Kuckucksuhr

Baden-Württemberg Kuckucksuhren jetzt 50 Dollar teurer? Was Trumps US-Zölle für die Region Freiburg bedeuten

Stand: 03.04.2025 19:55 Uhr

Autoteile, Kuckucksuhren, Wein - viele südbadische Firmen und Erzeuger sind eng mit den USA verbunden. Was bedeuten die exorbitanten Zölle für sie?

Die jetzt angekündigten US-Zölle in Höhe von 20 Prozent auf alle EU-Produkte treffen auch die Unternehmen im Schwarzwald, auf der Baar und am Oberrhein. Laut einer aktuellen Umfrage des wvib (Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden) unter ihren Mitgliedern rechnet mehr als ein Drittel der Firmen (36 Prozent) mit Umsatzeinbußen. Doch nicht nur die Industrie ist betroffen. Auch Winzer und Kuckucksuhren-Hersteller in Südbaden machen sich große Sorgen. Einige Beispiele.

Die Folgen dieses handelspolitischen Amoklaufs werden überall auf der Welt und erst recht im Schwarzwald zu spüren sein. Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden e.V.

Beispiel: Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald

Helmut Kammerer, Geschäftsführer der Kuckucksuhren-Manufaktur in Schonach

Firmenchef Helmut Kammerer glaubt, dass die Amerikaner auch weiterhin Original-Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald kaufen.

Die Kuckucksuhren-Manufaktur HEKAS in Schonach (Schwarzwald-Baar-Kreis) produziert ausschließlich im Schwarzwald. Rund 13.000 mechanische Uhren fertigen die zwölf Mitarbeitenden hier pro Jahr. Sie gehen in alle Welt. Der größte Anteil, nämlich 30 Prozent, wird in die USA verkauft. Infolge der Strafzölle könnte eine Kuckucksuhr für die US-Kunden um die 50 Dollar teurer werden, schätzt Geschäftsführer Helmut Kammerer. "Natürlich macht es mir Sorgen." Für den Umsatz heißt das: "Im schlimmsten Fall minus 30 Prozent. Kann passieren."

Wir haben ein weltbekanntes Produkt, dieses wird im Schwarzwald hergestellt und in die ganze Welt verschickt - egal wie hoch die Zölle in den jeweiligen Ländern sind. Helmut Kammerer, Chef der Kuckucksuhren-Manufaktur HEKAS, Schonach

Dass es tatsächlich so kommt, glaubt Kammerer aber im Grunde nicht. Zum einen, sagt er, sei das mit den Zöllen eine komplexe Sache. Wie sie sich am Ende auswirkten, sei unklar. Außerdem sei die Kuckucksuhr für viele Amerikaner mit deutschen Wurzeln ein Familienerbstück. "Ob das 50 Dollar mehr oder weniger kostet, denke ich, ist nicht kaufentscheidend." Könnte er sich vorstellen die Produktion in die USA zu verlegen? "Niemals!", sagt er und lacht: "Mein Opa würde mich umbringen."

Beispiel: Badischer Wein aus dem Kaiserstuhl

Bei alkoholischen Getränken drohen sogar noch drastischere Zölle: Bis zu 200 Prozent hat US-Präsident Trump angedroht. Als Reaktion darauf hatte der US-Weinhandels-Verband seinen Mitgliedern kürzlich empfohlen, vorerst keine Ware mehr aus der EU zu ordern. Dieses "Embargo" trifft zum Beispiel Konrad Salwey und sein Weingut in Vogtsburg-Oberrotweil im Kaiserstuhl (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald).

20.000 Flaschen exportiert Salwey in guten Jahren über den großen Teich in die USA. Das sind rund 7,5 Prozent der Gesamtproduktion seines Weinguts. Nicht unbedingt existenziell, dennoch ist der Winzer nervös: "Die Stimmung dieses Jahr ist natürlich erstmal: abwarten. Euphorie aufzubringen ist gegenwärtig nicht leicht."

Druck auf Weinbauern in Europa dürfte wachsen

Nach Auskunft des Badischen Weinbauverbands gibt es in Südbaden - im Gegensatz zum Moselgebiet - zwar nur wenige Weingüter, die in die USA exportieren. "Was aber nicht heißt, dass wir die Entwicklung nicht mit Sorge betrachten", sagt Geschäftsführer Holger Klein. Denn: Wenn andere Wein-Länder wie Frankreich, Spanien oder Italien weniger oder gar nicht mehr in die USA liefern könnten, "dann drückt das natürlich irgendwann auf den europäischen und auch auf den deutschen Markt", befürchtet Klein. Dann hätten auch die badischen Winzer noch mehr zu kämpfen als ohnehin schon. Pro Jahr werden nach seinen Angaben Weine im Wert von 4,5 Milliarden Euro aus Europa in die USA exportiert.

Beispiel: Hightech made in Waldkirch

Sensor der Firma Sick in Waldkirch

Die Firma Sick in Waldkirch ist einer der weltweit führenden Hersteller von Sensoren.

Für den Sensorhersteller SICK aus Waldkirch (Kreis Emmendingen) sind die USA "ein sehr wichtiger Wachstumsmarkt". Das werde auch weiterhin so bleiben, glaubt Vorstandsvorsitzender Mats Gökstorp. Ein Vorteil: SICK betreibt eigene Produktions- und Entwicklungszentren in den Staaten. Außerdem, so Gökstorp, produzierten nahezu alle Sensorhersteller außerhalb der USA, daher beträfen die Importzölle alle gleichermaßen.

Importzölle und andere handelspolitische Maßnahmen steigern das Risiko für SICK und viele andere deutsche Unternehmen. Mats Gökstorp, Vorstandsvorsitzender SICK AG

Man sei auf verschiedene mögliche Szenarien und auch Importzölle vorbereitet. Im Zweifel könnten etwa Produktionslinien zwischen verschiedenen globalen Standorten verlagert werden. Gleichwohl ist auch Gökstorp sicher, dass die US-Strafzölle der Weltwirtschaft schaden werden. SICK ist einer der weltweit führenden Sensorproduzenten und beschäftigt 12.000 Menschen, davon rund 5.000 in Südbaden.

Beispiel: Autozulieferer aus Donaueschingen

Der Getriebehersteller und Autozulieferer IMS Gear in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) macht etwa ein Drittel seines Jahresumsatzes in den USA und Mexiko. Dort rechnet man sowohl mit direkten als auch indirekten Folgen der Trumpschen Zoll-Politik. "Direkt durch Zölle auf Rohmaterial und zugekaufte Produkte, indirekt durch absehbare Marktschwächen und gestörte Lieferketten", erklärt Vorstand Ales Starek. Von Vorteil könnte allerdings sein, dass die Donaueschinger in zwei US-Werken auch direkt vor Ort für den amerikanischen Markt produzieren, also dort die Zölle umgehen können.

IHK-Chef Salomon: "Wieder mehr auf Frankreich zugehen"

Bei einer Umfrage der IHK Südlicher Oberrhein im Februar hatte eine Mehrheit der befragten Unternehmen noch ein größeres Problem für die heimische Wirtschaft ausgemacht: Die Unvorhersehbarkeit von Donald Trumps Entscheidungen. Als Reaktion müsse Europa zusammenrücken und der EU-Binnenmarkt gestärkt werden, forderte IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon am Tag nach dem Zoll-Schock. Dazu bedürfe es einer starken deutsch-französischen Achse, von der insbesondere auch unsere Region profitieren würde. "Wir müssen wieder mehr auf Frankreich zugehen als zuletzt", sagte Salomon in Richtung der künftigen Bundesregierung.

Sendung am Do., 3.4.2025 12:30 Uhr, SWR4 BW Studio Südbaden

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