
Baden-Württemberg "Und dann hat's reingehagelt" - Abgedeckte Dächer und demolierte Autos nach dem Unwetter in Ulm
Die vom Deutschen Wetterdienst angekündigten "baseballgroßen" Hagelkörner blieben aus. Aber lokal gibt es erhebliche Schäden. Besonders betroffen: Ulm-Donaustetten.
Dächer sind abgedeckt, Dachziegel haben Autos zerstört, Bäume sind herausgerissen. Am Tag nach dem Unwetter sind die Bewohner von Ulm-Donaustetten mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Wir konnten's gar nicht fassen, das ist ein Albtraum! Heidi Mölter, Ulm-Donaustetten
"Da kam bloß so kurz eine heftige Windböe. Keine zwei, drei Sekunden später hat das Haus vibriert", erzählt Heidi Mölter aus Ulm-Donaustetten im SWR-Interview. "Und ich sag noch zu meinem Mann, vorm Haus liegt lauter Holz. Woher kommt das Holz?"

Anwohnerin Heidi Mölter vor ihrem abgedeckten Haus
Unwetter in Ulm-Donaustetten: Für Bewohnerin "ein Alptraum"
Erst als sie ins Dachgeschoss ihres Hauses geht, realisiert sie, was mit ihrem Haus geschehen ist: Das Holz kam von ihrem eigenen Dachstuhl, ein großes Loch klafft dort. "Und dann hat's reingeregnet, reingehagelt. Wir sind beim Nachbarn untergekommen, aber konnten die ganze Nacht nicht schlafen. Wir konnten's gar nicht fassen, das ist ein Albtraum."
Wann das Paar wieder in sein Haus zurück kann, ist unklar. Wochen-, vielleicht sogar monatelang sei es noch unbewohnbar, so die Einschätzung der Experten, sagt Heidi Mölter. Wo sie in der Zeit unterkämen, wisse sie noch nicht. Den entstandenen Schaden am Haus könne der Gutachter noch nicht genau beziffern, er gehe aber auf jeden Fall von einer Summe im sechsstelligen Bereich aus, sagte er dem SWR.
DWD: Tornado in Ulm-Donaustetten "nicht ausgeschlossen"
Sogar von einem Tornado ist die Rede: Die Feuerwehr sprach von einer "kleinen Windhose". Und der Deutsche Wetterdienst formuliert es so: Ein zumindest kurzlebiger Tornado könne nicht ausgeschlossen werden. DWD-Meteorologe Adrian Leyser Sturm: "Einzig eine Schadensanalyse vor Ort kann Aufschluss darüber geben. Die Begutachtung und die abschließende Einschätzung wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen erfolgen."

Gewitterzellen und unterschiedliche Winde in warmen und kalten Luftmassen begünstigen die Entstehung eines Tornados.
Möglicherweise haben aber auch "Fallböen" zu den Schäden geführt, sagt SWR-Wetterexperte Hartmut Mühlbauer. Der Unterschied: Ein Tornado schleudert Gegenstände kreisförmig von ihrem Ursprungsort weg. Fallböen drücken die Gegenstände einfach nach unten.
Massive Schäden örtlich sehr begrenzt
Bereits seit den Morgenstunden sind Arbeiter der Stadt Ulm vor Ort, um die kaputten Bäume im Teilort Gögglingen/Donaustetten zu entfernen. Diese sind teilweise in private Gärten gestürzt und haben dort Schäden an Zäunen und Hütten hinterlassen. Nirgends sonst im Stadtgebiet sei das in diesem Ausmaß der Fall gewesen, sagte Baumexperte der Abteilung Grünflächen Stefan Weiß dem SWR.
"Wir haben zwei bis drei Straßenzüge mit zum Teil erheblichen Schäden. Etwa 15 komplett ausgefallene Bäume und weitere Kronbrüche, aber wirklich nur in diesen Straßen, hier haben wir den Hotspot". Im Umfeld seien dagegen nur leichte Schäden zu beobachten.
Es hat auf jeden Fall eine Drehbewegung statt gefunden, also ich gehe von einer Art Windhose aus. Stefan Weiß, Baumexperte der Stadt Ulm
Durch die Tatsache, dass die Bäume regelrecht herausgerissen wurden, gehe der Baumexperte davon aus, dass es eine Windhose oder ähnliches gegeben habe. Diese Drehbewegung sei bei einer linearen Windbelastung nicht normal. Er glaube auch, dass sich solche Einsätze in Zukunft häufen werden: "Wir gehen fest davon aus, dass diese Sturmereignisse in den nächsten Jahren Standard werden", so Stefan Weiß.
Alle Feuerwehreinsätze in Ulm beendet
Die Feuerwehr Ulm teilt mit: Sie war am Mittwochabend mit insgesamt rund 120 Kräften im Einsatz, vor allem natürlich in Ulm-Donaustetten und Ulm-Gögglingen. Es gab aber auch noch kleinere Einsätze im restlichen Stadtgebiet. Inzwischen sind alle Feuerwehr-Einsätze abgeschlossen.
Sendung am Do., 5.6.2025 11:30 Uhr, SWR4 BW Studio Ulm