
Baden-Württemberg Landtagspräsidentin für neue Steuervorteile als Anreiz für Ehrenamtliche
Es gibt zwar eine Ehrenamts-Pauschale. Aber viele Menschen in Vereinen oder bei der Feuerwehr arbeiten unentgeltlich. Sie sollten steuerlich belohnt werden, findet eine prominente Grüne.
Baden-Württembergs Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) dringt auf neue Steuervorteile für Menschen, die sich ehrenamtlich und ohne finanzielle Entschädigung engagieren. Um die Arbeit etwa in Vereinen oder der freiwilligen Feuerwehr attraktiver zu machen, wäre es wichtig, hier einen Bonus zu schaffen, sagte Aras am Donnerstag in der SWR-Sendung "Zur Sache! Baden-Württemberg".
Es gehe konkret darum, dass man als Ehrenamtlicher einen Betrag, wie zum Beispiel 3.000 bis 4.000 Euro im Jahr, von seinem Brutto-Einkommen im Hauptberuf bei der Steuer absetzen könne. "Das ist eine geniale Idee", sagte die Grünen-Politikerin.
Sie reagierte damit in der Sendung auf einen Vorschlag des Rentners Thomas Seyfang (69) aus Ludwigsburg, der sich seit vielen Jahren in zahlreichen Vereinen engagiert. Dieser hatte dafür geworben, das Ehrenamt auch finanziell interessanter zu machen. "Du kannst einen Betrag x im Jahr absetzen, wenn Du ein Ehrenamt machst, ob du Geld bekommst oder nicht."
Landtagspräsidentin Aras: Ehrenamt ist systemrelevant
Die Landtagspräsidentin, die eigentlich von Beruf Steuerberaterin ist, wies jedoch darauf hin, dass für die Umsetzung der Bund zuständig sei. "Eigentlich müssen wir alle, die Drähte zum Bund haben, darauf einwirken, dass diese Idee aufgegriffen wird", so Aras. Es gebe viele Menschen, "die unglaublich großen Einsatz erbringen". Aus ihrer Sicht sind Vereine und Ehrenamt "systemrelevant" für Demokratie und Gesellschaft, deshalb müsse man dort auch mehr Geld reinbuttern.

Muhterem Aras (Grüne), Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg.
Bisher gibt es steuerfreie Aufwandspauschale von 840 Euro im Jahr
Bisher dürfen Ehrenamtliche von Vereinen bis zu 840 Euro im Jahr als Aufwandspauschale annehmen, ohne dafür Sozialabgaben oder Steuern zahlen zu müssen. Die neue Bundesregierung plant eine Erhöhung auf 960 Euro. Wer im Nebenberuf als Trainerin oder Trainer tätig ist oder etwa einen Chor leitet, ist bei der Übungsleiterpauschale von bis zu 3.000 Euro im Jahr von der Steuer befreit. Auch hier soll die Grenze angehoben werden, auf 3.300 Euro.
Laut Statistischem Landesamt engagieren sich in BW fast 3,8 Millionen Personen ab zehn Jahren und somit rund 38 Prozent der Bevölkerung ehrenamtlich. Die Zahl stammt allerdings aus dem Jahr 2022. Der Anteil in BW war damit rund zwei Prozent höher als der Bundesdurchschnitt.
Olympiasieger für mehr Investitionen in Stadien und Schwimmbäder
Dieter Baumann, früherer Olympiasieger im 5.000-Meter-Lauf und heute Präsident der Leichtathletik-Vereinigung Tübingen, forderte in der Sendung von der Politik mehr Investitionen in Sportstätten. "Ich glaube, was die Politik liefern sollte, ist Infrastruktur. Wir brauchen Sporthallen und funktionierende Stadien."
Oft werde nicht an die Ausstattung gedacht. "Ohne Hürden kein Hürdenlauf, ohne Sprintblöcke kein Sprint." Am dringendsten sei aber der Erhalt von Schwimmbädern. Hier sei "die Not am größten", weil viele Kinder deshalb nicht mehr schwimmen lernten.
Aras hofft darauf, dass die schwarz-rote Bundesregierung Geld aus ihrem 500 Milliarden Euro schweren Sondervermögen auch dafür reserviert. "Vielleicht kommt ja da was rüber", sagte sie.
Sendung am Fr., 6.6.2025 5:00 Uhr, Guten Morgen Baden-Württemberg, SWR1 Baden-Württemberg