Neu entdeckte Briefe des Dichters Heinrich von Kleist. (Quelle: Tiroler Landesmuseum)

Brandenburg Das steht in den neu entdeckten Briefen Heinrich von Kleists

Stand: 19.09.2024 15:19 Uhr

Fünf Briefe aus einem Tiroler Archiv werfen neues Licht auf das Leben des Dichters Heinrich von Kleist aus Frankfurt (Oder). Dabei ist auch von einem unbekannten, verschollenen Werk die Rede. Von Fred Pilarski

Mehr als zweihundert Jahre nach seinem Tod gibt es Neuigkeiten aus dem Leben des Dichters Heinrich von Kleist: Fünf in Österreich gefundene Briefe des Autors aus Frankfurt (Oder) wurden inzwischen von verschiedenen Experten ausgewertet. In den Briefen äußert sich Kleist zu seinen politischen Ansichten und erwähnt ein bisher unbekanntes Werk.

Briefe in Tiroler Archiv gefunden

Der Fund der Briefe, der vergangene Woche gemeldet wurde, war ein Glücksfall: Vor 15 Jahren wollte der Bibliotheksleiter des Tiroler Landesmuseums Roland Sila bei einer Familie einen Nachlass übernehmen. Dort wurde er überrascht: "Es gab einen weiteren, in einem Keller in Obstkisten und Kartons gelagerten Nachlass", sagte er dem rbb. "Eine große Menge an Material, das sich bei den ersten Sichten schon als ziemlich bedeutend herausgestellt hat."
 
Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um rund 2.000 Schriftstücke des österreichischen Diplomaten Joseph von Buol-Berenberg. Erst die Anfrage von Hermann Weiss, eines 87-jährigen emeritierten Germanistik-Professors aus Michigan, USA, löste eine gezielte Suche aus, die am Ende zu den Kleist-Briefen im Archiv des Museums führte.

Aufnahme einer Drohne des Landesmuseums in Innsbruck.(Quelle:Tiroler Landesmuseum)

Das Tiroler Landesmuseum, in dem die Briefe entdeckt wurden.

Text der Briefe schwer zu entziffern

Mehrere Experten, die mit der Handschrift Kleists vertraut sind, werteten die Briefe aus. Zum Teil ist die Tinte sehr verflossen und drückt durch das Papier durch, wie die Germanistin Barbara Gribnitz vom Frankfurter Kleist-Museum dem rbb sagte. "Da ist es sehr schwer, etwas zu entziffern."
 
Die Briefe aus den Jahren 1809 und 1810 bewertet Barbara Gribnitz als Belege für die tiefe Desillusionierung Kleists nach dem erfolgreichen Vormarsch Napoleons. Mit dem Diplomaten Buol – damals Gesandter Österreichs in Dresden - tauschte sich Kleist darüber aus und übersandte ihm verschiedene Texte.

Archivbild: as historische Gebäude vom heutigen Kleist-Museum (l) und seinem modernen Neubau in Frankfurt Oder am 08.09.2024.(Quelle: picture alliance/dpa/Patrick Pleul)
Bisher unbekannte Kleist-Briefe in Österreich aufgetaucht

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Kleist erwähnt ein Don-Quixote-Manuskript

In einem der Briefe findet sich eine völlig neue Information: Kleist erwähnte das Manuskript eines "Don Quixote" – der berühmten Figur aus dem 1605 erschienenen Roman von Cervantes. Dass Kleist eine Don-Quixote-Adaption geschrieben haben könnte, gilt für die Experten als Sensation in der Sensation: "Es könnte eventuell noch ein neues Kleist-Werk geben, was eventuell auch noch mal gefunden wird", sagt die Germanistin Gribnitz. "Das lässt das Herz am höchsten schlagen."
 
Faksimiles und Transkriptionen der Briefe sind im aktuellen Jahrbuch der Kleist-Gesellschaft zu finden. Die Originalbriefe bleiben vorerst im Innsbrucker Landesmuseum – dort werden sie jetzt professionell konserviert. Gut möglich, dass sie künftig auch in Kleists Geburtsstadt Frankfurt gezeigt werden, sagt Barbara Gribnitz.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.09.2024, 15:40 Uhr