Der amtierende Staatsanwalt am Gericht erster Instanz in Straßburg, Alexandre Chevrier, spricht auf einer Pressekonferenz

Baden-Württemberg Vermisste 15-jährige Lina: DNA-Spuren an Seil gefunden

Stand: 19.09.2024 19:04 Uhr

Die 15-jährige Lina ist am 23.9.2023 spurlos verschwunden. Fast genau ein Jahr später nennt die Staatsanwaltschaft Straßburg Details zu dem Fall. Sie deuten auf ein Verbrechen hin.

Die Straßburger Staatsanwaltschaft hat Einzelheiten zum Fall der im Elsass vermissten 15-jährigen Lina bekanntgegeben. Die Jugendliche war fast auf den Tag genau vor einem Jahr, am 23. September 2023, in den Vogesen spurlos verschwunden. Wie die französische Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, wurde Linas DNA diesen Sommer an einem Seil im Kofferraum eines Autos gefunden. Möglicherweise könnte die 15-Jährige damit gefesselt worden sein.

Der Wagen sei einen Monat vor ihrem Verschwinden 2023 in Freiburg (Deutschland) gestohlen worden. Die Ermittlerinnen und Ermittler fanden in dem Auto außerdem Linas Handyhülle, Kopfhörer und Schminksachen, teilte Interimsstaatsanwalt Alexandre Chevrier in Straßburg mit. Er betonte zugleich, dass keinerlei Blutspuren entdeckt wurden.

Videoüberwachung von Tankstelle in Ettenheim führt zu Tatverdächtigem

Laut Staatsanwaltschaft deutet alles darauf hin, dass der Fahrer des gestohlenen Autos, ein 43-jähriger Mann, an Linas Verschwinden beteiligt war - und zwar allein. Hinweise auf Komplizen fanden die Ermittlerinnen und Ermittler nicht. Rund zwei Stunden, bevor die 15-Jährige verschwand, sei der Mann beim Benzin-Diebstahl an einer Tankstelle in Ettenheim (Ortenaukreis) gefilmt worden, erklärte Staatsanwalt Chevrier. Dann sei er in der französischen Videoüberwachung an mehreren Orten zu sehen. Und schließlich sei der Wagen genau zu der Zeit an dem Ort geolokalisiert worden, als sich Linas Spur verlor. Das war auf dem Weg zum Bahnhof von Saint-Blaise-la-Roche, von wo aus sie nach Straßburg fahren wollte.

Tatverdächtiger nimmt sich das Leben und hinterlässt keine Hinweise

Der 43-Jährige hat sich an seinem Wohnort in Besancon im Sommer das Leben genommen, bestätigte die Staatsanwaltschaft, was die weitere Aufklärung des Falls erschwere. Er habe einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem aber nichts über Lina stehe. Der Mann habe am Tag seines Todes nicht gewusst, dass das mutmaßlich von ihm gestohlene Auto zur genetischen Analyse beschlagnahmt worden sei, stellte die Staatsanwaltschaft klar. Er sollte sich einige Tage später wegen gewalttätiger Diebstähle vor Gericht verantworten.

Der Vater zweier Kinder hatte laut Staatsanwaltschaft im Sommer 2023 seine Familie verlassen, seinen Job aufgegeben und große Mengen Drogen konsumiert. In einer psychologischen Begutachtung kurz vor seinem Tod sei eine Borderline-Persönlichkeitsstörung und eine Depression festgestellt worden.

Ermittlungen zum Verschwinden der 15-Jährigen gehen weiter

Was den Tatverdächtigen am 23. September 2023 ins Bruche-Tal auf eine entlegene Straße in die Vogesen führte, können sich die Ermittlerinnen und Ermittler nicht erklären. Es seien keinerlei Verbindung zwischen dem Verdächtigen und Lina, ihrem Umfeld oder anderen Bewohnern der Gegend gefunden worden, so der Staatsanwalt.

Die Ermittlungen gehen weiter. Linas Leiche wurde bisher nicht gefunden. Eine Suchaktion diesen Sommer in den Vogesen brachte keinen Erfolg. Rein theoretisch könne sie noch am Leben sein, so Staatsanwalt Chevrier. Aber seit fast einem Jahr gibt es kein Lebenszeichen von Lina.

Hilfe bei Suizidgedanken

Wenn Ihre Gedanken darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, bieten verschiedene Organisationen Hilfe und Auswege an: Wer Hilfe braucht und die Telefonseelsorge anrufen will, der kann das unter: 0800 / 111 0 111 , 0800 / 111 0 222 oder 116 123 oder per per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de Für Kinder und Jugendliche gibt es außerdem die "Nummer gegen Kummer" - erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800/111 0 333. Eine Mailberatung für junge Menschen gibt es auch über die Website U25 Deutschland und über Jugendnotmail. Hilfe - auch in türkischer Sprache - bietet das muslimische Seelsorge-Telefon "MuTeS" unter 030/44 35 09 821. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort sind 24 Stunden am Tag erreichbar. Eine Übersicht weiterer Angebote hat die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention unter suizidprophylaxe.de aufgelistet.

Sendung am Do., 19.9.2024 16:30 Uhr, SWR4 BW Studio Südbaden - Regionalnachrichten

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