Baden-Württemberg "Magnitude"-Katastrophenübung in Mosbach: So real wie möglich
Die Katastrophen-Großübung "Magnitude" hat begonnen. Am ersten Übungstag wurde in Mosbach der Erdbeben-Ernstfall geübt. Dabei ging es auch um Trinkwasseraufbereitung.
Die "Magnitude" simuliert die Situation nach einem Erdbeben zwischen Mannheim und Karlsruhe. Nach der Ankunft der Teams aus mehreren Ländern in Stuttgart ist am Donnerstag die Großübung in Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis) gestartet. Das Szenario auf einem ehemaligen Kasernengelände sah täuschend echt aus: Eingestürzte Häuser, Tote und Verletzte - in Form von Rollenspielern und Puppen. Mit schwerem Gerät waren die Hilfskräfte im Einsatz. Herzstück der Übung war eine über 200 Meter lange Trümmerstrecke mit verschütteten Bussen und Straßenbahnen.
Die Auswirkungen eines solchen Ereignisses würden mehr oder weniger eins zu eins nachgestellt, so Übungsleiter Christian Resch zu Beginn der Großübung. Trainiert wurde auch in der Nacht.
Fiktive Situation mit Toten, Verletzten, Verschütteten
Das Szenario: Am frühen Morgen gab es ein starkes Erdbeben der Stärke 6,9. Mit Toten, Verletzten, Vermissten und Verschütteten. Die Einsatzkräfte sollten das in möglichst realistischem Umfeld trainieren. Rettungskräfte unter anderem des Technischen Hilfswerks (THW) suchten am Donnerstag beispielsweise nach Vermissten. Auch Hunde und Hubschrauber waren im fiktiven Einsatz.
Trinkwasseraufbereitung mit Team aus Österreich
Am späten Donnerstagnachmittag baute ein Team der österreichischen Samariter zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen an der Pattberghalle in Mosbach-Neckarelz auf. Ihre Gerätschaften: Unter anderem Schläuche, große weiße Wasserkanister und zwei dauer-brummende Stromaggregate. Die Übungsaufgabe für das 15-köpfige Team: Wasser aus dem Flüsschen Elz ansaugen, das direkt hinter dem Übungsplatz vorüberfließt - und dann trinkbar aufbereiten. Das sei wichtig, so die Teamleiterin der Samariter, weil es in Erdbebengebieten oft zu Trinkwasserengpässen komme.
Ein Samariter-Team aus Österreich bereitet ihre Trinkwasseraufbereitungsanlagen vor
In der Aufbereitungsanlage wird dann in mehreren Reinigungsstufen das Wasser durch spezielle Membrane gepresst und kommt dann sauber wieder raus. Teamleiterin Anna Grabner-Strobach von Samaritern Österreich
Teil des Teams sind laut der Expertin auch Chemikerinnen, die das Wasser nach der Filterung noch einmal testen und mit Chlor versetzen. Mit den beiden Trinkwasseraufbereitungsanlagen könne man pro Tag 55.000 Liter Trinkwasser aufbereiten. Das reiche dann - ebenfalls pro Tag - für etwa 18.000 Menschen, so die Teamleiterin.
Teamleiterin Anna Grabner-Strobach von den Samaritern aus Österreich vor einer Trinkwasseraufbereitungsanlage
"Magnitude"-Übung in Nordbaden
Baden-Württemberg hatte sich 2023 bei der EU-Kommission für die Durchführung der 36 Stunden dauernden Katastrophenschutzübung beworben und als erstes Bundesland in Deutschland den Zuschlag bekommen. Die Behörden erhoffen sich daraus Erkenntnisse, wie mehrere Länder in einem solchen Fall zusammenarbeiten würden.
Beteiligt sind fast 1.000 Personen, mehr als 150 Fahrzeuge, etwa 15 Hunde und zwei Hubschrauber. Die Kosten für das Projekt "Magnitude" liegen laut Innenministerium bei 1,36 Millionen Euro. Teile davon werden von der Europäischen Kommission finanziert.
Was ist die "Magnitude"? Bei der internationalen Großübung werden die Folgen eines Erdbebens einer Stärke von 6,9 im Bereich des Oberrheins simuliert. Trainiert werden die Bergung von Toten und Verletzten, sowie deren Versorgung. Die Teilnehmenden üben Szenarien wie zerstörte Gebäude, verseuchtes Trinkwasser und kaputte Infrastruktur. Darüber hinaus geht es um chemische und nukleare Gefahren als Folge des simulierten Erdbeben-Geschehens. Ziel der Übung ist es, die Zusammarbeit nationaler und internationaler Hilfskräfte zu optimieren und auf solche Situationen so gut wie möglich vorbereitet zu sein. Das baden-württembergische Innenministerium hat die Katastrophenübung organisiert. "Magnitude" bezeichnet das Maß für die Stärke von Erdbeben. Übungsorte: Mosbach, Schwarzach (beide Neckar-Odenwald-Kreis), Mannheim, Bruchsal (Landkreis Karlsruhe) Teilnehmende: Rund 1.000 Menschen aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Schweiz und Griechenland Dauer: 36 Stunden Kosten: Rund 1,36 Millionen Euro
So geht die "Magnitude"-Übung weiter
Außer Mosbach gibt es noch weitere Übungsorte: Am Freitag wird in Schwarzach (Neckar-Odenwald-Kreis) auf dem Gelände der Johannes-Diakonie die Evakuierung eines Wohnhauses trainiert. Darin leben Menschen mit Beeinträchtigungen und erhöhtem Hilfebedarf. In Mannheim werden am Freitag beispielsweise Havarien von Schiffen oder chemische Risiken bei Gefahrguttransporten simuliert. In Bruchsal (Landkreis Karlsruhe) endet die Übung am Samstag. Dort wird bei einer Feuerwehrübung ein Chemieunfall simuliert.
Sendung am Do., 24.10.2024 16:00 Uhr, Nachrichten SWR 1 und SWR 4