Zahlen aus Ostdeutschland Mehr rechtsextremistische Vorfälle an Schulen
Hitlergruß oder antisemitische Beschimpfungen: In Brandenburg hat die Zahl rechtsextremistischer Vorfälle an Schulen laut Bildungsministerium stark zugenommen. Das gilt einer Umfrage zufolge auch für andere ostdeutsche Bundesländer.
Die Zahl rechtsextremistischer Vorfälle an Schulen in Brandenburg hat sich im Schuljahr 2022/2023 deutlich erhöht. Wie das Bildungsministerium mitteilte, hatten die staatlichen Schulämter bis Anfang Juni 70 solcher Äußerungen oder Vorfälle gemeldet - während im gesamten Schuljahr 2021/22 30 gezählt wurden. Das Ministerium verwies allerdings auch darauf, dass das Schuljahr 2021/2022 noch unter dem Zeichen der Corona-Krise stand.
Die "Welt am Sonntag" hatte zuvor über das Thema berichtet. Die Zeitung schrieb unter Berufung auf eine eigene Umfrage von fast 100 gemeldeten Vorfällen in Brandenburg, 91 in Thüringen (etwa 30 mehr als 2021) sowie 48 Vorkommnissen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Bildungsministerien der meisten anderen Länder führen laut eigener Aussage hierzu keine Statistiken, wie die "Welt am Sonntag" weiter berichtete.
Brandbrief von zwei Lehrern
Die Lehrkräfte Max Teske und Laura Nickel aus Burg im Spreewald in Brandenburg hatten im April in einem Brandbrief tägliche rechtsextremistische Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht. Danach waren sie zunehmend Anfeindungen ausgesetzt. Beide Lehrer kündigten am Mittwoch an, die Schule wechseln zu wollen.
Konsequentes Vorgehen gefordert
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte der Zeitung: "Auf Schulhöfen wird 'Du Jude' leider als gängige Beschimpfung verwendet." Jeder Vorfall sei schrecklich und schwer zu ertragen. "Darum brauchen wir eine bundesweite Meldepflicht für antisemitische Vorfälle an Schulen." Thüringens Innenminister Georg Maier erklärte: "Rechtsextremismusvorfälle an Schulen sollten bundesweit einheitlich erfasst werden."
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hält ein konsequentes Vorgehen für nötig. Die Vorgänge an Brandenburger Schulen "sind ein Alarmzeichen", sagte die FDP-Politikerin der "Welt am Sonntag". "Freiheit, Demokratie, Toleranz und Pluralität sind zentrale Werte unserer Gesellschaft, auch an Schulen." Sie müssten, wo es notwendig sei, verteidigt werden. "Hierzu müssen alle beitragen. Dazu gehört ein koordiniertes und konsequentes Vorgehen aller Verantwortlichen."