Interview zu Nichtraucher-Restaurants Räucherlachs statt Raucherlunge
Für viele gehört sie einfach dazu: die Zigarette nach dem Essen. Für viele aber auch nicht. Deswegen hat Laurenz Lamberts eines der ersten Nichtraucher-Restaurants in Hamburg eröffnet. Und ging pleite. Warum er sich trotzdem für rauchfreie Restaurants einsetzt, sagt er im Interview mit tagesschau.de.
tagesschau.de: Warum war es Ihnen so wichtig, ein Nichtraucher-Restaurant zu eröffnen?
Laurenz Lamberts: Weil es zum Essen passt. Ich lege den Qualitätsstandard meines Essen ziemlich hoch und wenn jemand dabei raucht, passt das nicht. Außerdem kriegt man den Tabakgestank nicht mehr weg. Der setzt sich überall fest und beeinträchtigt das Essen.
tagesschau.de: Was für eine Klientel geht in ein Nichtraucher-Restaurant?
Lamberts: Nicht nur Nichtraucher. Ich habe sogar viele positive Reaktionen von Rauchern bekommen, weil ihnen die Atmosphäre ohne Rauch gefiel. Mein Restaurant hatte diesen „Vollwert-Charakter“ und damit habe ich natürlich auch Menschen angesprochen, die gesund leben. Menschen, die sich gut ernähren, nur selten rauchen und wenig Alkohol trinken.
tagesschau.de: Wie haben die Gäste auf das Rauchverbot reagiert?
Lamberts: Es gab unterschiedliche Reaktionen. Manche Gäste sind extra ins „Lamberts“ gekommen, weil man vom Rauch verschont wurde. Aber es gab auch Leute, die wieder gegangen sind und sich darüber aufgeregt haben. Einmal kam z.B. eine Gruppe von Männern ins Restaurant und der eine von ihnen wollte unbedingt rauchen. Als ich ihm sagte, dass er das hier nicht darf, hatte er das große „P“ auf der Stirn. Voller Panik und Unverständnis sammelte er seine Truppe ein und verließ das Restaurant. Obwohl seine Bekannten schon am Tisch saßen. So etwas kam schon häufiger vor.
"Wer raucht, trinkt mehr"
tagesschau.de: Sie mussten Ihr Restaurant im Mai schließen, weil es sich nicht mehr rentiert hat. Haben Sie mit dem Rauchverbot Kunden verprellt?
Lamberts: Das kann ich nicht ausschließen. Das Hauptproblem war, dass bei einem gesunden Essen weniger Alkohol konsumiert wird. Mein Steuerberater hat mir gesagt: Ein Restaurant verdient an den Getränken und nicht am Essen! Das Konzept ging bei mir nicht auf. Das gleiche gilt für Zigaretten und Alkohol. Wer viel raucht, trinkt auch in der Regel mehr Alkohol.
tagesschau.de: Woran liegt das?
Lamberts: Das ist eigentlich ganz einfach. Nikotin hat eine gefäßzusammenziehende Wirkung, Alkohol eine gefäßdehnende Wirkung. Wenn ich also rauche und sich meine Gefäße zusammenziehen, suggeriert mir mein Körper, dass ich mir etwas zur Gefäßdehnung zuführen soll. Also trinke ich Alkohol. Genauso ist das bei vielen tierischen Fetten und Salz. Die ziehen auch die Blutgefäße zusammen und der Körper will das dann wieder ausgleichen, z..B. mit einem süßen Nachtisch.
tagesschau.de: Sie planen, demnächst wieder ein Restaurant zu eröffnen, in dem nicht geraucht werden darf. Warum gehen Sie das Risiko ein zweites Mal ein?
Lamberts: Natürlich habe ich den wirtschaftlichen Schaden, den ich mit meinem letzten Nichtraucher-Restaurant hatte, im Hinterkopf. Aber ich bin ziemlich sicher, dass in den nächsten Jahren ein komplettes Rauchverbot in deutschen Gaststätten verhängt wird. Es würde sich ja nicht lohnen, jetzt ein Restaurant zu eröffnen, in dem man noch rauchen darf und dann in ein paar Jahren wieder alles rückgängig zu machen.
"Nichtraucher-Bereich bringt nichts"
tagesschau.de: Warum warten Sie nicht mit der Eröffnung, bis die Bundesregierung ein Rauchverbot verhängt? Das wäre doch die sicherere Variante...
Lamberts: Ich warte doch nicht auf die Politik! Da kann man sich ja gleich erschießen. Es bringt auch nichts, einen Raucher- und einen Nichtraucher-Bereich zu schaffen. Der Rauch zieht ja sowieso überall hin. Dann bräuchte man schon eine sehr gute Lüftungsanlage und die kostet mindestens 20.000 oder 30.000 Euro. Gerade kleinere Gaststätten können sich das gar nicht leisten.
tagesschau.de: Brauchen wir überhaupt eine staatliche Regulierung oder ein Verbot, wenn es ums Rauchen geht? Ist es nicht der freie Wille von jedem Menschen in ein Restaurant zu gehen, in dem geraucht oder auch nicht geraucht wird?
Lamberts: Ich möchte auch nicht, dass der Staat mir alles verbietet oder erlaubt. Aber der freie Wille hört immer da auf, wo man andere Menschen einschränkt. Und als Nichtraucher hat man ja keine Alternativen. Schließlich gibt es kaum Lokalitäten, in denen nicht geraucht wird. Schon gar nicht in Bars oder Discotheken. Als Nichtraucher ist es also schwer, seinen freien Willen auszuleben.
Das Interview führte Jasmin Al-Safi für tagesschau.de