Umfassende Erhebung Wald gibt mehr Kohlenstoff ab, als er aufnimmt
Die neue Bundeswaldinventur zeigt, dass die Waldfläche in Deutschland insgesamt zugenommen hat. Durch Schädlinge und Trockenheit geben die Wälder aber inzwischen mehr Kohlenstoff ab, als sie aufnehmen.
Durch klimabedingte Schäden geben die Wälder in Deutschland inzwischen mehr Kohlenstoff ab, als sie aufnehmen können. Der Wald sei mittlerweile zu einer "Kohlenstoffquelle" geworden, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bei der Vorstellung der neuen Bundeswaldinventur. "Das bedeutet, der Verlust an Biomasse ist durch Stürme und Dürre sowie Käferbefall größer als der Zuwachs an lebender Biomasse." Der deutsche Wald helfe beim Erreichen der Klimaziele "nicht mehr in dem Maße, wie wir es bis dann gewöhnt waren".
Eine 4- für den Wald
Insbesondere der Fichtenbestand ging seit 2018 wegen Trockenheit und Borkenkäferbefall deutlich zurück, wie das für die Bundeswaldinventur zuständige Thünen-Institut mitteilte. Die Untersuchung zeigt aber auch, dass der Umbau hin zu Mischwäldern vorankommt.
Seit der Bundeswaldinventur 2012 hat die Waldfläche geringfügig um 15.000 Hektar zugenommen. Der Anteil an Mischwäldern, in denen Nadel- und Laubbäume zusammenstehen, ist leicht auf 79 Prozent gestiegen. Dies wertete das Ministerium als "positives Signal" für die Biodiversität. "Mischwälder bieten eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten sowie eine bessere Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel."
Die Bäume in Deutschland leiden unter den Folgen der Klimakrise. Dürre und hohe Temperaturen, aber auch der Befall mit Parasiten setzen ihnen zu.
Der agrarpolitische Sprecher der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament, Martin Häusling, bescheinigte dem Zustand des deutschen Waldes die Schulnote 4-. Die Forstwirtschaft müsse sich in Zukunft noch stärker auf den Schutz und die Schonung des Waldes konzentrieren.
Rund die Hälfte der Wälder in Privatbesitz
11,5 Millionen der knapp 36 Millionen Hektar der Bundesrepublik sind mit Wald bedeckt, wie aus der Bundeswaldinventur hervorgeht. Die größte Waldfläche befindet sich demnach mit rund 2,6 Millionen Hektar in Bayern, anteilig ist die Waldfläche in Rheinland-Pfalz und Hessen mit jeweils 43 Prozent der Gesamtfläche am größten.
Mit 48 Prozent ist rund die Hälfte der deutschen Wälder in Privatbesitz. Die Bundesländer besitzen wie schon bei der letzten Waldinventur vor zehn Jahren 29 Prozent der Waldfläche. Der Anteil am Staatswald ist auf drei Prozent gesunken, gestiegen hingegen der Waldbesitz von Körperschaften wie Kommunen und Stiftungen von 19 auf 20 Prozent.
Die Bundeswaldinventur muss laut Gesetz mindestens alle zehn Jahre stattfinden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium bezeichnet sie als umfangreichste Erhebung zum Zustand der Wälder in Deutschland. Für die Inventur haben laut seinen Angaben im Jahr 2022 etwa 100 Inventurtrupps bundesweit an rund 80.000 Stichprobenpunkten Daten gesammelt sowie über 520.000 Bäume vermessen.