Straßenverkehr Mehr Technik könnte Zahl der Unfalltoten reduzieren
Radfahrer und Fußgänger sterben besonders oft bei tödlichen Verkehrsunfällen innerorts. Ein Drittel der Unfalltoten unter Fußgängern wäre Verkehrsforschern zufolge aber vermeidbar, wenn vor allem Lkw technisch besser ausgestattet würden.
Vor allem Fußgänger und Radfahrer sind innerorts der tödlichen Gefahr des Straßenverkehrs ausgesetzt - und müssen im Straßenverkehr besser geschützt werden, fordern Verkehrsforscher. Die Zahl der Toten könnte dabei mit bereits existierenden Mitteln deutlich vermindert werden. Das geht aus der neusten Analyse des Allianz Zentrums für Technik (AZT) geht hervor.
Um die Todeszahlen zu reduzieren, müsse vor allem der Blick in die Städte gerichtet werden, appelliert die Allianz. 40 Prozent der Unfälle würden sich in Städten ereignen, 70 Prozent der Todesopfer seien hierbei Fußgänger oder Zweiradfahrer. Das AZT hat 700 tödliche Unfälle innerorts zwischen Last- und Lieferwagen mit Fußgängern, Radfahrern und Motorradfahrern aus den Jahren 2022 und 2023 untersucht.
Drittel der Todesopfer unter Fußgängern vermeidbar
Ein Drittel der Unfälle zwischen Lastwagen und Fußgängern wäre vermeidbar, wenn alle Lastwagen mit bereits verfügbaren Assistenzsystemen ausgestattet wären, argumentieren die Fachleute des AZT in ihrer neuen Untersuchung. Für Lkw fordern die Experten neben Abbiegeassistenten niedrigere Fahrerkabinen und Manövrierfenster, die das Sichtfeld der Fahrer vergrößern sollen.
"Warnende Systeme reichen nicht aus", sagte Vorstandsmitglied Klaus-Peter Röhler auf dem diesjährigen Allianz-Autotag. Maßgeblich zu Unfällen mit Lkw trägt der Analyse zufolge das schlechte Sichtfeld der Fahrer bei, Abhilfe schaffen könnten aktiv bremsende Abbiegeassistenten. Bei Lieferwagen und Kleintransportern ist den Angaben zufolge vor allem das Rückwärtsfahren riskant, aber ähnlich wie bei Lkw sind auch Unfälle beim Rechtsabbiegen häufig.
Lieferwagen sind laut Allianz im Vergleich zu anderen Fahrzeugen überdurchschnittlich häufig an Unfällen beteiligt. Röhler kritisierte, dass Kleintransporter häufig nicht die gleichen Sicherheitssysteme mitbringen würden wie moderne Autos. "Wir erleben rasante Fortschritte in nahezu allen Bereichen der Technologie, also warum gelingt es uns nicht, das Leben auf unseren Straßen besser zu schützen?", so Röhler.
50 Prozent der Fahrer schalten Assistenzsysteme aus
Die Allianz hat außerdem Verkehrsteilnehmer in fünf Länder zur Sicherheit von ungeschützten Verkehrsgruppen befragt. Das Ergebnis der repräsentativen Umfrage: Jeder zweite Fahrer eines schweren Fahrzeugs in Deutschland gab an, Fahrerassistenzsysteme ihrer Lkws oder Vans häufig oder manchmal auszuschalten.
Dabei trifft die Schuld keineswegs immer nur die Lastwagenfahrer: Bei einem Drittel der Lkw-Unfälle waren demnach die verunglückten Fußgänger mitverantwortlich, bei den Fahrradfahrern waren es 20 Prozent, so das AZT.
Das Allianz Zentrum für Technik ist ein Forschungsinstitut der Allianz-Versicherung und untersucht Fragestellungen zu Automobiltechnologie, Reparaturtechnik, Fahrzeug- und Straßenverkehrssicherheit. In den 1970er-Jahren plädierten die Sicherheitsforscher beispielsweise angesichts der damals jährlich fünfstelligen Zahl von Verkehrstoten in Deutschland für die Einführung der Gurtpflicht.