Mobile Luftfilter in Schulen Mehr als heiße Luft?
Um die Schulen fit zu machen für das neue Schuljahr, will der Bund nicht nur fest verbaute, sondern auch mobile Luftfilter fördern - mit 200 Millionen Euro. Aber reicht das, um den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten?
Man wolle den Unterricht so sicher wie möglich machen, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in Berlin, als er nach der Kabinettssitzung vor die Presse trat. "Uns liegt daran, dass Präsenzunterricht auch bei möglicherweise steigenden Infektionszahlen möglich ist", so der Minister. Einen erneuten Lockdown in der Corona-Krise gilt es aus Altmaiers Sicht unbedingt zu verhindern.
Deswegen will der Bund nun 200 Millionen Euro für mobile Luftfilter ausgeben. Bislang wurde nur der Einbau fester Anlagen gefördert. Seit Juni konnten Einrichtungen Gelder beantragen - maximal 500.000 Euro und nur dann, wenn nicht bereits Geld von anderen Stellen kommt. Das jetzige Programm ist eine Ergänzung des bereits bestehenden Förderprogramms und soll laut Altmaier möglichst schnell und unbürokratisch umgesetzt werden. Doch welche Geräte dann zum Einsatz kommen, muss derzeit noch vom Umweltbundesamt und dem Verband der deutschen Ingenieure geprüft werden.
Wie wirksam sind mobile Luftfilter?
Die mobilen Luftfilter sehen aus wie kleine Kühlschränke und sollen vor allem in Klassenräumen aufgestellt werden, die sich nicht gut lüften lassen: Räume, die keine Fenster oder Kipp-Fenster haben und wo der Luftaustausch sehr schlecht ist.
Forschende der Universität Stuttgart haben an zehn Schulen in verschiedenen Klassenzimmern gemessen, wie sich diese mobilen Luftfilter auf den Aerosolgehalt der Luft auswirken. Das Ergebnis: Die Geräte sind sehr wirksam, aber auch laut und sie verursachen Zugluft. Außerdem haben die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler festgestellt, dass die Geräte weder Feuchtigkeit noch Kohlendioxid abführen. Das könne vor allem im Winter problematisch werden. Ihr Fazit: Mobile Luftfilter können in erster Linie eine Ergänzung sein und ersetzen auf keinen Fall das Lüften.
Auch vonseiten der SPD heißt es, mobile Luftfilter könnten kein Allzweckmittel sein. Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) betonte: "Es braucht einen Mix aus verschiedenen Vorkehrungen und Vorsichtsmaßnahmen im Schul- und Kita-Alltag."
Kritik von GEW und Lehrerverband
"Zu spät und zu wenig", so lautet die Kritik des deutschen Lehrerverbands. Der Vorsitzende Heinz-Peter Meidinger hat die Förderung von Luftfiltern grundsätzlich begrüßt, aber "angesichts eines erforderlichen Gesamtinvestitionsvolumens von circa 1,5 Milliarden Euro für die Ausstattung von über 650.000 Unterrichtsräumen mit mobilen Raumluftfilteranlagen ist das Gesamtvolumen wohl nicht ausreichend". Außerdem sei die Förderung etwas spät, denn in manchen Bundesländern beginne die Schule bereits wieder in drei Wochen.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) geht deswegen davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler in Deutschland auch in einigen Monaten noch regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden müssen. "Damit Kinder und Jugendliche sicher zu ihrem normalen Schulalltag zurückkehren können", so die Bildungsministerin.