Hintergrund Fragen und Antworten zum Thema Doping
Nicht nur Hochleistungssportler helfen manchmal nach. Auch viele Amateure greifen zu Pillen und Shakes, um ihre Leistungen zu steigern. Was passiert beim Doping im Körper? Welche Nebenwirkungen treten auf? Was bringen "erlaubte" Präparate? tagesschau.de hat Fragen und Antworten zum Thema zusammengestellt.
Was genau passiert beim Doping im Körper?
Unter "Doping" versteht man die Einnahme verbotener Substanzen zur Leistungssteigerung im Sport. Doping ist aber nicht gleich Doping. "Wenn man über die Konsequenzen des Dopings reden will, muss man genau differenzieren, welche Form von Doping gemeint ist", erklärt der Hamburger Sportmediziner Michael Braumann. Von allen Mitteln erhoffen sich die Sportler, dass die Einnahme ihre Leistungen steigert. Nicht erwünscht sind wohl die meisten Nebenwirkungen: Psychische Probleme sind nicht selten, auch hormonelle Störungen sind bekannt. Im schlimmsten Fall können Dopingmittel auch zum Tod führen - zum Beispiel, wenn sie falsch dosiert werden.
Beispiel Bodybuilding: In den Fitnessstudios machen viele gar kein Geheimnis daraus, dass sie Muskelwachstumfördernde Präparate einnehmen. Was sind das für Präparate und was richten sie im Körper an?
Bekannt sind in dieser Szene vor allem die so genannten anabolen Steroide - kurz Anabolika. Dabei handelt es sich um Substanzen, die im Körper den Proteinaufbau ankurbeln. Gefährlich sind diese Präparate vor allem, wenn sie - wie es häufig geschieht - überdosiert werden. "Die schlimmste Veränderung ist die des Blutfettprofils", sagt Braumann. "Das 'schlechte' Cholesterin im Körper nimmt zu, bei jüngeren Menschen kommt es zu Herzerkrankungen - viele erleiden sogar einen Infarkt." Schäden, so Braumann, könnten auch an der Leber auftreten. Dort können durch die Anabolika Zysten entstehen und platzen, innerhalb von Sekunden könne es zum Tod kommen. Auch hormonelle Störungen bei Überdosierung sind nicht ausgeschlossen. Bei Männern könnten aufgrund der geringeren körpereigenen Testosteronproduktion die Hoden schrumpfen. Manchmal bilde sich auch eine weibliche Brust.
Diese Nebenwirkungen sind kein Geheimnis. Warum nehmen dennoch so viele Menschen Anabolika ein?
Weil diese Präparate einen bei Sportlern durchaus erwünschten Effekt haben: Sie bekommen mehr Muskeln. Anabolika fördern den so genannten Aufbaustoffwechsel des menschlichen Körpers. Dabei wird die Synthese von Eiweiß verstärkt, gleichzeitig wird der Abbau der körpereigenen Eiweißvorräte vermindert - der Muskelaufbau geht schneller. Auch die Regeneration nach anstrengenden Trainingsphasen wird durch die Einnahme der Anabolika beschleunigt.
Wirken die Präparate bei Frauen anders als bei Männern?
Bei Frauen wird die Wirkung noch verstärkt. "Weil sie weniger Testosteron bilden, reagieren sie auf die Zufuhr von außen stärker", erläutert der Sportmediziner Braumann. "Bei ihnen wachsen mehr Muskeln."
Die meisten Präparate sind illegal und werden nicht selten aus dubiosen Quellen bezogen. Es gibt aber auch "erlaubte" Eiweißpräparate. Wofür braucht man die?
In manchen Trainingsphasen kann es für Sportler durchaus sinnvoll sein, zusätzliche Aminosäuren aufzunehmen - zum Beispiel in Form eines Proteincocktails. "Natürlich kann man das mal versuchen, es schadet nichts", sagt der Sportmediziner Braumann. "Im schlimmsten Fall bringt es gar nichts." Bedenkenlos einnehmen sollte man die Mittel trotzdem nicht. Braumann erinnert in diesem Zusammenhang an eine Studie der Sporthochschule Köln. "Da hat man eine große Anzahl von erlaubten Eiweißpräparaten aus dem Internet auf verbotene Substanzen untersucht." Das Ergebnis war ernüchternd: In fast zwei Dritteln waren verbotene Substanzen enthalten. "Man muss sich im Klaren sein, dass viele der Substanzen auch kontaminiert sind", so Braumann. In einem vermeintlich harmlosen Proteincocktail kann also ein Anabolikum vorhanden sein - vom Hersteller bewusst oder unbewusst beigemischt. Für den Sportler kann sich ein solcher "erlaubter" Cocktail dann bitter rächen. "Bei der nächsten Dopingkontrolle kann das ein positives Ergebnis bedeuten", gibt Braumann zu bedenken. Dies zeige, wie wichtig es ist, sich über die Qualität der Produkte genau zu informieren.
Wie wird Doping in Deutschland verfolgt?
Zentrale Kontrollinstanz ist die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada mit Sitz in Bonn. Sie organisiert seit Anfang der neunziger Jahre die Kontrollen außerhalb von Wettkämpfen. Nach Angaben der Nada finden jährlich in Deutschland etwa 4500 so genannte Out-of-Competition Tests, also Trainingskontrollen, statt. Hinzu kommen Wettkampfkontrollen, die aber nicht von der Nada, sondern in der Verantwortung der jeweiligen Verbände und Veranstalter liegen. Laut Nada-Jahresbericht wurden 2006 insgesamt 4517 Trainings- und 3679 Wettkampfkontrollen durchgeführt. Dabei wurden knapp 200 so genannte "dopingrelevante Vorfälle" gemeldet – eine Zahl, unter der die Kontrolleure zunächst jede Auffälligkeit zusammenfassen. Fast die Hälfte der Fälle brachte laut Nada im Labor nach einer weiteren Überprüfung keine weiteren Befunde. Den Trainings- und Wettkampfkontrollen unterliegen nur Top-Athleten, die an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Zum 1. Juli 2007 hat die Nada den Kreis dieser Athleten etwas vergrößert: Rund 2000 Athleten unterliegen nun verschärften Meldepflichten.
Wie laufen solche Kontrollen ab?
Die Auswahl der Athleten, die getestet werden, erfolgt nach Angaben der Nada sowohl zufällig als auch gezielt. Bei der Zufallsauswahl sucht ein Computer den Sportler aus, bei der gezielten Auswahl entscheiden Kontrolleure der Nada, wer getestet wird. Dies kann zum Beispiel in Trainingslagern der Fall sein, wo dann alle Anwesenden getestet werden. Auch, wenn ein Sportler zuvor auffällige Werte hatte, die noch nicht unter Doping fielen, sind Nachkontrollen nicht selten. Die Kontrollen können angekündigt oder ohne Voranmeldung stattfinden.
Zusammengestellt von Sarah Lindner