
Bayern Unwetter-Bilanz in Bayern: 1.681 Erdblitze und 200 Einsätze
Polizei und Feuerwehr sind in Bayern zu rund 200 Einsätzen aufgrund des Unwetters ausgerückt. In Memmingen musste ein Flugzeug wegen Turbulenzen außerplanmäßig landen - es gab Verletzte. In Leipheim förderte das Unwetter eine Granate zutage.
Aufgrund der zum Teil heftigen Gewitter sind Polizei und Feuerwehr in Bayern am vergangenen Abend und in der Nacht zu rund 200 Einsätzen ausgerückt. Nach Angaben der Polizeipräsidien waren die Kräfte dabei vor allem wegen umgeknickter Bäume und vollgelaufener Keller im Einsatz. Betroffen waren demnach das nördliche Oberbayern, Niederbayern, die Oberpfalz und Schwaben.
Mehrere Verletzte in Passagiermaschine
Ein Passagier-Flugzeug von Ryanair musste gestern Abend außerplanmäßig am Flughafen in Memmingen landen. Durch die Turbulenzen wurden nach Angaben der Polizei neun Menschen verletzt. Drei von ihnen mussten zur Behandlung ins Krankenhaus: Ein zweijähriges Kind trug Prellungen davon, eine Frau eine Platzwunde am Kopf, eine andere Passagierin klagte über Rückenschmerzen.
Insgesamt saßen 185 Menschen in der Maschine. Das Flugzeug war von Berlin nach Mailand unterwegs. Weiterfliegen durfte die Maschine nicht – dafür gab es laut Polizei keine Genehmigung vom Luftamt Südbayern. Deshalb organisierte die Fluggesellschaft Busse für die Weiterreise nach Mailand. Die Airline war für Anfragen zunächst nicht erreichbar.
Rund 70 Einsätze in Schwaben
In Schwaben hatte das Unwetter rund 70 Einsätze zur Folge. Die meisten davon wegen umgestürzter Bäume oder Äste. Auch wegen ein paar überschwemmten Straßen mussten die Einsatzkräfte ausrücken.
In einem überfluteten Keller in Leipheim (Landkreis Günzburg) brachte das Unwetter eine Granate zum Vorschein. Bei Aufräumarbeiten fanden Angehörige einer Bewohnerin im Rentenalter laut Polizei eine Schrapnell-Granate aus dem Ersten Weltkrieg. Nach Beratung durch Experten entschied die Polizei, dass die Granate abtransportiert werden kann. Sie wurde anschließend zur Entsorgung an eine spezialisierte Stelle übergeben.
Dillingen: "Vernichter-Party" macht ihrem Namen alle Ehre
In Zusamaltheim im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau schließlich stellte das Unwetter die "Vernichter-Party" der Faschingsfreunde Zusamaltheim vor Herausforderungen: Ein Sturm deckte die Plane eines fürs Wochenende aufgebauten Zeltes ab, Stahlträger knickten ein. In das Zelt passen 4.500 Leute - zum Glück war zum Zeitpunkt des Unwetters niemand im Zelt.
Windhose tobt durch Ulmer Stadtteil
Im direkt an Bayern grenzenden Ulm beschädigte das Unwetter mehrere Häuser. Im Stadtteil Donaustetten seien die Dächer mehrerer Reihenhäuser abgedeckt worden, sodass sie nicht mehr bewohnbar seien, sagte ein Feuerwehrsprecher. Verletzte gebe es nicht. Die Feuerwehr geht von einer "kleinen Windhose" aus, die durch zwei bis drei Straßenzüge gezogen sei. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) prüft, ob es sich um einen Tornado gehandelt haben könnte.
Radfahrer verletzt sich an umgestürztem Baum
Auch in Oberbayern hatte das Unwetter Folgen: In Manching (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) stieß ein Fahrradfahrer laut Verkehrspolizei am Mittwochabend gegen einen über der Straße hängenden Baum, der zuvor durch das Unwetter umgeknickt war. Der 61-Jährige stürzte demnach vom Rad und verletzte sich mittelschwer. Auf der Autobahn 8 in Richtung München wurde ein Mensch laut Polizeipräsidium Oberbayern Nord bei einem Unfall in Folge von Aquaplaning leicht verletzt.
In München hatte das Unwetter dazu geführt, dass das Nations League-Halbfinale der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Portugal später startete: Der Anpfiff zur Partie wurde um zehn Minuten nach hinten verschoben, weil das Aufwärmprogramm der Spieler zwischenzeitlich wortwörtlich verhagelt wurde. Kurz nachdem die Torhüter den Rasen zum Warm-up betreten hatten, mussten sie wegen des Hagels wieder in die Kabine fliehen.
Bilanz Ostbayern: Insgesamt 84 Einsätze
Niederbayern und die Oberpfalz kamen ebenfalls relativ glimpflich durch das Unwetter. Das Polizeipräsidium Niederbayern berichtet auf BR-Anfrage von 37 Einsätzen, das Präsidium in der Oberpfalz von 47 Einsätzen.
Darunter waren jeweils Verkehrsunfälle, umgestürzte Bäume, ausgehobene Gullys oder vollgelaufene Keller. Verletzt oder gar getötet wurde sowohl in Niederbayern als auch in der Oberpfalz niemand.
Blitzreichster Tag des Jahres in Bayern
Nach Angaben des Informationsdienstes "Aldis/Blids" war der Mittwoch zudem der bisher blitzreichste Tag des Jahres mit 1.681 Erdblitzen. Verglichen mit den Vorjahren ist dies ein hoher, aber nicht extremer Wert. Blitze in den Wolken wurden dabei nicht gezählt. Mehrfache Entladungen innerhalb eines Blitzes - Beobachter nehmen dies als Flackern wahr - zählen nur als ein Blitz.

Blitze am dunklen Abendhimmel in Bayern am Mittwoch.
Wetter bleibt regnerisch, vereinzelt Gewitter möglich
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für Mittwoch vor schwersten Unwettern mit extrem großem Hagel sowie Orkanböen in Bayern gewarnt. Laut vorläufigen Daten des DWD wurden in Langquaid im niederbayerischen Kelheim Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometern pro Stunde gemessen. Am stärksten regnete es vorläufigen Daten zufolge in Zwiesel im niederbayerischen Regen und in Regensburg in der Oberpfalz mit jeweils etwa 26 Litern pro Quadratmeter.
Auch in den kommenden Tagen bleibt der Regenschirm wohl ein ständiger Begleiter: Laut DWD wird es im Laufe des Donnerstags einzelne Schauer und Gewitter geben. Im Südosten bleibe es bis zum Abend verbreitet regnerisch. Die Temperaturen erreichen demnach 17 bis 22 Grad. Zudem wehe ein mäßiger, in Teilen Frankens und Schwabens auch stark böiger Südwestwind.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über Wetterlagen und gibt auch im Ernstfall amtliche Warnungen heraus. Abgestuft werden diese in vier Kategorien:
Stufe 1 (gelb, Wetterwarnung) / Stufe 2 (orange, Warnung vor markantem Wetter) / Stufe 3 (rot, Unwetterwarnung) / Stufe 4 (dunkelrot, Warnung vor extremem Unwetter) / Lila: Hitzewarnung / Rosa: UV-Warnung / Grün: Keine Warnung / Schraffiert: Vorab-Warnung
Video: Verletzte wegen Turbulenzen - Flugzeug muss in Memmingen landen
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Quelle: BR24 im Radio 05.06.2025 - 08:00 Uhr