Brandenburg Angermünde und Prenzlau (Uckermark): Sparpläne für Kliniken werden scharf kritisiert
Der Konzern GLG stellte bei seinen Klinikstandorten in Angermünde und Prenzlau (Uckermark) massive finanzielle Defizite fest und plant nun, bis 2029 ganze Abteilungen zu schließen. Was bedeuten die Kürzungen für Beschäftigte und Bürger vor Ort?
Die Kliniken in Angermünde und Prenzlau (Uckermark) müssen mit Einsparungen rechnen. Am Dienstag tagte der Aufsichtsrat des Privatkonzerns Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH (GLG), um über die Sparvorhaben zu entscheiden. Grund für die Pläne ist ein Defizit der beiden Krankenhäuser über 1,8 Millionen Euro mit Stand vom 31. Oktober 2024. Der GLG sähe sich demnach verpflichtet, dem Aufsichtsrat ein Maßnahmenpaket vorzulegen.
Im Vorfeld der Sitzung demonstrieren der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und der Marburger Bund vor der GLG-Zentrale in Eberswalde gegen die geplanten Maßnahmen.
Das Sarnierungskonzept sieht vor, bis 2029 die Klinik für Innere Medizin in Angermünde und die Kliniken für Chirurgie und Allgemeinmedizin in Prenzlau zu schließen. Die Psychiatrie, die Psychotherapie und Suchtmedizin sollen in Angermünde erhalten bleiben. Nach Angaben des GLG sollen im Kreiskrankenhaus Prenzlau die Not- und Rettungsaufnahme weiter bestehen.
Laut Verdi-Sprecher Ivo Garbe kann der Wegfall ganzer Abteilungen in Angermünde und Prenzlau nicht im Sinne der Bürger sein. Außerdem drohe massiver Arbeitsplatzabbau.
Umwandlung in 24/7-Versorgungszentrum
Der GLG-Verbund umfasst fünf Krankenhäuser, eine Fachklinik für Rehabilitation und mehrere Medizinische Versorgungszentren im Nordosten Brandenburgs. Die Klinik in Angermünde soll nun in ein Versorgungszentrum umgewandelt werden, das rund um die Uhr geöffnet ist.
Ohne die Möglichkeit, Patienten stationär aufzunehmen, ergebe eine 24/7-Verfügbarkeit laut Assistenzärztin Dr. Med. Rebecca Dräger keinen Sinn. "Eine Notaufnahme ist dadurch gekennzeichnet, dass wirklich kritisch kranke Patienten kommen können und stationär behandelt werden. Das ist in einem MVZ nicht möglich", sagte sie dem rbb.
Laut GLG-Konzernpflegedirektor Robert Schindler beinhaltet das Konzept des 24/7-MVZ zusätzliche allgemeinmedizinische und fachärztliche Tätigkeiten. Er sagte: "Wir werden eine deutliche Verbesserung der ambulanten Versorgungssituation in und um Angermünde herbeiführen, insbesondere in Bezug auf die Wartezeit auf einen Termin beim Facharzt."
Mängel bei gesundheitlicher Versorgung und Arbeitsplatzabbau erwartet
Das Klinikum Angermünde ist laut dem Chefarzt Dr. med. Christoph Arntzen mit mehr als 200 Mitarbeitenden der größte Arbeitgeber in der Kleinstadt. Auch die medizinische Versorgungsinfrastruktur in der Region betrachtet er ohne das Krankenhaus als gefährdet: "Wir sind in unserem Fachkrankenhaus spezialisiert auf die Diagnostik und Behandlung von schweren Lungenerkrankungen. Wenn die Klinik wegfallen würde, müsste man dafür bis nach Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern oder Berlin-Buch fahren", sagte er dem rbb.
Die Angermünder Bürgermeisterin Ute Erhardt (parteilos) sagte, dass insbesondere der älteren Bevölkerung in der Region solche langen Anfahrtswege für die gesundheitliche Versorgung nicht zugemutet werden könnten. Die Sparpläne hätten sie sehr erschüttert. Sie sagte dem rbb: "Wir werden alle Kräfte bündeln und mit der GLG ins Gespräch gehen."
Verdi-Sprecher Ivo Garbe sieht die Brandenburgische Landesregierung, den Landkreis Uckermark und die Gesellschafter der GLG in der Verantwortung, zu investieren und so die Umstrukturierungsmaßnahmen für die Klinikstandorte abzuwenden. "Geld in die Zukunft muss jetzt investiert werden – für die Beschäftigten und für die Perspektive der gesundheitlichen Versorgung in Prenzlau und Angermünde", sagte er dem rbb.
Ute Erhardt zeigt sich gegenüber dem GLG dialogbereit. Doch auch dringend notwendige Sparmaßnahmen sollten laut ihr die Bedürfnisse der Menschen vor Ort berücksichtigen.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 09.12.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Julia Tautz