Grüne Deligierte auf einem Parteitag in Frankfurt am Main

Mitgliederzuwachs bei Parteien "Wahlkampfzeiten sind Mobilisierungszeiten"

Stand: 27.12.2024 05:03 Uhr

In vielen Parteien gingen die Mitgliederzahlen jahrelang bergab. Nach dem Ampelbruch sieht das jetzt anders aus. Viele neue Mitglieder sind für den Wahlkampf hoch motiviert.

Von Anna Luca Kirchhoff, WDR

Seit dem Ende der Ampelkoalition am 6. November haben sich 20.000 Menschen den Grünen angeschlossen. Darunter auch Grit Glöckner-Kolodziej aus Hückeswagen. Auch sie ist Ende November den Grünen beigetreten.

Nach dem Ampel-Aus ist ihr eins klar geworden: "Es braucht für mich eine Handlung, um selber zuversichtlich zu bleiben." Sie betont, dass der Beitritt in eine Partei aber nur der erste Schritt ist, und möchte sich nun auch im Alltag vermehrt politisch engagieren.

Die Grünen sprechen von einem absoluten Rekordmonat und verzeichnen nun eine Gesamtzahl von 150.000 Mitgliedern.

Auch die Linken profitieren von dem Koalitionsbruch. Seitdem sind 6.000 Mitglieder der Partei beigetreten. Insgesamt geht die Partei von einer Mitgliederzahl von inzwischen 58.000 Menschen aus.

Besondere Motivation, einen größeren Beitrag zu leisten

Warum gerade jetzt Menschen den Parteien beitreten, damit beschäftigt sich Parteienforscher Thomas Poguntke aus Düsseldorf: "Wahlkampfzeiten sind Mobilisierungszeiten. Menschen, die einer Partei ohnehin nahe stehen, fühlen sich jetzt besonders motiviert, einen größeren Beitrag zu leisten, indem sie der Partei beitreten."

Meist seien es Menschen, die versuchen möchten, einen Unterschied zu machen. Bei den Grünen spricht er zudem von einer Anhängerschaft, die sich sehr mit der Partei identifizieren kann. Bei den Linken erklärt er die erhöhte Nachfrage so: "Die Linken stehen stark unter Druck, da geht es um das parlamentarische Überleben."

Interesse an Teilhabe überall spürbar

Auch die FDP teilte auf Anfrage mit, dass ihnen nach dem Ampel-Austritt deutschlandweit rund 2.500 neue Mitgliedsbeiträge vorliegen. Mit dazu gehört auch Tara Tzalis aus Köln. Ihre Motivation für den Parteieintritt: "Viele Deutsche waren unzufrieden, unter anderem auch ich. Und da hab ich mir gesagt: Hör mal auf zu jammern und engagier dich." Nun möchte sie etwas ändern und in der Politik für ihre Werte einstehen.

Auch in weiteren Parteien lässt sich ein erhöhter Zulauf erkennen. Die CDU verzeichnet aktuell eine spürbar steigende Zahl neuer Mitglieder. So sollen laut Angaben der CDU in den vergangenen drei Monaten mehr als 6.600 Mitglieder neu aufgenommen worden sein. Auch die SPD beobachtet einen Zulauf. Eine genaue Anzahl teilt die SPD auf Anfrage des WDR nicht mit.

Der AfD ist es nicht möglich, genaue Angaben zu ihren Neuzugängen zu machen, erklärt Schatzmeister Carsten Hütter. Sie haben einen anderen Ablauf bei der Aufnahme, der bis zu drei Monate dauern könne. Trotzdem sei die Zahl der Eintritte weiterhin anhaltend hoch.

Grundsätzlich gilt bei den aktuellen Zahlen, dass nicht alle Anträge unmittelbar auf Bundesebene der Parteien erfasst werden und sie deshalb nur bedingt vergleichbar sind.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die "Aktuelle Stunde" im WDR Fernsehen am 01. Dezember 2024 um 18:45 Uhr.