
Bayern Airbnb und Co.: Wie Kommunen um Wohnraum kämpfen
Hohe Mieten waren früher nur ein Problem in Ballungsräumen. Doch auch auf dem Land ist die Wohnungsnot groß. Viele bayerische Gemeinden stören sich deswegen an leer stehenden Ferienwohnungen - und gehen unterschiedlich dagegen vor.
Die Ferienwohnungsplattform Airbnb muss in Spanien rund 70.000 Unterkünfte aus dem Angebot nehmen. In vielen Städten haben Spanier für bezahlbaren Wohnraum demonstriert. Plattformen wie Airbnb verschärfen die Situation: Statt Wohnungen und Zimmer dauerhaft zu vermieten, bevorzugen Besitzer und Spekulanten die deutlich lukrativere Variante des tageweisen Vermietens über Airbnb oder andere Ferienwohnungsplattformen. Ein Problem auch für viele Städte und Gemeinden in Bayern.
Auch auf dem Land fehlen Wohnungen
Wohnungsnot ist schon lange kein Großstadtphänomen mehr. Auch Touristenhochburgen und Urlaubsgebiete auf dem Land leiden darunter, dass Ferienwohnungen leer stehen oder nur kurzfristig vermietet werden. Ein Mittel gegen die steigende Wohnungsnot in Bayern ist das sogenannte Zweckentfremdungsverbot, das seit 2007 in Kraft ist. Es besagt, dass Wohnungen als Ferienunterkünfte oder gewerbliche Räume nicht genutzt werden dürfen. Gemeinden und Städte können dann mit einer entsprechenden Satzung, die sie erlassen, gegen unzulässige Nutzungen vorgehen.
In Würzburg wurden so wieder 283 Wohnungen dauerhaft bezogen, in München sogar 448. In Bernau am Chiemsee geht man einen anderen Weg. Die Gemeinde hat sich laut der Ersten Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber entschieden, keine Satzung zu erlassen. Stattdessen wurde die Zweitwohnungssteuer auf den Höchstsatz gesetzt und Bebauungspläne so verändert, dass auf das Dach von bestehenden Gebäuden - etwa einer Garage - eine Etage oder eben eine Wohnung gebaut werden kann.
Die Zweckentfremdungssatzung hat eine Signalwirkung
Andere Gemeinden gehen ebenfalls andere Wege, so wie Garmisch-Partenkirchen. Die Gemeinde hatte erst auf eine Satzung verzichtet und gehofft, dass sich "der Markt von selber regelt", wie der Tourismusverband dem BR sagte. Aber die Gemeinde rudert jetzt zurück. Aktuell arbeitet man dort an einer ersten Zweckentfremdungssatzung.
Würzburg hingegen hat sich entschieden, dem Problem der Wohnungsknappheit mit Verdichtung und Erschließung entgegenzuwirken. Regensburg wiederum möchte ihre Zweckentfremdungssatzung von 2019 verlängern. Denn sie war damit sehr erfolgreich, so Volker Höcht, Leiter des Amts für Stadtentwicklung. In Regensburg habe man 52 Wohnungen zurückgewinnen können. Dort wird jetzt wieder dauerhaft gewohnt. Wichtig sei vor allem die Signalwirkung der Satzung, betont Volker Höcht. Und die Kollegen vom Bauordnungsamt bestätigen, dass viele Vermieter gar nicht erst versuchen würden, eine Nutzungsänderung für bestehende Wohneinheiten zu veranlassen, weil man um die Zweckentfremdungssatzung wisse.
Bürgermeisterin: Airbnb nicht unbedingt schädlich
Irene Biebl-Daiber, Erste Bürgermeisterin in Bernau am Chiemsee, findet Vermietungen über Airbnb jedoch gar nicht so schädlich für ihre Gemeinde. Sie plädiert allerdings für einen transparenten Umgang. Man könne eine Wohnung, respektive Ferienwohnung, einfach maximal ausnutzen. Als Zweitwohnung und Ferienwohnung oder als normale Wohnung und Ferienwohnung. Die Vermieter müssen sich nur bewusst machen, dass sie Wohnung und Gäste korrekt anmelden müssen - und den Fremdenverkehrsbeitrag zahlen.
Fazit: Es muss mehr gebaut werden.
Wohnungen durch Zweckentfremdungssatzungen auf den Markt zurückzubringen, Steuern auf Ferienwohnungen erhöhen und Baupläne so verändern, dass in die Höhe gebaut werden kann - das sind alles Maßnahmen, die Städten und Gemeinden helfen, ihre Wohnungsnot zu lindern. Aber am Ende müssten in ganz Bayern einfach deutlich mehr Wohnungen gebaut werden - darin sind sich alle Städte und Gemeinden einig.
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Quelle: BR24 im Radio 30.05.2025 - 06:47 Uhr