Baden-Württemberg Großübung "Magnitude" beginnt in Mosbach: Einsatzkräfte üben für Erdbeben
In Mosbach startet die internationale Katastrophenschutz-Übung "Magnitude". Es geht darum, den Ernstfall eines Erdbebens zu proben. Und das mit großem Aufwand.
Die Großübung "Magnitude" findet von Donnerstag bis Samstag an mehreren Orten in Baden-Württemberg statt. Dafür reisen Rettungskräfte aus verschiedenen Ländern an. Fast 1.000 Menschen werden im Einsatz sein, um den Ernstfall eines Erdbebens am Oberrhein zu üben. Los geht es am Donnerstag auf einem ehemaligen Kasernengelände in Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis). Die "Magnitude" ist die erste Großübung in dieser Dimension in Deutschland.
Das Land Baden-Württemberg hatte sich bereits im Jahr 2023 um die Katastrophenschutz-Übung beworben. Organisiert hat sie das Innenministerium in Stuttgart - geplant wird sie seit langer Zeit. Es geht darum, wie gut Rettungskräfte auf einen solchen Fall vorbereitet wären.
Wir müssen das Unvorstellbare denken, um die Menschen bestmöglich zu schützen. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU)
Mit dabei sind Katastrophen- und Bevölkerungsschützer, Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Sie kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Griechenland. Am Donnerstag sind die Teams am Stuttgarter Flughafen angekommen.
Einsatzkräfte üben auf ehemaligem Kasernengelände in Mosbach
Das fiktive Szenario: Ein Erdbeben um 5:51 Uhr der Stärke der Stärke 6,9 erschüttert die Region. Es gibt eingestürzte Wohnhäuser und Tote, die aus Trümmern geborgen werden müssen. Aber auch Verletzte und vermisste Menschen sowie beschädigte Infrastruktur. Simuliert werden unter anderem ein großflächiger Stromausfall, der Austritt von Gefahrenstoffen oder verseuchtes Trinkwasser. Auf dem Kasernengelände in Mosbach werden Arbeiten mit schwerem Gerät trainiert. Auch 15 Hunde sind bei der Großübung im Einsatz.
Am Freitag geht die Übung in Schwarzach (Neckar-Odendwald-Kreis) weiter. Dort soll ein Gebäude der Johannes-Diakonie für Menschen mit Behinderungen evakuiert werden. In Mosbach-Neckarelz wurde eine komplette Zeltstadt aufgebaut, als Rückzugsort für die Einsatzkräfte, die in mehreren Schichten arbeiten.
Szenario: Ölunfall im Mannheimer Hafen
Auch in Mannheim wird der Ernstfall am Freitag geprobt. Denn die Stadt hat nicht nur den zweitgrößten Rangierbahnhof Europas, sondern auch den zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands. Dort werden Havarien von Schiffen und Unfälle bei Gefahrguttransporten simuliert. Konkret geht es um einen großen Ölunfall. Auch wenn ein solches Ereignis unwahrscheinlich ist, sei es unerlässlich, sich darauf vorzubereiten, so Mannheims Sicherheitsdezernent Volker Proffen (CDU). Es wäre unverantwortlich, sich erst im Ereignisfall zu überlegen, wie die erforderlichen Schritte aussehen könnten, so Proffen weiter.
Feuerwehr trainiert am Samstag in Bruchsal
In Bruchsal (Landkreis Karlsruhe) findet im Rahmen der "Magnitude" am Samstag eine Feuerwehrübung statt. Trainiert wird auf dem Gelände der Landesfeuerwehrschule und auf dem Übungsplatz der ABC-Abwehr der Bundeswehr. Dort geht es unter anderem um den Umgang mit gefährlichen Stoffen. Bei der Simulation soll das Zusammenspiel verschiedener Einheiten professionell geübt werden.
Fast 1.000 Menschen an Erdbeben-Großübung beteiligt
Das Innenministerium rechnet insgesamt fast 1.000 Beteiligten. Davon sind rund 100 Menschen für die Leitung und Koordination der Übung zuständig. Etwa 100 Menschen sind als Rollenspieler dabei. Im Einsatz sind außerdem 160 Fahrzeuge und drei Hubschrauber. Das Projekt kostet rund 1,3 Millionen Euro, zum Teil finanziert von der Europäischen Kommission. Das Land Baden-Württemberg erhofft sich aus der Großübung Erkenntnisse, wie Koordination und Kommunikation im Ernstfall laufen und verbessert werden können.
Karin Scheiffele ist im baden-württembergischen Innenministerium zuständig für den Katastrophenschutz und hat die Großübung geplant. Im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler erklärt sie, wie die Übung abläuft und was sie bringen soll.
Erdbeben sind am Oberrhein kein unwahrscheinliches Ereignis. In Baden-Württemberg sind vor allem der Oberrheingraben, die Zollernalb und die Region rund um den Bodensee betroffen. Leichte Beben werden hier häufig gemessen, so der Landeserdbebendienst (LED). Die meisten werden kaum bemerkt. Eine Vorhersage ist aber nicht möglich. Starke Erdbeben mit katastrophalen Auswirkungen sind zwar selten, aber dennoch nicht ausgeschlossen.
Was ist die "Magnitude"? Bei der internationalen Großübung werden die Folgen eines Erdbebens einer Stärke von 6,9 im Bereich des Oberrheins simuliert. Trainiert werden die Bergung von Toten und Verletzten, sowie deren Versorgung. Die Teilnehmenden üben Szenarien wie zerstörte Gebäude, verseuchtes Trinkwasser und kaputte Infrastruktur. Darüber hinaus geht es um chemische und nukleare Gefahren als Folge des simulierten Erdbeben-Geschehens. Ziel der Übung ist es, die Zusammarbeit nationaler und internationaler Hilfskräfte zu optimieren und auf solche Situationen so gut wie möglich vorbereitet zu sein. Das baden-württembergische Innenministerium hat die Katastrophenübung organisiert. "Magnitude" bezeichnet das Maß für die Stärke von Erdbeben. Übungsorte: Mosbach, Schwarzach (beide Neckar-Odenwald-Kreis), Mannheim, Bruchsal (Landkreis Karlsruhe) Teilnehmende: Rund 1.000 Menschen aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Schweiz und Griechenland Dauer: 36 Stunden Kosten: Rund 1,36 Millionen Euro
Sendung am Do., 24.10.2024 8:30 Uhr, Regionalnachrichten SWR Studio Mannheim