Tierschützer warnen Tierheime nach Corona überfüllt
Die Corona-Pandemie hat für einen Haustierboom gesorgt - jetzt wollen viele ihre Tiere wieder loswerden, teils aus finanziellen Gründen. Die meisten Tierheime sind jedoch überfüllt. Der Deutsche Tierschutzbund schlägt Alarm.
Der Deutsche Tierschutzbund ist besorgt über das Schicksal der Haustiere, die von Tierheimen wegen dramatischer Überfüllung nach der Corona-Pandemie nicht mehr aufgenommen werden können. "Es muss sichergestellt werden, dass die Besitzer sich ihrer Tiere nicht anderweitig entledigen", sagte der Präsident des Bundes, Thomas Schröder, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
"Der Haustierboom, den wir in der Corona-Zeit erlebt haben, zeigt seine Folgen aktuell mit voller Wucht", betonte er. "Tagtäglich melden sich immer mehr Menschen, die ihre Tiere abgeben wollen." Dem Tierschutzbund sei derzeit kein Tierheim in Deutschland bekannt, "das aktuell nicht voll ist oder sogar mehr Tiere beherbergt als eigentlich vorgesehen", sagte Schröder.
Tierheime vermelden Aufnahmestopp
So nimmt zum Beispiel das Tierheim Süderstraße in Hamburg seit Kurzem gar keine Hunde und Katzen mehr auf, nicht einmal solche, die auf der Straße gefunden oder vom Veterinäramt beschlagnahmt wurden. Auch in Berlin sind die Kapazitäten ausgeschöpft, hier werden aktuell mehr Tiere versorgt, als es Platz gibt, wie eine Sprecherin erklärt. "Voll bis zum Anstrich" ist laut Leiter Michael Sperlich das Tierheim in Leipzig.
In München gebe es zwar keinen formalen Aufnahmestopp, aber eine sogenannte Warteliste, sagte Leiterin Eva-Maria Natzer. Halter, die ihre Tiere abgeben wollen, müssen in Einzelfällen Wochen oder Monate warten.
Allerdings kommunizierten nicht alle Tierheime offen, dass ein Aufnahmestopp bestehe, damit sich die Besitzer, die Tiere abgeben möchten, dennoch an das Tierheim wenden. Gegebenenfalls werde dann Vermittlungshilfe geleistet.
Laut Koalitionsvertrag soll eine Stiftung helfen
Ein Sprecher des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sagte dem RND, für den Tierschutz sei die Arbeit der Tierheime unverzichtbar. "Obwohl der Bund keine finanziellen Verpflichtungen hat, hat er zur Abfederung von Kosten, die Corona-bedingt oder durch die Unterbringung von Tieren aus der Ukraine anfielen, Finanzhilfen zur Verfügung gestellt."
Zur weiteren Unterstützung der Tierheime soll laut Koalitionsvertrag die Einrichtung einer Stiftung geprüft werden.
Anstieg der Tierarztkosten verschärft die Lage
Doch nicht nur viele während der Corona-Pandemie angeschaffte Tiere landen in den Heimen. Offenbar geben Halter ihre Tiere auch aus finanziellen Gründen ab. Seit im November 2022 eine neue Gebührenordnung der Tierärzte in Kraft getreten ist, sind viele Behandlungen und Eingriffe wesentlich teurer geworden.
"Bei uns im Raum Stuttgart bekommen Sie eine Katze nicht mehr für unter 200 Euro kastriert, bei einer Hündin muss man mit 1.000 Euro rechnen", sagte Ursula Gericke, Leiterin des Tierheims Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Zuschüsse für Menschen mit geringem Einkommen gebe es kaum, vielfach bleibe als einzige Lösung nur das Tierheim. Für viele chronisch kranke Tiere ist es die Endstation.