Synodaler Weg Bleiben die Bischöfe auf Kurs?
Der Reformprozess in der katholischen Kirche in Deutschland steht auf der Kippe. Riskieren die Bischöfe den Bruch mit Rom im Streit um den "Synodalen Weg" oder knicken sie ein? In Frankfurt könnte es zum Eklat kommen.
Die Nervosität ist mit Händen zu greifen. Selbst der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing warnte mit Blick auf die heute beginnende fünfte Vollversammlung des Synodalen Weges vor einem Eklat, den "ich uns allen nicht wünsche".
Der Dialog zwischen Laien und Bischöfen für eine Reform der Katholischen Kirche in Deutschland geht in die Schlussrunde. Wichtige Papiere stehen in Frankfurt zur Entscheidung an: Frauen sollen predigen dürfen, homosexuelle Paare einen kirchlichen Segen erhalten, Rom soll die Diakoninnenweihe ermöglichen und die Abschaffung der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester prüfen. Forderungen, die von den Laien beim "Synodalen Weg" fast einmütig befürwortet werden. Aber bleiben die Bischöfe auf Kurs?
Rauer Wind aus Rom
Der Gegenwind aus Rom hat zuletzt deutlich zugenommen. Alle nun zur Debatte stehenden Forderungen sind inzwischen seitens des Vatikans ausdrücklich abgelehnt worden. Riskiert die Mehrheit der Bischöfe den Konflikt mit Rom? Oder knicken sie ein, verweigern den Reformpapieren die nötige zwei Drittel-Mehrheit der Bischöfe und nehmen damit ein Scheitern des "Synodalen Wegs" in Kauf?
Es gibt Anzeichen, dass das römische Dauerfeuer gegen den "Synodalen Weg" bei einigen Amtsträgern Wirkung zeigt. Als die Bischöfe im November zum turnusgemäßen Rapport in Rom waren, dem "ad limina-Besuch", wurden sie mit der Forderung konfrontiert, den "Synodalen Weg" unverzüglich auszusetzen. Die Bischöfe unter der Führung des Konferenzvorsitzenden Bätzing widersetzten sich zwar einem solchen Moratorium. Aber der Schreck scheint dem einen oder anderen in die Glieder gefahren zu sein.
Katholische Machtarchitektur in Gefahr?
Der nächste Warnschuss folgte zwei Monate später. Diesmal ging es um den bereits im vergangenen September beschlossenen "Synodalen Rat". Das wäre ein bundesweites kirchliches Leitungsgremium, in dem Bischöfe gemeinsam mit Laien zu allen relevanten Fragen inklusive der Finanzen beraten und Entscheidungen treffen. Ein solches Gremium untergräbt aus römischer Sicht die alleinige Autorität der Bischöfe und legt damit die Axt an die Wurzel der katholischen Machtarchitektur.
Die drei Kurienkardinäle, die am 16. Januar das Verbot des "Synodalen Rates" mitteilten, hatten sich vorher die Rückendeckung des Papstes geholt. Bischof Bätzing zeigte sich zwar standhaft und nannte die Vorbehalte des Vatikans "nicht begründet". Er versicherte den Kardinälen, dass man die "von Ihnen vorgebrachte Sorgen ernst nehme" und alles kirchenrechtskonform gestalte.
Auf Konfrontationskurs - oder lieber nicht?
Aber mit diesem Vorstoß bescherte Rom der Vollversammlung eine weitere Nagelprobe. Denn am Samstag steht die Wahl von 20 Mitgliedern des "Synodalen Ausschusses" auf der Tagesordnung. Dieser hat die Aufgabe, den von Rom nun verbotenen "Synodalen Rat" zu konzipieren und einzurichten. Was tun? Immerhin ist Rom nicht soweit gegangen, auch diesen vorbereitenden "Synodalen Ausschuss" direkt zu verbieten. Vor dieser letzten Brüskierung des "Synodalen Wegs" scheute Rom zurück.
Führende Laien beim "Synodalen Weg", wie die Präsidentin Irme Stetter-Karp, sind enttäuscht vom Vatikan. Widerstand und Missverständnisse schießen ins Kraut, aber statt zu reden, sehen sich die Laien einer andauernden Gesprächsverweigerung gegenüber. In dreieinhalb Jahren gab es kein einziges direktes Gespräch mit dem Präsidium des "Synodalen Weges".
Kardinal Woelki und vier Bischöfe auf Seiten Roms
Bei der Mobilisierung des römischen Widerstands spielen der Kölner Kardinal Woelki und die vier bayerischen Bischöfe Voderholzer (Regensburg), Oster (Passau), Meier (Augsburg) und Hanke (Eichstätt) ein Schlüsselrolle. Sie haben durch ihre Anfrage das ausdrückliche Verbot des "Synodalen Rates" provoziert. Die ehemalige deutsche Botschafterin im Vatikan, Annette Schavan, meinte daraufhin, die Reformverbote Roms seien "aus Deutschland bestellt" worden.
Die Blockierer unter den deutschen Bischöfen mögen in der Minderheit sein, aber sie wissen den Vatikan hinter sich. Vermittelnde Positionen sind kaum denkbar. Ein traditionelles klerikal-hierarchisches Kirchenbild auf der einen Seite, ein auf Machtteilung und synodalen Austausch orientiertes System auf der anderen Seite.
Retten, was zu retten ist
Bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe vor einer Woche brach der Streit um den "Synodalen Weg" unverhohlen auf. Um zu retten, was zu retten ist, wurde in den Gesprächen fieberhaft nach Konsensformeln gesucht, um mit Änderungsanträgen vielleicht doch noch möglichst viele der in Frankfurt zu beratenden Beschlüsse für die Bischöfe mehrheitsfähig zu bekommen. Ob die 230-köpfige Synodalversammlung nun geneigt ist, die Reformpapiere mit Rücksicht auf konservative Bischöfe noch weiter weichzuspülen oder ob es in einem Eklat mündet, ist offen.
Bischof Bätzing will, dass am Ende des "Synodalen Weges" Zeichen der Veränderung stehen. Die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wäre ein solches ihm wichtiges Zeichen. Oder Frauen auf der Kanzel. Wenn solche Zeichen ausblieben, "glauben uns die Menschen nicht mehr und laufen reihenweise weg", so seine Befürchtung.