Brandenburg Erleichterung bei vielen syrischen Geflüchteten in Neuruppin
Rund 22.000 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit leben in Brandenburg. In Neuruppin sorgt der Sturz des Assad-Regimes bei vielen für Jubel. Einige hoffen auf eine Rückkehr in ihre Heimat, andere sind in Sorge vor dem Unbekannten. Von Franziska Tenner
Die Stimmung ist ausgelassen im Begegnungs- und Integrationszentrum Estaruppin in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin). Der Sturz Assads in ihrer Heimat bewegt alle hier. Die letzte Nacht habe kaum einer von ihnen geschlafen, berichten sie. "Das ist der beste Tag in meinem Leben", sagt Abdul Rahman Aldrobi. Auch Joumana Alfoush drückt ihre Erleichterung aus: "Manchmal habe ich ganz viel geweint und manchmal ganz viel gelacht. Ich kann gar nicht glauben, dass der Diktator weg ist."
Hoffnung auf Freiheit und Demokratie
Seit 2011 führte der nun geflohene Baschar al-Assad einen Krieg gegen Rebellen im eigenen Land, aber auch gegen die Zivilbevölkerung. Mehr als 500.000 Menschen wurden in diesem Bürgerkrieg getötet. Willkürliche Verhaftungen waren an der Tagesoerdnung. Mohamad Sakir
berichtet, dass sein Großvater, der lediglich eine Assad-kritische Meinung vertreten habe, 18 Jahre inhaftiert gewesen sei. Und Mohammad Aldrobi schildert das Misstrauen, das überall herrschte: "Die Leute haben gesagt, die Wände haben Ohren. Wir wussten nie, wem wir vertrauen dürfen."
Im Erdgeschoss feiern die Männer und Frauen, eine Etage höher im Begegnungszentrum Estaruppin findet die regelmäßige Sonntagsschule für die Kinder der syrischen Familien statt. Unterrichtet wird Arabisch und der Koran.
Für die Zukunft Syriens gibt es heute viele Wünsche und Hoffnungen. Ismail Hamzah sagt, er stelle sich vor, dass es in seinem Land Syrien künftig Gleichheit und Gerechtigkeit gebe zwischen den Menschen und zwischen den Religionen. Und Manar Mandzzen erklärt, er wünsche sich, dass Freiheit und Demokratie zurückkommen.
Ans Zurückgehen nach Syrien denkt hier vorerst noch keiner. Unter anderem, weil die Lage dort noch unübersichtlich ist. Aber auch, weil viele Kinder schon in Deutschland geboren wurden.
So sagt Soahel Shaia über seinen Sohn Dani, dass er bereits besser Deutsch als Arabisch spreche. Und sein Sohn Dani ergänzt: "Ich mag das Essen in Syrien nicht. Ich verhungere da."
In Neuruppin wird an diesem Tag wohl noch lange gefeiert.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.12.2024, 19:30 Uhr