Brandenburg Studie: Deutschland erreicht selbstgesteckte Ziele bei Wildnis-Gebieten nicht
Auf zwei Prozent der Fläche Deutschlands soll sich die Natur wieder frei entfalten dürfen - das sieht die "Strategie zur biologischen Vielfalt" vor. Einer Studie zufolge ist dieser Wert längst nicht erreicht. Weit vorne liegt aber Brandenburg.
- Deutschland will nach "Nationaler Strategie zur biologischen Vielfalt" mehr Wildnisgebiete einrichten
- Bundesweit waren bis 2020 zwei Prozent Fläche vorgesehen
- Laut Studie ist davon weniger als die Hälfte eingerichtet
In Deutschland sind einer Studie zufolge bislang nur 0,62 Prozent der Landesfläche als große Wildnisgebiete ausgewiesen. Damit habe die Bundesrepublik das 2007 gesteckte Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt [bmuv.de] verfehlt, heißt es in einer am Montag in Berlin veröffentlichten Bilanz mehrerer Naturschutzorganisationen. Demnach sollten bereits bis 2020 zwei Prozent der Landesfläche als Wildnisgebiete ausgewiesen werden.
Brandenburg und Mecklenburg stehen kurz vor Ziel
Der Geschäftsführer der Naturstiftung David, Adrian Johst, sagte, mit weiteren aktuell geplanten Flächen werde der Anteil voraussichtlich innerhalb von 30 Jahren auf 0,73 Prozent steigen. Laut Johst sind Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg kurz davor, das jeweilige Ziel für ihr Land zu erreichen. Mit dem Förderprogramm Wildnisfonds und dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz sei es inzwischen auch für Privatpersonen lukrativ, Wildnis zu schaffen.
Laut dem Leiter des Bereichs Biodiversität bei der Heinz-Sielmann-Stiftung, Heiko Schumacher, zeigten Hochrechnungen, dass sich auf weiteren 1,67 Prozent der Fläche in Deutschland großflächige Wildnisgebiete etablieren ließen. Damit könnte das Zwei-Prozent-Ziel sogar übertroffen werden.
Große und möglichst zusammenhängende Flächen benötigt
Auf Wildnisflächen könne sich die Natur vom Menschen weitgehend ungestört nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln, sagte Schumacher. Diese können einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt, zum Klima- und Hochwasserschutz, zu Wissenschaft und Forschung sowie Bildung und Erholung leisten.
Damit sich natürliche Prozesse wirksam entfalten könnten und Konflikte mit der angrenzenden Kulturlandschaft reduziert werden, seien möglichst große und zusammenhängende Gebiete als Wildnisflächen nötig, hieß es. Als Untergrenze hätten Bund und Länder eine Fläche von 1.000 Hektar definiert. Bei Auen, Mooren, Küsten und Seen liege die Untergrenze bei 500 Hektar.
Gegenwind bei Ausweisung von Waldflächen
Die Bilanz der Wildnisflächen für Deutschland wurde von der Heinz-Sielmann-Stiftung gemeinsam mit der Naturstiftung David und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt erstellt. Gefördert wurde das Vorhaben den Angaben zufolge mit 112.000 Euro durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Das künftige Potenzial der Wildnisflächen sei auf Basis von Recherchen aus einzelnen Bundesländern für das Bundesgebiet hochgerechnet worden, hieß es. Dabei sei davon ausgegangen worden, dass Wildnisgebiete grundsätzlich nur auf Flächen im Besitz von Bund, Ländern und Kommunen eingerichtet werden.
Verstärkten Gegenwind gibt es laut Adrian Johst derzeit auch bei der Ausweisung natürlicher Waldflächen. Laut der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt sollen fünf Prozent der Waldflächen der natürlichen Entwicklung überlassen werden.
Sendung: Inforadio, 09.12.2024, 13:26 Uhr