Mercedes-Benz führt einen Crash test mit dummies durch, um Unfallfolgen zu untersuchen.

Baden-Württemberg Wie Crashtest-Dummies aus Baden-Württemberg Unfallfolgen mindern sollen

Stand: 19.09.2024 13:25 Uhr

In Baden-Württemberg gab es im vergangenen Jahr 369 Verkehrstote. Ein Unternehmen aus Heidelberg arbeitet mit daran, dass es weniger werden.

Die Statistik zeigt: Unsere Straßen werden immer sicherer. Im Jahr 1970 sind noch etwa 20.000 Menschen bundesweit im Straßenverkehr gestorben, heute sind es unter 3.000. In Baden-Württemberg waren es im vergangenen Jahr 369 Verkehrstote. Politik und Industrie wollen die Zahlen weiter nach unten bringen. Einen wichtigen Beitrag leisten Crashtests und lebensgroße Puppen, mit denen die Auswirkungen von Verkehrsunfällen auf den menschlichen Körper simuliert werden - sogenannte Crashtest Dummies.

Heidelberger Unternehmen entwickelt Crashtest-Dummies

Noch bevor die Dummies bei den Autobauern echten Crashtests ausgesetzt sind, werden sie im Labor gerammt. Dabei geht es darum, die Sensoren wie bei einer Eichung genau einzustellen. Der Dummy wird zum Beispiel mit einem definierten Gewicht von rund 10 Kilogramm mit einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde im Gesicht getroffen. Die Sensoren, die im Inneren der Puppe verbaut sind, müssen entsprechende Messwerte liefern. Diese sind vordefiniert und die Verantwortlichen prüfen, ob alles funktioniert wie geplant.

Eine Hand zeigt auf die Technik in einer Puppe: Ein Crashtest-Dummy hat im Inneren sehr viele Sensoren verbaut.

Ein Crashtest-Dummy hat im Inneren sehr viele Sensoren verbaut.

Ein Dummy der neuesten Generation kostet rund eine Million Euro. Die hohe Summe liegt einerseits an den hohen Entwicklungskosten: Die Firma Humanetics aus Heidelberg muss viele Versuche unternehmen, um einen menschenähnlichen Dummy zu bauen. Außerdem verursacht die eingebaute Technik Kosten. Bis zu 200 Sensoren sind in einem Dummy verbaut. Überall zeigen kleine Messstellen an, wie die Kräfte in welche Richtung wirken.

So ein Dummy besteht aus über 3.000 Teilen und jedes Teil muss in Handarbeit gefertigt werden. Letztendlich ist kein Dummy wie der andere: das hängt immer davon ab, wie der Kunde das haben möchte und wie er den Dummy nachher einsetzt. Thomas Kinsky, Produktmanager Humanetics, Heidelberg

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Autobauer Mercedes-Benz ist Kunde von Humanetics

Autobauer weltweit verwenden Crashtest-Dummies von Humanetics, auch Mercedes-Benz. Der Stuttgarter Autobauer testet etwa einen Frontalcrash zweier vollelektrischer Fahrzeuge. Bei diesem Test waren drei der vier Dummys weiblich - ein relativ neuer Trend. Die EU-Gesetzgebung schreibt zwar bis heute nicht vor, dass neue Autos an weiblichen Dummies getestet werden müssen. Die Heidelberger Dummyhersteller rüsten sich aber bereits mit einem entsprechenden Produkt.

Weibliche Crashtest-Dummies sind bisher selten, da sie für Tests noch nicht vorgeschrieben sind.

Weibliche Crashtest-Dummies sind bisher selten, da sie für Tests noch nicht vorgeschrieben sind.

Das ist der Dummy, der in etwa fünf Jahren für den Verbraucherschutz getestet werden soll. Heute sprechen wir mit den Fahrzeugherstellern, damit alle einen entsprechenden Dummy bestellen und vor Ort haben, wenn sie ihn brauchen. Thomas Kinsky, Produktmanager Humanetics, Heidelberg

Autonomes Fahren bringt neue Herausforderungen für Dummy-Hersteller

Viele Jahre sind die Tests vor allem an männlichen Dummies durchgeführt worden. Sie werden in Zukunft vielfältiger. Zudem bringt der Fortschritt schon die nächste Aufgabe. In der Zukunft beschäftigt sich Humanetics aus Heidelberg verstärkt mit dem autonomen Fahren. Die Technik wird mit sich bringen, dass die Menschen nicht mehr so aufrecht wie bisher hinter dem Lenkrad sitzen werden. Die Dummies der Zukunft müssen also in der Lage sein, eher zu liegen als zu sitzen. Damit will auch die Heidelberger Firma ihren Beitrag zum Ziel "null Verkehrstote" beisteuern.

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