtige Kulisse liefern für die große Feier am 3. und 4. Oktober.

Abbau, obwohl die Arbeiten nicht fertig sind

Auch deshalb wird abgerüstet. Am großen Prunkturm - der Goldenen Kuppel - mit dem gerade erst aufgestellten, frisch sanierten goldenen Erzengel Michael verschwindet das Gerüst. Es soll den erwarteten Besuchern den Blick auf das Wahrzeichen nicht versperren, findet auch Hausherrin und Landtagspräsidentin Birgit Hesse (SPD). Das Problem: Das Spezialgerüst wird demontiert, obwohl die Arbeiten an dem Gebäudeteil noch längst nicht abgeschlossen sind. Nach den Feiern - wahrscheinlich erst im Frühjahr - muss es wieder aufgebaut werden, um die nötigen Arbeiten zu vollenden. Erst abbauen, dann wieder aufbauen: Der CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Ehlers - er ist auch Stadtpräsident in Schwerin - kritisiert ein unkoordiniertes Vorgehen.

CDU kritisiert die Bauplanung

Der Termin für die Feiern sei lange bekannt gewesen, sagte Ehlers, das hätte bei den Bauplanungen berücksichtigt werden müssen. Finanzminister Heiko Geue (SPD) müsse erklären, was das den Steuerzahler kostet. Geue ist verantwortlich, in seinem Ressort ist das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) angesiedelt. Das SBL koordiniert die Restaurierungsarbeiten im Schloss. Eine Sprecherin der Ministeriums bestätigte auf Anfrage: "Das Gerüst am Prunkturm wird vor dem 3. Oktober demontiert, so dass insbesondere die Prunkkuppel wieder sichtbar wird." Ursprünglich sollten die Arbeiten einschließlich der Sanierung der Kuppel im Spätsommer abgeschlossen sein.

5.000 statt nur 300 Schadstellen entdeckt

Geue begründet den Gerüst-Abbau vor allem mit der Verzögerung beim Bauzeitplan. Die Schäden an der Goldenen Kuppel seien erheblich größer als ursprünglich angenommen. Zunächst seien die Bauexperten von 300 Schadstellen ausgegangen. Die Zahl habe sich dann aber auf 5.000 erhöht. Das habe die Bauarbeiten aufwendig gemacht und den Zeitplan durcheinander gebracht. "Wir schaffen es nicht, bis zum Herbst fertig zu sein." Das Gerüst müsse wegen der Witterung und den erwarteten Herbststürmen abgebaut werden. Es werde dann im Frühjahr wieder errichtet um die Restarbeiten abzuschließen - dann sollen weitere Flächen vergoldet werden. Ein weiteres Problem: Die zwischenzeitliche Insolvenz der zunächst beauftragten Gerüstbaufirma habe die Arbeiten verzögert.

Prunkkuppel soll für alle gut sichtbar sein

Geue räumte allerdings auch ein: "Wir hätten im Oktober natürlich noch dran arbeiten können, aber es macht aus meiner Sicht keinen Sinn, das Gerüst dann Ende des Monats abzubauen. Das machen wir jetzt vor dem Tag der Deutschen Einheit, damit wird das Schloss mit der schönen Kuppel so gut wie möglich den Menschen präsentieren können." Geue sagte, aus ganz Deutschland würde die Menschen nach Mecklenburg-Vorpommern kommen. "Es wäre doch schade, wenn die Prunkkuppel eingerüstet wäre, nur um noch ein paar Wochen arbeiten zu können." So viel Wert auf Äußeres hat Mecklenburg-Vorpommern nicht immer gelegt: Im Oktober 1992 - bei den ersten Feiern zum Tag der Deutschen Einheit - war die Goldene Kuppel komplett eingerüstet. Die Menschen kamen dennoch.

Kosten haben sich fast verdoppelt

32 Jahre später ist an der neuen Baustelle auch die Kostenkalkulation hinfällig. Als der Erzengel in diesem Februar per Kran von der Prunkkuppel gehoben wurde, hieß es vom SBL noch: "Für alle Maßnahmen sind Gesamtkosten von rund 900.000 Euro geplant." Gut ein halbes Jahr später heißt es vom Finanzministerium: "Die Kosten betragen nach aktuellem Stand voraussichtlich ca. 1,7 Millionen Euro". Das wäre nahezu eine Verdopplung der Ausgaben. Grund sei der erheblich gestiegene Schadensumfang. Die Mehrkosten durch das Ab- und Aufbauen des Gerüstes bezifferte Minister Geue auf einen fünfstelligen Bereich.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Nordmagazin | 19.09.2024 | 19:30 Uhr