
Hessen Missbrauchsbericht für Bistum Fulda steht kurz vor Veröffentlichung
Seit über vier Jahren hat sie recherchiert - demnächst legt die Kommission zur Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe im Bistum Fulda ihren Bericht vor. Bischof Gerber spricht von "wichtigen Erkenntnisse zur Vergangenheit, das Bistum von einem "Meilenstein".
Rund vier Jahre nach ihrer Gründung legt die Kommission zur Aufklärung der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs im Bistum Fulda Mitte Juni ihren mit Spannung erwarteten Abschlussbericht vor. Dazu ist für den 17. Juni in Fulda eine Pressekonferenz geplant, wie die Kommission und das Bistum bekanntgaben.
Das Bistum sprach von einem "Meilenstein im fortlaufenden Prozess der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit" und einem wichtigen Baustein für eine verantwortungsvolle Gestaltung der Zukunft.
Bistum kennt Inhalte des Berichts nicht
Die 2021 gegründete Kommission arbeitet laut Bistum vollständig unabhängig von der Diözesanleitung. Sie werde den Abschlussbericht vorstellen und dem Fuldaer Bischof Michael Gerber, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, offiziell übergeben.
Es werde damit auch das erste Mal sein, dass die Bistumsleitung Einblick in den Bericht erhält und sich anschließend intensiv mit seinen Inhalten auseinandersetzen will. Eine ausführliche Stellungnahme sei noch vor der Sommerpause geplant, hieß es in der Mitteilung.

In einem Raum des Priesterseminars in Fulda stehen Akten zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch auf einem Tisch zur Auswertung bereit.
Aktensichtung und Befragung von Betroffenen und Zeugen
Die multiprofessionell besetzte Kommission unter Vorsitz des Juristen und früheren Fuldaer Oberbürgermeisters Gerhard Möller (CDU) orientiert sich nach Angaben des Bistums an bundesweit einheitlichen Standards, die gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs entwickelt wurden. Auch Betroffene sind demnach in ihre Arbeit eingebunden.
Das Gremium konzentrierte sich den Angaben zufolge bei seiner Arbeit auf zwei zentrale Schwerpunkte: das systematische Sichten und Auswerten von Personalakten seit 1945 sowie das vertrauliche Anhören von Betroffenen und Zeitzeugen.
Fuldaer Bischof erhofft sich Impulse für die Zukunft
"Ich rechne nach den Erfahrungen anderer Bistümer damit, dass der Bericht uns wichtige Erkenntnisse zur Vergangenheit bringen, aber auch Impulse für die Zukunft vermitteln wird", hatte Gerber kürzlich der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Nur wer kritisch auf die eigene Vergangenheit zurückblicke, könne auch zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Tausende Opfer in Deutschland
Im Jahr 2018 hat die Katholische Kirche in Deutschland eine Untersuchung über den "Sexuellen Missbrauch an Minderjährigen" angestoßen. Forscher überprüften in diesem Zusammenhang rund 38.000 Personalakten von Klerikern aus den Jahren 1946 bis 2014.
Nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz von damals identifizierten sie 1.670 potenzielle Täter und 3.677 Kinder und Jugendliche, die von sexueller Gewalt betroffen waren. Betroffene kritisierten später: Die Aufklärung müsse aus Sicht vieler Betroffener als gescheitert angesehen werden.
Ex-Pfarrer muss vier Jahre ins Gefängnis
Zuletzt wurde im Oktober vergangenen Jahres ein 43 Jahre alter, ehemaliger Pfarrer aus Kalbach (Fulda) zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er zwischen September 2021 und Juli 2022 auf einer Chat-Plattform Kinder und Jugendliche kontaktierte.
Dort hatte er ihnen kinderpornografische Videos vorgespielt und sie aufgefordert, sich vor der Webcam auszuziehen und sexuelle Handlungen vorzunehmen. Davon fertigte er Aufnahmen an. Rund 70 Fälle waren angeklagt, die nicht identifizierten Opfer suchte er sich über das Internet auf der ganzen Welt.