Deutscher Bauerntag Scholz fordert gerechten Lohn für Landwirte
Auf dem Deutschen Bauerntag hat Kanzler Scholz die Bedeutung der Landwirtschaft betont. Landwirte müssten von ihrer Arbeit leben können, so Scholz. Agrarminister Özdemir sicherte finanzielle Hilfen für mehr Klima- und Tierschutz zu.
Beim zweiten Tag des Deutschen Bauerntages in Münster hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Arbeit der Landwirte gelobt und deren Bedeutung für die Nahrungsmittelversorgung im Land hervorgehoben.
In einer Videobotschaft sagte der Kanzler, die Landwirte seien es, die die Bevölkerung verlässlich mit Lebensmitteln versorgten. Dabei sei kaum ein Wirtschaftszweig so vom tiefgreifenden Wandel durch den menschengemachten Klimawandel betroffen wie die Landwirtschaft.
Hinzu kämen geänderte Ernährungsgewohnheiten bei Konsumenten und ein größerer Anspruch beim Tierwohl. Für die Bundesregierung sei klar, dass Landwirte - egal ob konventionell oder bio - von ihrer Arbeit müssten leben können: "Sie ermöglichen, dass 84 Millionen Menschen in Deutschland gut leben können."
Der Bundeskanzler erinnerte an die durch den russischen Angriffskrieg ausgelöste weltweite Knappheit an Getreide. "Frieden und Ernährungssicherheit sind eng miteinander verknüpft. Eine Folge des Krieges ist, dass die Preise für Futtermittel und damit Lebensmittel gestiegen sind", sagte Scholz.
Auch Bundesagrarminister Cem Özdemir würdigte die Arbeit der Branche und sicherte den Landwirten Verlässlichkeit und eine begleitende Finanzierung bei der Umstellung zu mehr Klima- und Tierschutz zu.
Es gelte, Veränderungen auf den Weg zu bringen, um Lebensgrundlagen und Wirtschaftlichkeit zu bewahren, sagte der Grünen-Politiker. "Aber doch bitte nicht mit dem Fallbeil." Es gehe nur Schritt für Schritt sowie mit Planungssicherheit und guten Kompromissen. Die Tierhaltung könne nur krisenfest sein, wenn sie in Zukunft stärker klima- und tiergerecht sei "und wenn gleichzeitig die Landwirtinnen und Landwirte eine wirtschaftliche Perspektive haben".
"Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Bedingungen für eine krisenfeste Landwirtschaft schon einmal besser waren, als es keine Inflation gab und die Kassen voll waren. Nur wurden da wichtige Weichenstellungen nicht angepackt - das rächt sich jetzt", sagte Özdemir mit Blick auf unionsgeführte Bundesregierungen.
Im vergangenen Jahrzehnt habe die Tierhaltung "einen brutalen Strukturbruch" erlebt. Zwischen 2010 und 2020 habe sich die Zahl der schweinehaltenden Betriebe auf 32.000 fast halbiert, so Özdemir. Er arbeite seit seinem Amtsantritt dafür, den Tierhaltern wieder eine Perspektive zu geben.
Nun werde der Umbau der Tierhaltung mit dem vom Bundestag beschlossenen Gesetz für eine verpflichtende Haltungskennzeichnung endlich angepackt. Der Minister bekräftigte, dass sie nach dem geplanten Start zunächst mit Schweinefleisch zügig ausgeweitet werden soll. Er kämpfe auch in der Koalition dafür, dass "so viele Mittel wie möglich" bereitgestellt würden, um Bauern bei Mehrkosten für bessere Haltung zu unterstützen.
Zudem warnte Özdemir vor den ökologischen und ökonomischen Folgen des Klimawandels: "Die Klimakrise kostet uns bares Geld - und zwar schon heute." Allein die Dürrejahre 2018/19 hätten die Landwirtschaft Milliarden gekostet. "Für sichere Ernten auch in 20, 30 und 50 Jahren müssen wir jetzt handeln." Er nannte zum Beispiel eine Wassernutzung, die Wasserbedarf effizient und nachhaltig steuere und andererseits das Potenzial der Böden zu Wasserspeicherung hebe, etwa mit geeigneten Anbaumethoden.