Cybertruppe der Bundeswehr Mehr als Hacker in Uniform
Cyberbedrohungen abwehren, Satelliten-Verbindungen aufbauen, digitale Karten erstellen: Was hinter dem Bundeswehr-Kommando "Cyber- und Informationsraum" steckt.
Am Anfang stand eine Technikschau. Zu Beginn des Besuchs von Boris Pistorius in der Tomburg-Kaserne in Rheinbach nahe Bonn wurde dem Minister unter anderem die Satellitentechnik in Rucksackgröße präsentiert, mit der die Bundeswehr vor rund drei Monaten beim Evakuierungseinsatz im Sudan die Verbindung nach Deutschland sicherstellte.
Außerdem demonstrierten die Spezialisten vom Geoinformationswesen die Fähigkeiten eines nagelneuen Vermessungsfahrzeugs, das 3D-Karten erstellen und so Kampftruppen unterstützen kann. Gezeigt wurde auch, wie im Einsatz elektromagnetische Signale von versteckten Sprengsätzen gestört werden können.
Später informierte sich Pistorius über die Arbeit der Cyberspezialisten der Bundeswehr, die in Friedenszeiten die digitale Infrastruktur der Armee gegen Hackerangriffe schützen und auch die Fähigkeiten für eigene Angriffe bereitstellen sollen.
Klare Regeln für Kampf im Netz nötig
Pistorius bekräftigte am Rand des Besuchs die Forderung nach klaren Regeln für Hackerangriffe der Bundeswehr: "Was wir nicht gebrauchen können, ist nicht zu wissen, was wir tun dürfen, wenn wir es tun müssen", erklärte der Verteidigungsminister.
Er hält Regelungen darüber für nötig, unter welchen gesetzlichen Rahmenbedingungen der Bundeswehr offensive Cyberoperationen erlaubt sind. Diese Abgrenzung müsse natürlich im Rahmen einer Parlamentsarmee gefunden werden, betonte Pistorius - also unter Einbindung des Bundestages.
Viel mehr als "Cyber"
Der Organisationsbereich "Cyber- und Informationsraum" der Bundeswehr, kurz CIR wurde vor rund sechs Jahren von der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gegründet. Die Verwendung des Begriffs Cyber im Namen der Einheit kann dabei in die Irre führen.
Zum CIR gehören nicht nur die Spezialisten der Bundeswehr für Cyberkriegsführung. Der Aufgabenbereich des Kommandos ist viel breiter. Rund 15.000 Soldatinnen und Soldaten sowie zivile Beschäftigte gehören zum CIR, der damit fast so groß ist, wie die Marine, die kleinste Teilstreitkraft der Bundeswehr.
"Auge und Ohr" der kämpfenden Truppe
Pistorius hob bei seinem Besuch die Bedeutung des Kommandos CIR für die gesamte Bundeswehr hervor. Kommunikationsfähigkeit sei der Schlüssel für Verteidigungsfähigkeit, befand der Minister.
Zu wissen, welche und wie viele Panzer man habe, sei wichtig, so Pistorius, aber ebenso wichtig sei zu wissen, wie die Panzer auf ihre Ziele zugeführt werden könnten. Er nannte das CIR Auge, Ohr und zentrales Nervensystem der Streitkräfte.
Im Wesentlichen gliedert sich CIR in vier Teilbereiche: Die Spezialisten des Kommandos "IT-Services" sind für den sogenannten "grünen Anteil" am IT-Wesen der Bundeswehr zuständig, also auch für die Bereitstellung von IT-Strukturen bei größeren Manövern, in Kampfeinsätzen und generell bei Auslandsmissionen.
Auch die Experten für operative Kommunikation, also unter anderem mit der lokalen Bevölkerung bei Einsätzen und das Geoinformationswesen gehören zum CIR. Hinzu kommt das Kommando "Aufklärung und Wirkung", das zum Beispiel für Fernmeldeaufklärung und Cyberoperationen zuständig ist.
IT-Soldaten dringend gesucht
Das Kommando CIR braucht viele Spezialisten. Vor allem im IT-Bereich steht die Bundeswehr dabei im harten Wettbewerb mit der Privatwirtschaft. Ende vergangenen Jahres waren, wie die Bundeswehr damals mitteilte, im Organisationsbereich CIR von insgesamt 6000 IT-Stellen fast 1500 frei, darunter Posten für Feldwebel und Offiziere.
Was die Bezahlung von IT-Spezialisten in Uniform angeht, kann die Bundeswehr mit der freien Wirtschaft nicht mithalten. Sie wirbt mit Qualifizierungs-Möglichkeiten über eigene Fachschulen und Universitäten.